Äthiopien: Regierung kündigt Waffenruhe in Konflikt-Provinz Tigray an
Nach monatelangen Kämpfen hat die äthiopische Regierung eine Waffenruhe in der Bürgerkriegsprovinz Tigray im Norden des Landes angekündigt. Die Feuerpause trete sofort und ohne Vorbedingungen in Kraft, erklärte die Regierung in einer Mitteilung am Montagabend. Zuvor hatte sich bereits die Übergangsregierung der Provinz Tigray, mit Sitz in der Provinzhauptstadt Mekelle, für eine Waffenruhe und politische Lösung des Konflikts ausgesprochen.
#Breaking: Amidst reported take over of Mekelle city by Tigray Defence Forces, the interim administration assigned by the federal government asked for a ceasefire in light of the upcoming farming season. This story is developing… pic.twitter.com/amCJUe0Xbr
— Addis Standard (@addisstandard) June 28, 2021
Laut unbestätigten Meldungen auf Twitter soll die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) angekündigt haben, die Feuerpause nicht einzuhalten.
The unilateral ceasefire offer of the #Ethiopian government is rejected by #TPLF. @SecBlinken@JosepBorrellF@EU_Commission@POTUS#EU#USApic.twitter.com/TFDR8GqdUZ
— Dr. Ir. Middle Lander (@LanderMiddle) June 29, 2021
Die Ankündigung der Waffenruhe kam für viele Beobachter überraschend. Nach noch nicht bestätigten Berichten auf Twitter sollen Vertreter der äthiopischen Zentralregierung überstürzt Mekelle verlassen haben. Berichten zufolge haben die Kämpfer der TPLF, die bis 2019 an der äthiopischen Regierungskoalition beteiligt war, bereits Positionen in der Stadt eingenommen. Die New York Times berichtete, dass angeblich Tausende Einwohner auf den Straßen den Einzug der TPLF feiern würden. Diese Berichte können jedoch derzeit nicht unabhängig verifiziert werden.
Die äthiopische Regierung gab an, die Feuerpause solle es Bauern in Tigray ermöglichen, ihre Felder zu bestellen, und humanitären Organisationen erlauben, ungehindert in Tigray zu arbeiten. Die Waffenruhe soll zunächst bis zum Ende der Erntesaison gelten.
Der UN-Sicherheitsrat soll sich mit dem Thema Tigray beschäftigen. Die USA, Großbritannien und Irland beantragten am Montag ein Treffen des mächtigsten UN-Gremiums. Ein Tag für die Sitzung stand Diplomaten zufolge noch nicht fest.
UN-Generalsekretär António Guterres telefonierte nach Angaben der Vereinten Nationen mit Ministerpräsident Abiy Ahmed. Guterres ließ danach mitteilen, dass er auf ein Ende der Kämpfe hoffe. Die Situation in Tigray sei "äußerst besorgniserregend". Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass drei Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" ermordet wurden. Wer hinter der Tat steckt, ist noch unklar.
#Tigray: Wir trauern um drei unserer Mitarbeiter*innen. Es gibt keine Worte, unseren Schmerz, Schock und unsere Wut über diesen Angriff auszudrücken oder das Leid ihrer Familien und Freunde zu lindern. Ihnen gilt unser tiefstes Mitgefühl und Beileid.https://t.co/EbH3H0ef10
— Ärzte ohne Grenzen (@msf_de) June 25, 2021
Die Regierung in Addis Abeba hatte im November eine Militäroffensive gegen die TPLF begonnen, die bis dahin in der gleichnamigen Region im Norden Äthiopiens an der Macht war. Die äthiopische Regierung hatte der TPLF vorgeworfen, eine regionale Militärbasis angegriffen zu haben, um Waffen zu stehlen und somit eine regierungsfeindliche Miliz aufzurüsten.
Hintergrund des Konflikts sind jahrelange Spannungen zwischen der TPLF und der Zentralregierung. Inzwischen sind laut Berichten auch weitere Akteure beteiligt, darunter eritreische Truppen und Milizen. Hunderttausende Menschen in Tigray sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, allerdings hatten Hilfsorganisationen wegen der Sicherheitslage und bürokratischer Hürden lange keinen vollen Zugang zu allen Notleidenden.
(dpa/rt)
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.