Und sie bewegt sich doch - ARD entschuldigt sich für falsche Berichterstattung zur Ukraine
Nach über vier Monaten und diversen Hinweisen von Zuschauern, Bloggern und medienkritischen Webseiten, hat die ARD nun eingeräumt, in einem Bericht vom 20. Mai über die Ukraine falsche Angaben gemacht zu haben. Schuld wären schwierige Arbeitsbedingungen der Auslandskorrespondenten, bei denen manchmal leider Fehler passierten, erklärte der Tagesthemen-Moderator Thomas Roth.
Hintergrund war eine falsche Darstellung des Moskau-Korrespondenten Udo Lielischkies, der den Mord an zwei Menschen aus der ukrainischen Stadt Krasnoarmeysk den "aufständischen Separatisten" unterschob, obwohl sie von Freiwilligen-Bataillons aus der Ukraine getötet worden waren. Diesen Fehler will Herr Lielischkies erst jetzt bemerkt und berichtigt haben.
Die Sprecherin des Vereins "Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien" Maren Müller widerspricht dem jedoch: "Mehrere Pressemeldungen [der ARD] lassen, mit Verweis auf den ersten Chefredakteur der Nachrichtenredaktion ARD-Aktuell Kai Gniffke verlautbaren, dass der Hinweis auf die Falschmeldung von ,einem Zuschauer' kam und bei nochmaliger Recherche von Moskau-Korrespondent Udo Lielischkies "entdeckt" wurde. Das entspricht nicht der Wahrheit. Bereits am 22. Mai 2014 wurde eine Beschwerde von Netzaktivisten an die zuständige Redaktion gesendet, aber offenbar von den Programmverantwortlichen ignoriert."
Auch das ZDF hatte die Falschmeldung ungeprüft übernommen. In dessen Mediathek läßt sich der Beitrag sogar noch finden, während er aus dem ARD Archiv verschwunden ist.
Der Zuschauer zahlt und muss die Arbeit selbst machen Der Chefredakteur von ARD-Aktuell Kai Gniffke nannte die kritische Begleitung der öffentlich-rechtlichen Medien durch das Publikum "hilfreich". Wichtig sei der Redaktion von ARD-Aktuell, solche Ereignisse "offen anzusprechen."
Die Richtigstellung kann im Blog des Senders und auf dessen Facebookseite eingesehen werden. Der Blog wurde sogar für Kommentare freigegeben. Viele Kommentatoren (und per Gesetz verpflichtete Gebührenzahler) sehen ein systematisches Problem in der Berichterstattung, das mit einer gelegentlichen Richtigstellung nicht vom Tisch ist.
Auf das Angebot von Albrecht Müller, dem Herausgeber der Nachdenkseiten, einen "Kreis von medienwissenschaftlich trainierten Beobachtern" zusammenzustellen, die systematische Analysen des Programms erstellen könnten, ging der ARD-Mann nicht ein, im Gegenteil. Schon vorher hat Herr Gniffke kritische Kommentare zu Stellungnahmen der ARD von "gesteuerten Kampagnen" und "Spielwiesen für Verschwörungstheoretiker" bezeichnet. Dabei könnte er jemanden wie Albrecht Müller gut gebrauchen: der hatte unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt lange Jahre als Planungschef im Bundeskanzleramt gearbeitet. "Wir von den Nachdenkseiten wie auch die älteren Politiker Schmidt, Genscher, Kohl und Wimmer müssen Ihre Formulierung als massiven Angriff verstehen." Gegenüber Telepolis hatte sich Albrecht Müller zudem ausführlich zu Defiziten der öffentlich-rechtlichen Medien geäußert.
Darin heißt es unter anderem, dass die Mitarbeiter von ARD-aktuell einräumten, dass sie in der Ukraine-Berichterstaatung "dem Nachrichten-Mainstream zu leicht gefolgt" seien. Öffentlich äußerte sich aus den Programmbeiräten bisher nur der Vorsitzende des Programmausschusses des RBB, Dieter Pienkny. Er bestätigt, dass in der Ukraine-Frage in mehreren Rundfunkräten und auf Seiten der Zuschauer "sehr viel Kritik hochkam." Aber jetzt, wo das Thema auf dem Tisch liegt, ist es für ihn nicht verständlich, dass "die ARD sich in den Schmollwinkel zurückzieht oder das Thema nur mit spitzen Fingern anfasst."
Schön, dass die ARD sich, wenn auch mit Verspätung, zu ihrem Fehler bekennt. Was aber durch diese Berichterstattung an weitreichenden Folgen entstanden ist, läßt sich nur mutmaßen. Seit Mai ist viel passiert, viele Tote, viele materielle Verluste, nicht nur durch Gefechte, auch durch Sanktionen. Verluste auf allen Seiten. Die öffentlich-rechtlichen Medien tragen die Mitverantwortung, nicht nur weil die Bürger sie dafür bezahlen.
Ein weiteres Beispiel für Medienreaktionen auf Kritik, diesmal von N24:
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