Lateinamerika

Messerangriff in Brasilien: Jugendlicher tötet mehrere Kinder und Betreuerinnen in Kita

Ein Jugendlicher dringt im Süden Brasiliens in eine Krippe ein und sticht auf die Anwesenden ein. Fünf Menschen sterben. Eine Augenzeugin spricht von einer "Szene des Schreckens". Weitere Opfer können verhindert werden, weil Betreuerinnen Kleinkinder verstecken.
Messerangriff in Brasilien: Jugendlicher tötet mehrere Kinder und Betreuerinnen in KitaQuelle: AFP © Jocimar Barbosa

Ein 18-Jähriger soll in einer Vorschule im Süden Brasiliens drei Kinder und zwei Betreuerinnen getötet haben. Er sei mit einem messerartigen Gegenstand in die Kinderkrippe "Aquarela" der kleinen Gemeinde Saudades im Bundesstaat Santa Catarina eingedrungen und habe auf die Anwesenden eingestochen, sagte der Sprecher der Militärpolizei von Santa Catarina, Major Rafael Antonio da Silva, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Ein weiteres Kind sei verletzt worden. 

"Als wir dort ankamen, war es eine Szene des Schreckens", zitierte das Nachrichtenportal G1 die Bildungssekretärin der Gemeinde, Gisela Hermann. Auf dem Boden lagen eine tote Betreuerin, ein totes Kind. Nach einer anderen Zeugenaussage versteckten Betreuerinnen Kinder im Wickelraum und verriegelten die Tür. Die getöteten Kinder waren laut G1 unter zwei Jahre alt.

"Es ist der traurigste Tag unserer Geschichte", sagte Bürgermeister Schneider, der im Fernsehen weinte, als er über die Ereignisse sprach. "Wir wissen nicht recht, wie wir uns verhalten sollen. Es ist meine erste Amtszeit, ich bin 35 Jahre alt, habe auch ein kleines Kind. Da beginnt sich, ein Film im Kopf abzuspielen."

Die Betreuung wurde für eine Woche ausgesetzt, die Gouverneurin des von deutschen Einwanderern geprägten Bundesstaates Santa Catarina, Daniela Reinehr, rief drei Tage Trauer aus.

Angriffe dieser Art sind eher selten in Brasilien, sodass sie – wie bei einem Amoklauf mit zehn Toten an einer Schule in Suzano im Bundesstaat São Paulo vor zwei Jahren – große Bestürzung auslösen. Brasilien ist zwar ein Land mit überdurchschnittlich hohen Gewaltraten – mit 43.892 Tötungsdelikten im Jahr 2020 –, aber ein Großteil davon ist mit Kriminalität, organisiertem Verbrechen oder Polizeigewalt verbunden.

Bisher sei nicht bekannt, ob der Angreifer psychologische Probleme oder ein spezielles Motiv gehabt habe, so der Polizeisprecher. Nach einem Bericht der Zeitung Folha de S. Paulo hatte er keine Vorstrafen und auch nicht die Vorschule besucht. Allerdings soll der Jugendliche unter Bullying gelitten haben.

Noch vor der Ankunft der Polizei machten Anwohner den Angreifer, der sich selbst schwer verletzte, dingfest. Er wurde ins Krankenhaus ins 70 Kilometer entfernte Chapecó gebracht. Die Eltern stehen unter Schock. Die Polizei suchte in seinem Zuhause, vor allem auf dem Computer, nach Hinweisen auf die Tat. Nach Abschluss der Untersuchungen sollten die Eltern befragt werden.

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(dpa)

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