Afrika

960-prozentige Steigerung der Gewalt: Verheerende Entwicklung seit US-Militäreinsatz in Afrika

Eine aktuelle Studie des Pentagon gibt einen Überblick über die Entwicklung der Sicherheitslage in Afrika. Ein Vergleich zur Situation vor US-Militäreinsätzen zeigt eine verheerende Verschlechterung der Situation, die sowohl für Afrika als auch für Europa Folgen haben dürfte.
960-prozentige Steigerung der Gewalt: Verheerende Entwicklung seit US-Militäreinsatz in AfrikaQuelle: Reuters © Reuters / Omar Sobhani

Die Verteidigung der internationalen Sicherheit und der nationalen Interessen der Vereinigten Staaten auf dem afrikanischen Kontinent wird mit dem in Stuttgart stationierten AFRICOM, dem Afrikanischen Kommando der Vereinigten Staaten (United States Africa Command (AFRICOM), bereits seit dem Jahr 2008 mit US-amerikanischen Militäroperationen verfolgt. 

Das jüngste von insgesamt sechs geografischen Kampfkommandos des US-Verteidigungsministeriums wurde 2007 trotz enormer Kontroversen sowohl in Afrika als auch in den Vereinigten Staaten über seinen Standort und seine Mission gegründet. Doch die Region, zuvor weniger beachtet, rückte auch mit dem Fokus auf Kampf gegen den Terror in den Fokus der US-Militärplaner sowie durch "die wachsende wirtschaftliche Bedeutung des Kontinents in der Welt sowohl als Quelle strategischer Rohstoffe als auch als zunehmend als Markt."

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Offiziell verfolgt AFRICOM humanitäre Ziele, wie Hilfsoperationen, Katastrophenbewältigung und Krisenreaktionsoperationen, und soll in Koordination mit anderen US-Ministerien politische Stabilität und das Wirtschaftswachstum der 56 Länder im Kommandobereich stabilisieren und intensivieren.

Nach eigenen Angaben ist die Mission von AFRICOM, transnationale Bedrohungen" zu neutralisieren, um "regionale Sicherheit, Stabilität und Wohlstand zu fördern."

Entsprechend rühmte erst Ende Juli Richard V. Spencer in der Rolle des stellvertretenden Verteidigungsministers, während der Zeremonie zum Wechsel des Kommandos von Marineinfanteriegeneral Thomas Waldhauser an den Heeresgeneral Stephen J. Townsend in Stuttgart, erneut die Erfolge und Bedeutung von AFRICOM, indem es mit 7.000 US-Soldaten und Zivilangestellten zum Wohlstand in der strategisch zunehmend bedeutenden Region beitrage.

Dabei hatte erst zu Beginn des Monats eine Pentagon-Studie eine ganz andere Realität dargestellt und gezeigt, dass nicht das Ziel nur komplett verfehlt wird, sondern dass die Sicherheitssituation sich seit Beginn der Operationen zunehmend verschlechtert hat.

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Obwohl oder möglicherweise gerade weil mit AFRICOM die Anzahl der US-Militärs auf dem afrikanischen Kontinent um 170 Prozent von 2.600 auf 7.000 gestiegen ist und die Zahl der militärischen Missionen, Aktivitäten und Übungen gar um 1.900 Prozent von 172 auf 3.500 erhöht wurde, sind grundlegende Schlüsselindikatoren für die Stabilität in Afrika gesunken, so das Africa Center for Strategic Studies des US-Verteidigungsministeriums, eine Forschungseinrichtung des Pentagons in der Studie.

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Seit 2012 hat sich demnach die militante islamistische Aktivität in Afrika verdoppelt. Und während im Jahr 2010 noch fünf militante islamistische Gruppen in der Region gezählt wurden, ist diese mittlerweile sogar auf 24 angestiegen.

Die Anzahl der Gewaltereignisse lag im Jahr 2009 noch bei 288 und ist bis zum Jahr 2018 auf 3.050 angestiegen. Die berichteten Angriffe auf Zivilisten haben seit 2010 als Anteil an den gesamten militanten Aktivitäten in Afrika zugenommen, insbesondere die Sahel-Region ist stark betroffen – eben jene Region, in der sich zunehmend ausländisches Militär tummelt, Mali, Niger, aber auch das im Jahr 2011 von eben diesem US-Afrika-Kommando "befreite" Libyen.

In Somalia hat AFRICOM Hunderte von Luftangriffen und Kommando-Missionen durchgeführt und behauptet, so etwa gegen 800 Terroristen zu kämpfen, hauptsächlich Mitglieder der al-Shabaab. Die Zahl der US-Luftangriffe ist sprunghaft gestiegen und stieg von 14 unter Präsident Barack Obama im Jahr 2016 auf 47 unter der Trump-Regierung. Der Anteil an gewalttätigen Ereignissen, an denen die al-Shabaab beteiligt sind, ist in den letzten zehn Jahren dadurch nicht zurückgegangen, sondern der Studie zufolge konstant geblieben. 

Dass sich die Sicherheitslage bessern wird, ist kaum zu erwarten. In diesem Jahr haben die USA bereits 46 der umstrittenen Luftschläge geflogen, im vergangenen Jahr waren es insgesamt 47. Der neue Befehlshaber, Stephen J. Townsend, war an zahlreichen, nicht durchweg rühmlichen Einsätzen der USA beteiligt. So war der in Deutschland geborene und in einer US-Militärfamilie aufgewachsene Vier-Sterne-General unter anderem an Invasionen in Grenada, Panama, Haiti sowie in Afghanistan, im Irak, Syrien beteiligt; einige der umstrittensten Einsätze in Gebieten, die mittlerweile in Schutt und Asche liegen, leitete er sogar. Der damalige Generalleutnant wurde im August 2016 Kommandant der Combined Joint Task Force – Operation Inherent Resolve –, und befehligte die US-Streitkräfte im Luftkrieg in Syrien, im Irak und Libyen gegen den IS, unter anderem in Offensiven in Raqqa, Mosul und Sirte. Inwieweit Verbündete in Europa also tatsächlich vom US-Einsatz in Afrika profitieren, dürfte sehr fraglich sein. Dass durch diese Politik noch mehr Menschen in Afrika so keinerlei Lebensgrundlage haben und die möglicherweise tödliche Flucht antreten, wird sich allein aus geografischen Gründen weniger auf Washington als beispielsweise auf Rom, Madrid oder Berlin auswirken.

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