Unbezahlte Löhne, exzessive Überstunden: Schwere Vorwürfe gegen Goodyear in Malaysia
Ausländische Angestellte des US-amerikanischen Reifenhersteller Goodyear Tire & Rubber Company im Staat Selangor von Malaysia machen dem Unternehmen schwere Vorwürfe hinsichtlich unbezahlter Löhnen und exzessiver Überstunden. Auch soll es Drohungen gegenüber den ausländischen Arbeitern gegeben haben. Als erstes berichtete die Nachrichtenagentur Reuters über die Vorwürfe. Die Nachrichtenagentur bezieht sich in ihrer Berichterstattung sowohl auf Gerichtsdokumente als auch auf Beschwerden von Arbeitern.
In Interviews mit Reuters sagten sechs derzeitige und ehemalige ausländische Arbeiter sowie Beamte der malaysischen Arbeitsbehörde, dass Goodyear unrechtmäßige Lohnabzüge vorgenommen haben soll und übermäßige Arbeitszeiten verlangt habe. Zudem soll das Unternehmen den ausländischen Arbeitern den vollen Zugang zu ihren Pässen verweigert haben. Ein ehemaliger Arbeiter sagte, das Unternehmen habe seinen Pass illegal einbehalten. Er zeigte Reuters ein Bestätigungsschreiben, das er im Januar 2020 unterschrieben hatte, nachdem er seinen Pass acht Jahre nach seinem Arbeitsantritt bei Goodyear zurückbekam.
Die malaysische Arbeitsbehörde bestätigte, dass sie Goodyear schon im Jahr 2020 zu einer Geldstrafe verurteilt hatte, da Angestellte überarbeitet und unterbezahlt gewesen seien. Die Anschuldigungen gegen das Unternehmen tauchten erstmals auf, als 185 ausländische Arbeiter drei Klagen wegen Nichteinhaltung eines Tarifvertrags gegen Goodyear Malaysia beim Arbeitsgericht des Landes einreichten, zwei im Jahr 2019 und eine im Jahr 2020. Die Arbeiter warfen dem Unternehmen vor, ihnen keine Schichtzulagen, keine Jahresprämien und keine Lohnerhöhungen zu gewähren, obwohl diese Leistungen ihnen zustehen und den einheimischen Mitarbeitern gewährt werden, die von einer Gewerkschaft vertreten werden.
Gericht entscheidet gegen Goodyear
Das Gericht entschied in zwei der Fälle im letzten Jahr zugunsten der ausländischen Arbeitskräfte und erklärte, dass sie einen Rechtsanspruch auf die gleichen Leistungen wie die malaysischen Arbeiter hätten. Goodyear wurde angewiesen, die Löhne nachzuzahlen und den Tarifvertrag einzuhalten. Etwa 150 Gehaltsabrechnungen von Arbeitern, die laut Anwalt dem Gericht als Beweis für nicht gezahlte Löhne vorgelegt und von Reuters überprüft wurden, zeigten, dass einige der Migranten bis zu 229 Überstunden im Monat leisteten und damit die malaysische Höchstgrenze von 104 Stunden deutlich überschritten.
Die ausländischen Arbeiter kommen überwiegend aus Nepal, Myanmar und Indien. Laut Chandra Segaran Rajandran, einem Anwalt, der die Arbeiter vor Gericht vertritt, würden die Arbeiter "in eine Situation gebracht, in der ihnen ihre vollen Rechte verweigert werden, so wie sie (vom Gesetz) vorgesehen sind". Dies komme einer "Diskriminierung" gleich. Goodyear, einer der größten Reifenhersteller der Welt, hat beide Urteile vor dem Obersten Gerichtshof angefochten. Die Berufungsentscheidung wird für den 26. Juli erwartet. Das Urteil im dritten Fall, in dem es um die gleichen Fragen geht, wird in den kommenden Wochen erwartet.
Goodyear lehnte es unter Verweis auf das Gerichtsverfahren ab, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Laut dem Gerichtsurteil vom letzten Jahr argumentierte Goodyear Malaysia, dass ausländische Arbeitnehmer keinen Anspruch auf die Leistungen des Tarifvertrags haben würden, weil sie keine Gewerkschaftsmitglieder sind. Ein malaysischer Gewerkschaftsvertreter erklärte jedoch, dass ausländische Arbeitnehmer beitrittsberechtigt sind und damit Anspruch auf die Leistungen des Tarifvertrags haben, auch wenn sie keine Mitglieder sind. Das Gericht entschied, dass der Beschäftigungsumfang der ausländischen Arbeiter sie zu diesen Leistungen berechtige.
Goodyear erklärte gegenüber Reuters, das Unternehmen habe strenge Richtlinien und Praktiken in Bezug auf die Menschenrechte und deren Schutz. "Wir nehmen alle Anschuldigungen über unangemessenes Verhalten in Bezug auf unsere Mitarbeiter, Betriebe und die Lieferkette ernst", so ein Vertreter des Unternehmens in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur. Einige Arbeiter erklärten jedoch, sie wären von Goodyear eingeschüchtert worden, nachdem sie die Klagen eingereicht hatten. Goodyear lehnte auch zu diesem Vorwurf eine Stellungnahme ab.
Zudem, so ein weiterer Vorwurf, soll Goodyear Arbeitern, die an den Klagen beteiligt waren, ohne Wissen ihres Anwalts einen Brief zur Unterzeichnung vorgelegt haben, in dem die Arbeiter erklären sollten, ihre Klage wieder zurückzuziehen. Eine Kopie eines solchen Briefes konnte Reuters nach eigenen Angaben einsehen.
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