Kim Jong-un: Wirtschaftlicher Fünfjahresplan "in fast allen Sektoren" gescheitert
Der nordkoreanische Präsident Kim Jong-un hat bei dem ersten Kongress der regierenden Arbeiterpartei seit fünf Jahren ein Scheitern des bisherigen Fünfjahresplans zur Entwicklung der Wirtschaft eingestanden. In seiner Eröffnungsrede auf dem Kongress, der am Dienstag begann, sagte Kim, dass "fast alle Sektoren weit hinter den gesetzten Zielen zurückgeblieben sind", wie die Asocciated Press und Reuters unter Berufung auf die Koreanische Zentrale Nachrichtenagentur (KCNA) berichten.
"Wir sollten die Siege und Erfolge, die wir auf Kosten von Schweiß und Blut erzielt haben, weiter fördern und ausbauen und verhindern, dass sich die schmerzhaften Lektionen wiederholen", so Kim.
Der nordkoreanische Präsident lobte in seiner Eröffnungsrede die Arbeiter des Landes, die während der COVID-19-Pandemie "entschlossen Schwierigkeiten überwunden" hätten. Die Lage bezüglich des Coronavirus sei in Nordkorea "stabil", versicherte der 36-Jährige. Die Regierung in Pjöngjang hat bislang keine Corona-Infektionen festgestellt. Dennoch schließen die Behörden nicht aus, dass es einen Ausbruch im Norden an der Grenze zu China gegeben haben könnte, bevor die Grenze zu der Volksrepublik Anfang 2020 geschlossen wurde.
Kim forderte einen neuen Fünfjahresplan. Demnach müsse der gegenwärtige Stand von Metall-, Chemie-, Elektro- und anderen Schlüsselindustrien überprüft und klare Aufgaben für die künftige Entwicklung formuliert werden. Der Kongress solle "eine neue Linie des Kampfes und der strategischen und taktischen Politik" bestimmen, berichtete die KCNA. In seiner Rede hob Kim hervor, dass die gegenwärtigen Schwierigkeiten seiner Regierung "die schlimmsten aller Zeiten" wären.
Auch eine stärkere Eigenständigkeit Nordkoreas sei laut Kim vonnöten, um Herausforderungen im In- und Ausland zu überwinden. Das Land habe jedoch auch in den vergangenen Jahren einen "wundersamen Sieg" errungen, indem es seine Macht und sein globales Ansehen gestärkt und militärische Fortschritte erzielt habe. Kim berief sich auch auf mehrere Treffen mit dem amtierenden US-Präsidenten Donald Trump.
Beobachter nehmen an, dass sich Kim mit dem Eingeständnis, dass der Wirtschaftsplan gescheitert sei, Rückhalt im Volk sichern will. "Er scheint eine strategische Entscheidung getroffen zu haben, um ein wirtschaftliches Versagen zuzugeben, da er auch das Coronavirus beschuldigen kann", sagte Shin Beom-chul, Berater am Korea Research Institute für nationale Strategie in Seoul. "Auf diese Weise würde er auch versuchen, sein Image als menschenliebender Führer zu festigen."
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