Oligarchen-Fehde in der Ukraine: Einer schickt Hilfslieferungen nach Donezk der andere stoppt sie militärisch
Am Donnerstag gab Natalija Jemtschenko, Pressechefin des Unternehmens System Capital Management des Oligarchen Rinat Achmetow, per Facebook bekannt, dass das Bataillon Dnjepr-1 den Hilfskonvoi am Kontrollposten Bogatyr nahe Kurachowo gestoppt hat:
"Uns wurde mitgeteilt, dass man den Befehl habe, keine Lebensmittel durchzulassen, weder kommerzielle noch humanitäre."Ohne sein Ziel erreicht zu haben, musste der Hilfskonvoi sich zurück nach Dnjepropetrowsk bewegen, erklärte ein Vertreter des Wohltätigkeitsfonds dem ukrainischen Fernsehsender "112 Ukraina".
Bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche, verweigerten damit Milizen des Dnjepr-1 Bataillons die Einfuhr von Hilfsgütern, organisiert vom Kohle-und Stahlmagnaten und zweitreichsten Ukrainer Achmetow. Der Oligarch stammt ursprünglich aus Donezk und will seine ehemaliges Einflussgebiet nicht vollständig verlieren, weswegen er, obwohl er zum "Widerstand gegen die bewaffneten Separatisten" aufgerufen hat, regelmäßig versucht Hilfskonvois in seine ehemalige Heimatstadt zu entsenden.
Am Sonntag erklärte der Sicherheits- und Verteidigungsrat in Kiew, dass aufgrund der nicht ordnungsgemäß ausgestellten Frachtpapiere ein Einfuhrstopp gegen die 22 LKWs erfolgt sei. Das eigentliche Problem solle lediglich ein bürokratisches sein, denn Zweifel an der Fracht gab es nach doppelter Überprüfung wohl keine, wie Jemtschenko betonte. Erst im Nachhinein wurde den Vertretern des Fonds unterstellt, dass sich neben Lebensmitteln wie Gebäck, Babybrei und Nudeln in der geplanten Lieferung auch Thermounterwäsche sowie militärische Tarnkleidung befanden.
Andrej Sanin, Verantwortlicher für die Verteilung der humanitären Hilfen beim Achmetow-Fond, erklärte nachdem sich die Parlamentsabgeordneten Semjon Sementschenko, Wladimir Parassjuk und Jegor Sobolew gegen die Einfuhr ausgesprochen hatten:
"Ich bin schockiert von diesen Äußerungen. In diesen Fuhren gab es nur Lebensmittel. Womöglich hat die Abgeordneten jemand bewusst hinters Licht geführt. Am ersten Kontrollpunkt der DNR [Donezker Volksrepublik] wären die Militärs, wenn sie tatsächlich etwas gefunden hätten, sofort bei uns im Büro aufgetaucht und Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit hätte eine 'leidenschaftliche Befragung' durchgeführt."Igor Kolomoiski, der drittreichste Mann der Ukraine und Hauptsponsor der bewaffneten Freiwilligenbataillone, erschien auf der politischen Bühne offiziell erst im März 2014.
Von Kiew zum Gebietsgouverneur von Dniprpetrowsk ernannt, darf sich der Ukrainer, neben seinen drei Staatsangehörigkeiten (Zypriot, Ukrainer und Israeli) auch über seinen eindeutigen Ruf bei der Volkswehr im Südosten der Ukraine erfreuen. Mit seinen Strafaktionen gegen die abtrünnige Donbass-Region verfolgt der Oligarch einen eindeutigen Kurs. Unterschiedliche Quellen sprechen davon, dass er das Massaker von Odessa mitinitiiert hat.
Kolomoiskis Geschäftsaktivitäten erinnern an Coppolas "Der Pate". Was dem Ukrainer, dessen eigentlicher Wohnsitz abwechselnd in der Schweiz oder in Frankreich am Genfer See liegt, gefällt, wird mit Gewalt enteignet und seinem Firmen-Imperium einverleibt.
"Derzeit beobachten wir, wie Methoden aus dem Oligarchen-Business auf die große Politik extrapoliert werden. Was Kolomoiski derzeit gegen das Donezkbecken unternimmt, ist eine versuchte Übernahme als Raidar [Raub von Fabriken durch gewalttätige Enteignungen ohne rechtliche Basis]", erklärte Dmitri Absalow, Chef der russischen Denkfabrik "Zentrum für strategische Kommunikation", im Interview mit der Stimme Russlands.
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