Sudan: 83 Tote in West-Darfur nach Einmischung bewaffneter Milizen in tödlichen Streit
Bei Kämpfen im sudanesischen Al-Dschuneina, der Hauptstadt des Staates West-Darfur, sind Ärzten zufolge 83 Menschen getötet worden. Zudem seien 160 Menschen verletzt worden, teilte ein Ärzteverband am Sonntagabend mit. Die sudanesischen Behörden schickten Sicherheitskräfte ins Gebiet.
Zu der Gewalt sei es am Samstag in einem Vertriebenenlager in der Stadt gekommen. Zuvor hätte ein Mitglied des Volkes der Masalit ein Mitglied einer arabischen Bevölkerungsgruppe getötet, teilte ein Anwaltsverband in Darfur mit. Die Milizen hätten den Vorfall ausgenutzt und die Stadt angegriffen.
Der Vorsitzende des Souveränen Rats von Sudan, der Übergangsregierung, Abdel Fattah Al-Burhan, rief am Sonntag eine Krisensitzung zusammen. Dort wurde auch beschlossen, ein Untersuchungskommittee zur Erfoschung der Ursachen des blutigen Ereignisses ins Leben zu rufen und um die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen, erklärte der Souveräne Rat.
Nach dem Ereignis wurde am gleichen Tag eine lokale Ausgangssperre verhängt.
UN-Generalsekretär António Guterres sei "zutiefst besorgt" über die Gewalt in West-Darfur, teilte sein Sprecher Stéphane Dujarric mit. Eskalierende Gewalt zwischen Bevölkerungsgruppen habe fast 50.000 Menschen in die Flucht geschlagen. Guterres rief demnach die sudanesischen Behörden auf, die Lage zu deeskalieren, die Kämpfe zu beenden und Zivilisten zu schützen.
Neue UN-Mission für den Sudan – UNITAMS
Die Region Darfur ist seit Jahren unruhig. Dort brachen 2003 Kämpfe zwischen Bevölkerungsgruppen, die mehr politische Mitbestimmung forderten, und der Regierung des damaligen Präsidenten Omar al-Baschir aus. Regierungskräfte und die verbündete arabische Miliz Dschandschawid gingen brutal gegen die Bevölkerung vor, Schätzungen zufolge wurden 300.000 Menschen getötet.
Al-Baschir wurde 2019 gestürzt, und jüngst einigte sich die neue Übergangsregierung mit mehreren Rebellengruppen, darunter auch einige in Darfur, auf ein Friedensabkommen. Daraufhin wurde die UN-Mission in Darfur (UNAMID) Ende vergangenen Jahres beendet, bis Mitte dieses Jahres sollen die Blauhelme abziehen. Stattdessen soll eine neue UN-Mission (UNITAMS) nun den Aufbau der Demokratie und den Friedensprozess im Sudan unterstützen. An der Mission beteiligt sich auch Deutschland. Der Leiter der neuen UN-Mission und Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs für den Sudan ist seit Januar 2021 Volker Perthes, der ehemalige Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
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