Afrika

Dutzende Tote bei Terrorangriff im Niger – Wachsender Zorn der Bevölkerung auf Frankreich

Trotz der massiven Militärpräsenz Frankreichs kommt die Sahelregion nicht zur Ruhe. Nun schlugen islamistische Terroristen erneut zu und töteten im Niger Dutzende Zivilisten. Derweil wächst vor Ort der Zorn auf Frankreich weiter an. Zuletzt wurde ein Militärkonvoi von Demonstranten aufgehalten. Es kam zu Toten und Verletzten.
Dutzende Tote bei Terrorangriff im Niger – Wachsender Zorn der Bevölkerung auf FrankreichQuelle: AFP © Kola Solaimon

Bei einem Angriff mutmaßlicher islamistischer Rebellen auf eine Armeebasis im westafrikanischen Krisenstaat Niger wurden nach offiziellen Angaben 79 Angreifer und 29 Soldaten getötet. Die Bewaffneten seien mit Hunderten Motorrädern auf den Stützpunkt in der Region Tillabéri zugefahren, teilte ein Armeesprecher am Sonntag mit. Es handelte sich um eine Basis der G5-Sahel, einer Staatengruppe, in der Mauretanien, der Niger, Tschad, Mali und Burkina Faso gemeinsam gegen den um sich greifenden Terrorismus in der Sahelregion kämpfen.

Bis zum Sonntag bekannte sich zunächst niemand zu dem Angriff. Im Niger und in Nachbarländern wurden im Zuge des Regimewechsels in Libyen 2011 zahlreiche islamistische Gruppen aktiv. Einige sind mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida oder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verbündet.

Der jüngste Angriff ereignete sich in einer Atmosphäre zunehmender Kritik der Bevölkerungen in den Sahelstaaten an der französischen Regierung und deren Militäreinsatz "gegen den Terrorismus" vor Ort. Der Zorn gegen den nach Ansicht weiter Teile der Zivilbevölkerung bestenfalls kontraproduktiven französischen Militäreinsatz entzündete sich zuletzt an der Durchfahrt eines Versorgungskonvois der französischen Armee auf dem Weg nach Mali.

Die Fahrzeugkolonne sollte auf der seit Beginn der französischen Militäroperation Barkhane in der Sahelzone üblichen Route von Burkina Faso über den Niger in den Norden Malis nach Gao fahren.

In den Städten Bobo-Dioulasso und Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, sowie im nigrischen Téra blockierten jedoch Demonstranten den Konvoi und bewarfen die von lokalen Sicherheitskräften eskortierten Fahrzeuge mit Steinen. In Kaya und Téra wurden mindestens 18 Demonstranten durch Schüsse verletzt, elf davon schwer. Mindestens zwei Menschen wurden getötet.

Augenzeugen machen das französische Militär verantwortlich, Frankreich streitet die Vorwürfe jedoch ab. Derweil teilte der französische Armeesprecher Pascal Ianni gegenüber der Nachrichtenagentur AFP mit, dass "kein französischer Soldat verwundet" worden sei. Das französische Militär habe zudem lediglich "Warnschüsse" abgegeben.

Die nigrische Regierung stellte sich zuletzt an die Seite Frankreichs und sprach von Protesten "sehr gewalttätiger Demonstranten".

"Der Konvoi der französischen Barkhane-Truppe, der von der nationalen Gendarmerie begleitet wurde, wurde in Téra in der Region Tillabéri, wo er die Nacht verbracht hatte, von sehr gewalttätigen Demonstranten blockiert."

Am Freitag drückte der nigrische Präsident Mohamed Bazoum seine Dankbarkeit gegenüber Frankreich aus und lobte dessen Opfer in der Sahelzone. Teile der Zivilbevölkerung werfen der Regierung indes Verrat und den Ausverkauf des Niger an Frankreich vor. Niger zählt nicht nur zu den ärmsten Ländern der Welt, sondern ist gleichzeitig einer der weltweit größten Uranproduzenten. Eine Untersuchung soll nun die genauen Hintergründe des tragischen Vorfalls klären. Am Sonntagabend traf der Militärkonvoi im malischen Gao ein.

Eine wachsende Zahl von Menschen im Sahel wirft Frankreich Neokolonialismus unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung vor. Dass die Situation vor Ort sich keineswegs verbessere, sondern ein permanenter und destabilisierender Ausnahmezustand herrsche, sei kein Zufall, so der Vorwurf, sondern Kalkül.

Kurz vor dem Terrorangriff im Niger waren bei einem Anschlag auf einen mit Dutzenden Menschen besetzten Lastwagen in Mali mindestens 31 Menschen getötet worden.

Anfang Oktober warf der malische Premierminister Choguel Kokalla Maïga Frankreich unter anderem vor, in dem westafrikanischen Land operierende terroristische Gruppen auszubilden. Die Regierung verfüge über entsprechende Beweise.

Demzufolge hätten französische Truppen in Kidal, einer Stadt im Norden Malis, eine Enklave eingerichtet und sie der terroristischen und mit Al-Qaida in Verbindung stehenden Gruppierung Ansar Dine übergeben. Dem malischen Militär sei es verboten, das entsprechende Staatsgebiet zu betreten, erklärte Maïga.

Mehr zum Thema - Mindestens 31 Tote bei Attacke auf Passagierbus in Mali

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.