Lateinamerika

Ecuador: Tausende streiken und fordern Freilassung von Assange – doch CNN bringt ganz andere Story

Seit Beginn der Woche gehen Tausende in Ecuador auf die Straßen, um gegen die Politik der Regierung von Lenín Moreno zu protestieren. Viele der Streikenden forderten auch die Freilassung von Julian Assange, CNN jedoch findet eine ganz andere "Story" relevant.
Ecuador: Tausende streiken und fordern Freilassung von Assange – doch CNN bringt ganz andere StoryQuelle: www.globallookpress.com

Tausende von Menschen haben seit Beginn der Woche im Rahmen eines nationalen Streiks gegen die Politik von Präsident Lenín Moreno die Straßen der Hauptstadt Quito und weiterer Städte des Landes blockiert.

Die Demonstranten kritisieren die Maßnahmen der Regierung im Gegenzug für den im Februar letzten Jahres vom Internationalen Währungsfonds unter Vorbedingungen gewährten Kredit in Höhe von 4,2 Milliarden US-Dollar.

Die nationalen Streiks, die bis zum 19. Juli andauern sollen, richten sich gegen die von Präsident Moreno verfolgte Politik in Erfüllung der vom IWF (Internationaler Währungsfonds) verordneten Sparmaßnahmen und den damit verbundenen Sozialabbau sowie den Anstieg von Arbeitslosigkeit und Armut im Land.

Eine weitere Forderung der Demonstranten richtet sich gegen die "Überstellung des  WikiLeaks-Gründers Julian Assange in die Vereinigten Staaten, was sein Leben in Gefahr bringt". Assange steht dabei stellvertretend als Symbol für den befürchteten künftigen Umgang mit jeder Opposition, die es wagen könnte, Kriegsverbrechen und die Unterdrückung der Massen durch westliche Eliten anzuprangern.

Zu den Organisatoren der Streiks gehören die Nationale Bauernbewegung (FECAOL), die wichtigste Gewerkschaftsföderation (FUT), verschiedene Aktivistenorganisationen, die sich in der Nationalen Bürgerversammlung (ANC) zusammengeschlossen haben, und "Compromiso Social", die neue Partei des früheren Präsidenten Rafael Correa. 

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Obwohl der Streik laut den Organisatoren der größte seit 14 Jahren ist, hatte CNN in diesen Tagen Exklusiv- und Eilmeldungen, in denen Ecuador genannt wurde, allerdings ging es nicht im Entferntesten um die massiven Proteste, die unter anderen Vorzeichen seitens Washington vermutlich Forderungen nach einem Regierungswechsel nach sich gezogen hätten.

Vielmehr wollte das US-Nachrichten-Flaggschiff auf Grundlage dubioser Überwachungsberichte Belege dafür gefunden haben, dass Assange die ecuadorianische Botschaft in London in eine "Kommandozentrale" verwandelt und von dort eine Reihe schändlicher Enthüllungen inszeniert habe, um so die Präsidentschaftskampagne 2016 in den Vereinigten Staaten zu erschüttern. Und selbstverständlich wusste CNN auch sofort zu berichten, dass Assange dies in Zusammenarbeit mit Russland tat. Denn immerhin habe es "verdächtige Treffen" mit "Russen und Weltklasse-Hackern" gegeben.

Zudem habe der Ex-Präsident Rafael Correa die angeblich direkt von der ecuadorianischen Botschaft in London aus durchgeführte Wahleinmischung sogar eingestanden, vermeldete CNN mit großem Getöse.

Der Sender veröffentlichte Auszüge aus einem Interview mit Correa, in dem er sagte, dass die Enthüllungen Assanges nicht ausgewogen seien, da er lediglich Informationen über Hillary Clinton, aber nicht über den Kandidaten Donald Trump veröffentlicht habe. Und deshalb habe die Regierung Ecuadors angewiesen, Assanges Internetzugang in der Botschaft zu kappen, so Correa. Allerdings hat Correa mit keiner Silbe behauptet, dass es eine Zusammenarbeit zwischen Assange, Russland und Ecuador gegeben habe, um die US-Wahlen zu beeinflussen.

CNN dagegen formulierte die Geschichte so um, dass es eine Art Verschwörung zwischen Quito, Assange und Moskau zwecks Einmischung in den US-Wahlkampf gegeben habe. Die Schlagzeile lautete, dass Correa die Wahleinmischung "bestätigt" hätte. In einem Tweet, der für die Story wirbt, deutete das US-Netzwerk an, dass Correa sich der angeblichen Einmischung durchaus bewusst war, doch sich einfach nicht darum kümmerte.

Schaffung von Voraussetzungen für Assanges Verurteilung

Correa selbst bezeichnete die CNN-Geschichte über die ecuadorianische Botschaft in London, die als "Kommandozentrale" gedient haben soll, als "Blödsinn" und vielmehr als einen Versuch, das Narrativ über eine angebliche Zusammenarbeit zwischen Assange und Russland aufzubauen, um so sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit das ihm zugedachte Schicksal letztendlich begrüßen möge.

Was CNN und andere Medien bisweilen als Sensationen konstruieren, ist man leider gewohnt. Sie bereiten sich und ihre Medienkonsumenten auf die große Show vor. Der Grund dafür ist, dass nach einer Auslieferung von Assange an die USA und einem Schauprozess gegen ihn das Urteil "lebenslänglich" mit möglichst breiter Unterstützung in der Öffentlichkeit akzeptiert wird. Dafür werden medial die Voraussetzungen geschaffen, um "die Ermordung von Assange zu rechtfertigen oder ihn auszuliefern".

Nach Ansicht von Correa, der am Mittwoch mit RT sprach, war es durchaus gerechtfertigt, dass Assange die verfügbaren Informationen über Hillary Clinton veröffentlicht hat, einfach weil diese "wahr" waren. Aber er sagte auch, dass die Veröffentlichung von Fakten über den einen Kandidaten jedoch keineswegs eine Art "Manipulation" der Wahl zugunsten des anderen Kandidaten sei.

Als Julian Assange im April in den Räumlichkeiten der Botschaft Ecuadors von der britischen Polizei verhaftet und aus der Botschaft gezerrt werden konnte, bezeichnete Correa seinen Nachfolger Lenín Moreno als den "größten Verräter der ecuadorianischen und lateinamerikanischen Geschichte", weil er dies "zugelassen" hatte, und fügte hinzu, dass Assanges Verhaftung "ein Verbrechen war, das die Menschheit nie vergessen wird".

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