Westliche Volkswirtschaften durch niedrigen Ölpreis zunehmend unter Druck

Anfangs herrschte im Westen noch Schadenfreude darüber, dass der Verfall des Ölpreises den russischen Staatshaushalt massiv belastete. Mittlerweile ist der Preis jedoch auf weniger als 50 US-Dollar pro Barrel gefallen. Und dies könnte in Europa zur Deflation und in den USA zum Platzen der Fracking-Blase im Energiesektor führen.
Westliche Volkswirtschaften durch niedrigen Ölpreis zunehmend unter DruckQuelle: Reuters © Nick Oxford

Am Dienstagnachmittag ist der Preis für Rohöl an den Rohstoffbörsen weiter abgestürzt. Mit 48,93 Dollar pro Barrel für US-Rohöl erreichte er den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2009, als die weltweite Finanzkrise die Preise in den Keller rasseln ließ. Heute zog Brent nach und fiel ebenfalls unter die 50-Dollar-Marke.

Seit dem Sommer sind die Notierungen damit um mehr als die Hälfte eingebrochen. Im Juli 2008 hatte der Ölpreis mit 147,50 US$ pro Barrel seinen bisherigen historischen Höchststand erreicht. In den Monaten vor dem massiven Einbruch lag er über längere Zeit hinweg stabil bei mehr als 100 US-Dollar.

Allerdings ist der derzeitige Preis immer noch hoch, wenn man ihn mit den weniger als 10 US-Dollar pro Barrel vergleicht, die vor 1974 üblich waren. Erst Ende der 1970er Jahre begann sich der Ölpreis bei etwa 30 US-Dollar einzupegeln, erst seit 2005 liegt er stabil über 50. Experten gehen von einem immer noch existierenden Überangebot auf dem Weltmarkt aus, in der ersten Hälfte des Jahres 2015 soll dieses nicht weniger als 1,5 Millionen Barrel pro Tag zu viel betragen.

Verbraucher freuen sich über die sinkenden Preise an den Tankstellen, die Europäische Zentralbank ist aber darüber besorgt, dass es zu einer zunehmenden Erlahmung des Wirtschaftslebens und zu deflationären Tendenzen kommen könnte. Sie wird wohl weiterhin die Druckmaschinen anwerfen und auf diese Weise die Bildung der nächsten Blase begünstigen. Es bleibt abzuwarten, ob Verbraucher und Firmen in der Eurozone die niedrigen Energiepreise für mehr Investitionen nutzen werden oder ob Konsum und Investitionen ausbleiben und weitere Preisrückgänge zu einer verheerenden Schrumpfung der europäischen Wirtschaft führen werden.

Aber auch in den USA macht sich zunehmend Sorge breit über die möglichen Folgen der Entwicklung. Hatte in Washington anfangs mehr als nur klammheimliche Freude darüber geherrscht, dass der Preisverfall den geopolitischen Rivalen Russland vor gravierende haushaltspolitische Probleme stellt, drohen nun Unwägbarkeiten in eigener Sache. So ist es offensichtlich, dass Saudi-Arabien, im letzten Jahr infolge des Fracking-Booms in den USA von der Spitze der weltweit größten Ölproduzenten gestoßen, die nunmehrige Situation nutzen möchte, um die nicht selten mit billigen Krediten finanzierten Fracking-Unternehmen durch einen gnadenlosen Preiskampf vom Markt zu fegen.

Während Saudi-Arabien nach eigenen Angaben auch mit niedrigen Preisen immer noch Gewinne macht, drohen in den USA Insolvenzen und Zahlungsausfälle in der Energiewirtschaft. Eine Marke von 60 Dollar gilt als jene, welche die meist privaten Fracking-Unternehmen gerade noch marktfähig halten würde. 50 Dollar wäre hingegen ein Level, das diese unwirtschaftlich erscheinen lassen würde. Auch die Ölsandförderung in Kanada gerät durch den Preisverfall zunehmend unter Druck. Man rechnet in den USA allerdings auch damit, dass auch die Saudis dieses Spiel nicht unbegrenzt durchhalten werden. Und die Forschung nach günstigeren und effizienteren Produktionsmethoden geht weiter.

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