Asien

Neuer Höhepunkt der Gewalt in Myanmar: Polizei streckt Demonstranten per Kopfschuss nieder

Seit dem Militärputsch am 1. Februar kommt Myanmar nicht mehr zur Ruhe. Dutzende Menschen kamen bereits bei Zusammenstößen mit der Polizei ums Leben. Nun berichten Augenzeugen von neuen Tötungen auch mittels gezielter Kopfschüsse. Die Demonstranten fordern die Freilassung der Ministerpräsidentin Aung San Suu Kyi.
Neuer Höhepunkt der Gewalt in Myanmar: Polizei streckt Demonstranten per Kopfschuss niederQuelle: www.globallookpress.com © Aung Kyaw Htet/Keystone Press Agency

Das Militär Myanmars – bekannt als Tatmadaw – berief sich bei seinem Staatsstreich wegen eines nicht näher ausgeführten Wahlbetrugs auf Artikel 417 der Verfassung von 2008, entließ die Staatsrätin Aung San Suu Kyi und nahm sie und andere Mitglieder ihrer Partei, der National League for Democracy (NLD), fest. International wurde der Staatsstreich vom 1. Februar verurteilt. Seither kommt das südostasiatische Land mit seinen rund 54 Millionen Einwohnern nicht mehr zur Ruhe.

Innerhalb Myanmars halten die Proteste derweil an. Zehntausende Menschen, viele davon in Rot (der Farbe der NLD), zieht es immer wieder auf die Straßen des Landes, um gegen den Putsch zu protestieren. Dabei kommt es auch immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP zufolge wurden seit Beginn der Proteste mehr als 60 Menschen getötet. Nun haben die gewalttätigen Zusammenstöße mutmaßlich einen neuen Höhepunkt erreicht.

So sollen Sicherheitskräfte Augenzeugen zufolge erneut mit scharfer Munition auf Demonstranten geschossen und mehr als ein halbes Dutzend Menschen getötet haben. In den sozialen Netzwerken veröffentlichte Fotos zeigten blutüberströmte Leichen. Die meisten seien demzufolge mit gezielten Kopfschüssen niedergestreckt worden.

Zuvor habe eine Gruppe von Menschen vor einer Polizeistation der Gemeinde Myaing im Zentrum des Landes protestiert, um die Freilassung von drei zuvor festgenommenen Mitbürgern zu fordern, sagte ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur.

"Die Polizei hat zunächst mit Tränengas und Gummigeschossen gezielt und dann scharf geschossen. Sechs Menschen sind gestorben, darunter einer meiner Freunde".

Viele weitere seien verletzt worden.

In der Gemeinde North Dagon im östlichen Teil der früheren Hauptstadt Yangon (früher: Rangun) starb demzufolge ebenfalls mindestens ein Demonstrant. Der Augenzeuge Kyaw Kyaw Win berichtet:

"Wir waren etwa 100 Teilnehmer. In vorderster Reihe standen Demonstranten mit selbst angefertigten Schutzschildern. Das Militär hat direkt auf sie gezielt".

Es habe auch zwei Verletzte gegeben, so der Mann weiter. Auch aus anderen Landesteilen wurden gewalttätige Polizeiaktionen mit möglicherweise weiteren Todesopfern gemeldet.

Laut der Organisation Amnesty International geht das Militär zudem zunehmend mit "Kriegswaffen" gegen die Demonstranten vor. Etliche Videoaufnahmen belegen, "wie brutal Militärangehörige auch gegen Unbeteiligte vorgehen".

Diese fordern die Freilassung der entmachteten und festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie die Wiedereinsetzung ihrer gewählten Regierung. Der Ruf der Nobelpreisträgerin, die bis zu ihrer Entlassung aus dem Hausarrest im Jahr 2010 das Gesicht der Demokratiebewegung gewesen war, erlitt jedoch erheblichen Schaden, als sie 2019 vor den Internationalen Gerichtshof trat, um den mutmaßlichen Völkermord ihrer Regierung an den Rohingya zu verteidigen.

Myanmars Militär ergriff 1962 die Macht im Land und hat die Kontrolle seither nie vollständig an Zivilisten übergeben, so der indische Historiker und Journalist Vijay Prashad. Die Verfassung von 2008 sei demzufolge im Wesentlichen vom Militär geschrieben worden. Trotz einer neuen Verfassung im Jahr 2008 verblieb einer von vier Sitzen im Parlament – der Pyidaungsu Hluttaw – in der Hand einer vom Militär ernannten Person.

2010 wurden Wahlen im südostasiatischen Land abgehalten und brachten die Union Solidarity and Development Party (USDP) an die Macht. Im selben Jahr wurde Aung San Suu Kyi aus dem Gefängnis entlassen. Zudem wurde ihr gestattet, für die Wahlen im Jahr 2015 zu kandidieren, die dann auch von der NLD gewonnen wurden.

Aung San Suu Kyi wurde seit den vergangenen fünf Wochen an einem unbekannten Ort festgehalten. Sie wird mehrerer Vergehen beschuldigt, darunter das Verursachen von "Angst und Alarm", der illegale Besitz von Funkgeräten und der Verstoß gegen die von der Regierung verhängten Corona-Beschränkungen.

Am Donnerstag wurde sie zudem der illegalen Annahme von 600.000 US-Dollar und von Gold im Wert von mehreren Hunderttausend US-Dollar beschuldigt.

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