Syrisch-kurdische Kämpfer erobern strategisch wichtige Grenzstadt Tell Abyad vom "Islamischen Staat"

Kämpfer der kurdischen Miliz YPG und der FSA haben am Montagabend die für den "Islamischen Staat" strategisch wichtige syrisch-türkische Grenzstadt Tell Abyad erobert. Die Stadt verbindet die "IS-Hauptstadt" Rakka mit wichtigen Versorgungsrouten, die in die Türkei führen. Zudem wird vermutet, dass der IS den internationalen Zufluss von Dschihadisten maßgeblich über Tell Abyad organisierte.
Syrisch-kurdische Kämpfer erobern strategisch wichtige Grenzstadt Tell Abyad vom "Islamischen Staat"Quelle: Reuters © Rodi Said

"Sie ist nun komplett unter unserer Kontrolle", teilte Redur Xelil, ein Sprecher der sogenannten kurdischen Volksverteidigungseinheiten, kurz YPG, am Montag nach der Eroberung von Tell Abyad mit. Analysten zufolge verzeichneten die YPG-Milizen mithilfe gezielter US-Bombardements binnen weniger Tage große Geländegewinne.

Die in Großbritannien ansässige "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte", kurz SOHR, geht unter Berufung auf Aktivisten vor Ort und Informationsanalysen jedoch noch davon aus, dass sich in der Innenstadt "vereinzelt kleine Widerstandsnester" des IS gebildet haben.

Ein Anwohner von Tell Abyad, der in die Türkei floh, sagte gegenüber Al Jazeera:

"Wir wurden vom IS terrorisiert. Wir verließen die Stadt aber wegen den heftigen Bombardierungen, die von allen Seiten kamen. Ich werde niemals mehr zurückkehren – dort stirbst du einhundert Mal am Tag."
Als sich die Kämpfe wenige Kilometer vor der türkischen Grenze intensivierten, entschlossen sich die türkischen Behörden schließlich zur Öffnung von Übergängen. Dennoch warteten viele nicht weniger als 24 Stunden, um die Grenzkontrollen passieren zu können. Sicherheitskräfte fürchteten, dass sich unter die Flüchtlingsmassen auch IS-Kämpfer mischen könnten.

Am 11. Juni begannen die kurdischen Kämpfer und FSA-Rebellen mit der Offensive auf Tell Abyad. Nahost-Experten vermuten, dass sich der Verlust Tell Abyads langfristig auch auf die allgemeine Frontlage in Syrien auswirken werde. Denn mit dem Verlust der Grenzstadt dürfte der IS künftig gößere Probleme haben, seine Milizen mit immer neuen ausländischen Kämpfern zu versorgen. Angesichts des Mehrfrontenkriegs in Syrien und dem Irak ist die Sunnitenmiliz auf eben diesen Zufluss angewiesen.

Weitere Kämpfe in Aleppo

Bei massivem Raketenbeschuss von Rebellen auf Regierungspositionen in Aleppo starben am gestrigen Montag mindestens 34 Menschen. Mehr als 190 Syrer wurden laut staatlichen Medienberichten verletzt.

Die "Syrische Beobachtungsstelle" teilte mit, dass sich mindestens 12 Kinder unter den Todesopfern befänden.

Des Weiteren gab sie an, dass Rebellen rund 300 Raketen innerhalb von vier Stunden auf Viertel in West-Aleppo abschossen. Diese befinden sich größtenteils in Regierungshand. Zahlreiche Wohnhäuser seien zerstört worden.

Das einstige wirtschaftliche Zentrum Syriens ist zum Schauplatz zahlreicher Scharmützel zwischen Regierungstruppen, sogenannten moderaten Rebellen und dem "Islamischen Staat" mutiert. In der Stadt Aleppo kämpfen vor allem Regierungstruppen und moderate Rebellen um die gesamte Kontrolle der Stadt. Seit Mitte 2012 ist die Stadt zweigeteilt.

Regierungstruppen bombardieren regelmäßig von der Luft die östlichen Viertel Aleppos – oftmals mit sogenannten Fassbomben.

Seit Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges 2011 sind laut der SOHR mehr als 230 000 Menschen gestorben.

 

 

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