Retten, was zu retten ist - Deutsche Unternehmer in Moskau
Bei den Gesprächen "hinter verschlossenen Türen" nahmen insgesamt 20 deutsche Unternehmer teil, darunter der Aufsichtsratsvorsitzende der Wintershall-Holding Rainer Seele, der Metro-Vorstandschef Olaf Koch, der Leiter der Abteilung Politik und Außenbeziehungen der Daimler AG, Eckart von Klaeden, sowie der Chef der Siemens AG, Dietrich Möller.
Von russischer Seite nahmen Vizepremier Igor Schuwalow und Außenminister Sergei Lawrow an dem Treffen teil.
Hauptthema war "der Erhalt der Geschäftsbeziehungen unter den Bedingungen der Sanktionen", berichtet die russische Tageszeitung Kommersant. Sie beruft sich dabei auf einen namentlich nicht genannten Informanten aus der deutschen Delegation.
Organisiert wurde das Treffen vom Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft. Gegenüber dem Nachrichtenportal Telepolis erklärte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Eckhard Cordes:
"Hauptziel der Treffen in Moskau war es, gemeinsam mit den russischen Unternehmerkollegen die wirtschaftliche Lage in Russland und die Auswirkungen der Sanktionen zu analysieren und über die zukünftigen deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen zu sprechen. Wir hatten dazu einen sehr offenen Austausch, den wir im Frühjahr 2015 mit einem Treffen in Deutschland fortsetzen werden."Von Seiten des russischen Außenministeriums wurde mitgeteilt, dass es einen "sachlichen Meinungsaustausch" über die Perspektiven im Handel und bei den Investitionen gegeben hat und der russische Außenminister habe bei dem Treffen "die russische Bewertung der Situation in der Ukraine" dargelegt.
Deutsche Unternehmer leiden unter Sanktionen
Dass hochrangige deutsche Unternehmer, trotz des anhaltenden Sanktionsregimes der Bundesregierung, zu Gesprächen nach Moskau reisen, zeigt deutlich, wie hart die deutsche Wirtschaft unter den Sanktionen leidet.
Allein von Januar bis August 2014 gingen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Exporte nach Russland um 16,6 Prozent zurück. Der Export von Fahrzeugen nach Russland sank sogar um 27,3 Prozent. Bis zum Jahresende wird ein Exporteinbruch von 25 Prozent erwartet. Dem Ostausschuss zu Folge sind dadurch 50.000 Arbeitsplätze gefährdet.
Wirtschaft fordert politische Lösung
In einem Interview mit der FAS hatte der Sprecher des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft zuvor erklärt: "Die Wirtschaftssanktionen haben bis jetzt keinen sichtbaren Fortschritt gebracht. Politische Probleme müssen politisch gelöst werden." Diese Aussage kann man als Warnsignal in Richtung von Bundeskanzlerin Angela Merkel verstehen. Merkel hatte angesichts des Widerstandes der deutschen Industrie gegen die Sanktionen sinngemäß gesagt, dass letzte was Deutschland jetzt bräuchte, sei eine parallele Außenpolitik der Konzerne.
Die Deutsche Wirtschaft gegen die Bundeskanzlerin. Wer wird gewinnen?
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