Die blutige Spur Saudi Arabiens - Engster Verbündeter des Westens
Im wahabitischen Königreich Saudi Arabien herrscht eine äußerst puritanische sowie autoritäre Form des Islams. Erst am Dienstag ist in Riad zum 69. Mal eine öffentliche Enthauptung durchgeführt worden. Allein dieses Jahr sind zudem bereits fünf Oppositionelle, die sich für mehr demokratische Beteiligung einsetzten, zum Tode verurteilt worden.
Denn statt demokratischer Reformen auf der Halbinsel durchzuführen, sind die Monarchen vielmehr daran interessiert die vielen Petro-Dollar, die ansonsten auf US- und Schweizer-Konten verschmoren, in politische Fronten im Nahen Osten einzusetzen. Dabei spielt die regionale Sicherung der Vormachtstellung Riads eine zentrale Rolle.
Zu diesem Zweck werden in einem Fall ultra-religiöse Elemente finanziert und mit saudischen Waffen, die ursprünglich aus dem Westen stammen, ausgerüstet. Ein aktuelles Fallbeispiel für die saudische Unberechenbarkeit ist der Vormarsch des IS in Syrien und Irak, der seine Wurzeln zumindest teilweise auf der arabischen Halbinsel hat. Im anderen Fall unterstützen die ölreichen Financiers vermeintlich säkulare Elemente, wie in Libyen, um konkurrierenden islamischen Bewegungen, wie der Muslimbruderschaft, die die puritanische Haltung des Salafismus ablehnen, zu unterminieren.
Die USA und seit jeher die führenden Mitgliedsstaaten der Europäischen Union halten gerne ihre Wertevorstellungen gegen unliebsame Staaten hoch, um politische Konzessionen zu erzwingen. Gegenwärtig ist Russland augenscheinlich eines dieser Opfer der "westlichen Wertegemeinschaft" geworden, die in einem Fall nur pro forma postuliert, doch nicht eingehalten werden, um sich wirtschaftlichen Profit und Einfluss zu sichern, und im anderen Fall scheinbar dem Höherem verpflichtet selbst mit militärisch Mitteln durchgesetzt werden.
Werte wie die Hochhaltung des demokratischen Prinzips, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in der Außenpolitik werden nur sehr wählerisch implementiert. Wenn sich Länder, die von der "internationalen Gemeinschaft" den Bannstrahl politischer Ächtung auferlegt bekommen oder gar sanktioniert werden, trotzdem nicht beugen, dann steht für gewöhnlich das Projekt "Regime Change" an. Als jüngste Beispiele sei auf die direkte militärische Intervention in Libyen 2011 oder die etwas subtilere Variante im Rahmen des "Euromaidan" in der Ukraine verwiesen.
Allerdings spielen diese Szenarien bei befreundeten Staaten, wie Saudi Arabien, überhaupt keine Rolle. Denn die wandelbaren Emire haben sich auf die Seite der "Guten" geschlagen. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Besonders wichtig: Das 30-Millionen-Land kann aufgrund seiner zahlreichen Feinde in Nahost und der permanenten Furcht vor innenpolitischen Umstürzen machtpolitisch keine ernste Gefahr für die Vormachtstellung westlicher Kräfte in der Region werden. Diese hohe sicherheitspolitische Abhängigkeit macht Saudi-Arabien vor allem gegenüber Washington äußerst konzessionsbereit.
Zudem gilt die absolutistische Monarchie als Bollwerk gegen den vermeintlichen "Terrorstaat" Iran und als großzügiger Lieferant von Energie an die energiehungrigen Industriestandorte Europas als auch der Vereinigten Staaten. Letztlich ist Energie nicht nur eine kommerzielle Ware, sondern eine sehr strategische.
Ganz besonders schätzt man die saudische Regionalmacht aber für die lohnenden Geschäfte im Bereich der Rüstungsindustrie. Denn Saudi Arabien rüstet seit mehreren Jahren massiv auf. So wuchs das Budget für Kriegsgerät zwischen 2000 und 2010 um 63 Prozent. Im vergangenen Jahr steigerte das Land seine Militärausgaben um 14 Prozent auf 67 Milliarden Euro. Damit steht das Königreich auf Platz vier der Länder mit den weltweit höchsten Rüstungsausgaben. Auch Deutschland verdient mächtig am Geschäft mit den Öl-Scheichs mit.
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