Putin bleibt Lieblingsfeind deutscher Medien und Whistleblower werden ignoriert

Diese Woche bringt auch der FOCUS ein Putin-Cover. Der SPIEGEL hatte dieses Jahr schon zwei.
Putin bleibt Lieblingsfeind deutscher Medien und Whistleblower werden ignoriertQuelle: Reuters © Alessandro Garofalo

Scheinbar gibt es einen neuen Sport innerhalb der deutschen Massenmedien: Putincover. Diese Woche ist der FOCUS dran. Neben einem coolen Vladimir Putin mit Sonnenbrille geht eine Gasleitung Richtung stilisiertes Europa neben der Überschrift "Putins eiskaltes Spiel - Dreht er uns das Gas ab – und ruiniert er Russland?"

"Moskau droht, dem Westen den Gashahn zuzudrehen. FOCUS zeigt, wem Sanktionen und Handelskrieg mehr schaden – und wie marode Russlands Wirtschaft wirklich ist." Der FOCUS weiß Bescheid. Liebevoll wird Putin "Väterchen Frost" in einer der Graphiken des Artikels genannt, haben die Journalisten entweder mehrfach um die Ecke gedacht oder wissen nicht, dass dies der Name des russischen Weihnachtsmanns ist, einer der beliebtesten Männer der Welt, nicht nur bei Kindern.

Alle Jahre wieder - Anti-Putin geht immer

Ende Juli dieses Jahres hatte das Wochenmagazin SPIEGEL, nach mehrmonatiger Putin-Cover-Abstinenz, sein "Stoppt Putin jetzt"-Titelbild, bebildert mit den Portraits der Opfer nach dem immer noch ungeklärten Absturz vom MH17, veröffentlicht. Dafür bekam er eine Missbilligung des Deutschen Presserats. Da aber nach Ansicht des Magazins "die ‚Abdruckpflicht‘ […] laut Beschwerdeordnung des Presserats ausschließlich für Rügen [gelte]", wie der Geschäftsführende Redakteur Rüdiger Ditz auf Nachfrage des Journalisten Stefan Niggemeier schrieb, sieht er sich nicht veranlasst, in irgendeiner Weise dazu Stellung zu nehmen. Nicht einmal in seiner eigenen Rubrik "Rückspiegel", wo jede Woche Reaktionen auf seine Berichterstattungen zitiert werden.

Die ARD dagegen reagierte immerhin auf Kritik aus dem Publikum, nachdem es eine Programmbeschwerde der Ständigen Publikums- konferenz wegen falscher Berichterstattung in einer Ukraine Reportage bekommen hatte. Der Vorwurf lautet auf Medienmanipulation, massive Täuschung des Publikums, Vorspiegelung falscher Tatsachen sowie Transport von bewaffneten ukrainischen Kämpfern in Presseautos.

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Der Programmbeirat stimmt zu, dass die ausgestrahlten Inhalte teilweise den "Eindruck der Voreingenommenheit erweckt” hätten und "tendenziell gegen Russland und die russischen Positionen” gerichtet seien, heißt es im Protokoll des neunköpfigen Gremiums.

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Enthüllungen eines deutschen Medien-Insiders werden ignoriert

Während berühmte Whistleblower wie Edward Snowden, Chelsea Manning und Aaron Swartz gefeiert werden, sind Enthüllungen über den deutschen Medienbetrieb selbst unerwünscht und werden lieber totgeschwiegen. Das Mitte September erschienene Buch "Gekaufte Journalisten" von Udo Ulfkotte existiert in der Medienlandschaft nur auf meist alternativen Webseiten, in größeren Buchläden und im Onlineversand. Bei einem der bekanntesten Onlinewarenhäusern befindet es sich jedoch noch immer auf Platz 7 der Bestsellerliste. Einzig der FOCUS hat sich kurz nach dem Erscheinen dazu hinreißen lassen, eine Karikatur zum Buch abzudrucken.

Wäre es ein chinesischer oder am besten ein russischer Journalist, der über Bestechung und Kontrolle seiner staatlich kontrollierten Massenmedien berichtet, würde er wahrscheinlich mit einer mehrseitigen, reich bebilderten Reportage bedacht. Aber es ist ein Ex-Kollege, der Noch-Kollegen anschwärzt, der nicht nur sich selbst sondern auch viele andere namentlich der Käuflichkeit beschuldigt, des Gehorsams und der Lüge. Ein Petzer also. Und mit Petzen spielte man im Kindergarten nicht, und jetzt schon gar nicht. Soviel zum freien und kritischen Journalismus in Deutschland.

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Putin Cover im Vergleich

Ein eher harmlos anmutendes Putin-cover aus USA:

 

Teuflisch gut:

 

Für das jüngere Publikum: Putin als Joker aus Batman:

 

Wann zieht die Bravo nach?

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