Norwegischer Ölkonzern Statoil liefert Gas an korrupten ukrainischen Anbieter Naftogaz
Am Donnerstag hatte eine Quelle aus dem ukrainischen Energiesektor gegenüber Reuters verlauten lassen, dass die erste norwegische Versorgungslieferung über die Slowakei eingetroffen wäre und der Preis günstiger als jener von russischem Erdgas gewesen wäre.
Statoil ist der zweitgrößte Gasanbieter in Europa nach Gazprom. Morten Eek, der Sprecher des Unternehmens, machte deutlich, dass es bei dem Abkommen um Gaslieferungen in die Slowakei gehe. Demnach sei das Empfängerland für den weiteren Transport verantwortlich. Für Statoil-Verhältnisse handele es sich um eine "kurzfristige und vom Volumen her relativ geringe Vereinbarung".
Im Juni hatte Russland die Versorgungslieferungen in die Ukraine eingestellt, nachdem die Außenstände ein Maß überschritten hatten, das Moskaus Vertrauen in deren vollständige Begleichung enden ließ. Seither hat die Ukraine vor allem aus den benachbarten EU-Ländern Polen und Ungarn importiert. Auch aus der Slowakei kam es bereits zu ersten Lieferungen. Die Ukraine weist einen Verbrauch von 50 Milliarden Kubikmeter an Erdgas pro Jahr auf, 20 Milliarden davon stammen aus eigener Produktion, der Rest muss importiert werden.
Auf die neuen Geschäftspartner der Naftogaz kommen interessante Zeiten zu. Vor dem Maidanputsch hatte Moskau den ukrainischen Konzern versorgt und dabei, obwohl man mit Bedacht stets nur Jahresverträge abgeschlossen hatte, selbst dann weitergeliefert, wenn Schuldenpolitik, Misswirtschaft und Selbstbedienungsmentalität beim ukrainischen Partner wieder einmal für Zahlungsengpässe sorgten.
Wie auch andere staatlich kontrollierte Institutionen war Naftogaz stets ein Quell persönlicher Bereicherung für korrupte ukrainische Eliten. Die frühere Premierministerin Julia Timoschenko hat es dabei geschafft, sich so ungeschickt anzustellen, dass ihr Verhalten strafrechtlich geahndet werden konnte.
Es ist ungewiss, ob die neuen westlichen Partner ernsthaft davon ausgehen, dass die bloßen Tatsachen eines gewaltsamen Putsches und einer politischen Umfärbung der Naftogaz-Führungsebene etwas an den Grundproblemen in der Unternehmensführung geändert haben. Vielmehr gehen Beobachter davon aus, dass es sich bei der Kooperation mit dem Staatskonzern der vor dem Bankrott stehenden Ukraine um ein Himmelfahrtskommando handeln dürfte, für das am Ende der norwegische oder gar der europäische Steuerzahler gerade stehen muss.
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