RT Deutsch Interview mit den Nachtwölfen: "Wir sind doch alle ein Teil dieser Welt"

Die Tour der russischen Nachtwölfe nach Berlin beherrschte die Schlagzeilen der letzten Woche. Doch kaum jemand machte sich die Mühe persönlich mit den Bikern zu sprechen. RT Deutsch Reporterin Anna Schalimowa traf sich mit den Nachtwölfen in ihrem Quartier außerhalb Berlins, wo sie sich von den Strapazen der Reise, zusammen mit sympathisierenden Bikern aus ganz Europa, erholen. Sie sprach mit ihnen über Beweggründe und Ziele der Gruppe.
RT Deutsch Interview mit den Nachtwölfen: "Wir sind doch alle ein Teil dieser Welt"

Alexander, pünktlich zum Tag der Befreiung haben Sie Berlin erreicht. Welches Ziel stand hinter diesen langen Reise?

Nun, ich bin erst einmal aus sehr persönlichen Gründen froh darüber, heute hier sein zu dürfen. Man sollte schließlich niemals vergessen, was in der Vergangenheit passiert ist. Nicht nur, dass der Zweite Weltkrieg das Leben vieler Menschen drastisch verändert als auch verkürzt hat, er hat auch das meiner Eltern und somit auch meines stark geprägt. Meine Mutter hat in diesem Krieg gekämpft und kam am Ende auch nach Berlin. Mein Vater nach Prag. Wir müssen denen gedenken, die dafür gesorgt haben, dass wir heute in Freiheit leben. Wir müssen die ehren, die gegen eine solche Kraft wie den Faschismus gekämpft haben und bereit waren ihr Leben zu opfern.

Wie Sie wahrscheinlich bereits mitbekommen haben, hat sowohl die internationale Medienlandschaft wie aber auch die Bevölkerung hier vor Ort Ihren Weg aus Moskau nach Berlin mit großer Spannung oft auch herber Kritik verfolgt. Wie war es für Sie, so im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen?

Was das öffentliche Interesse an unserer Gruppe betrifft, kann ich nur sagen, dass uns die Menschen hier vor Ort sehr herzlich empfangen haben. Ihre Anwesenheit und die gute Laune haben uns sehr berührt. Bezüglich der Medien und der Politik vertrete ich keine Meinung. Für mich zählt hauptsächlich die Bevölkerung, also die Menschen vor Ort und nicht eine politische Instrumentalisierung, die doch zu oft, nichts mit den Interessen der eigenen Leute zu tun hat.

Was bedeutet es aber für Sie persönlich heute hier angekommen und Teil der Parade zu sein?

Ich denke, wir sollten niemals vergessen, was uns alle verbindet. Schlussendlich sind wir doch alle ein Teil dieser Welt. Nur gemeinsam können wir es schaffen, dass sich die Geschichte des Faschismus niemals wieder wiederholt. Die Parade werde ich für mich persönlich nutzen, um mich nochmals im Stillen zu bedanken und ich hoffe, dass wir uns immer daran erinnern werden, gegen welches Übel unsere Vorfahren gekämpft, und dass so viele ihr Leben für unseren Frieden gelassen haben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Neben den Mitgliedern der russischen Nachtwölfe befinden sich in ihrem Quartier auch gleichgesinnte Biker aus der ganzen Welt. Meine Aufmerksamkeit rief in diesem Zusammenhang auch ein Motorradliebhaber hervor, der sich den Russen auf halber Strecke angeschlossen hat. Sascha, 49, war frisch aus Lemberg, also der Westukraine, für die Tour angereist. 

Sascha, ich bin ehrlich gesagt etwas überrascht, Sie hier als Westukrainer unter den Nachtwölfen zu sehen. Wie sind Sie zu den den Bikern gestoßen?

Um ehrlich zu sein, bin ich kein Teil der Nachtwölfe. Ich bin lediglich ein einfacher Biker, der in der Vergangenheit das Glück hatte, die Jungs kennenzulernen. Wir stehen nicht für unsere Nationalitäten oder politischen Ausrichtungen unserer jeweiligen Herkunftsländer ein. Ich persönlich finde aber diese Tatsache auch äußert erfrischend. Angeschlossen habe ich mich den Nachtwölfen in Prag und bin dann gemeinsam mit ihnen hier in die deutsche Hauptstadt gereist.

Viele der russischen Nachtwölfe sagen, sie wollen mit der Tour ihre Großeltern ehren, die ihr Leben auf deutschem Boden im Kampf gegen den Hitlerfaschismus verloren haben. Was war Ihre Motivation?

Einer der Gründe, warum auch ich nach Deutschland gefahren bin, liegt ebenfalls in meiner Lebensgeschichte. Auch ich habe hier meine Vorfahren verloren. Beide Großväter haben ihr Leben in diesem Krieg gelassen. Und beide sind vor Berlin gefallen. Ich wollte einfach sehen, was die letzten 70 Jahre mit sich gebracht haben.

Wie haben Sie die Berichterstattung rund um die Tour wahrgenommen?

Es sind doch meist die Politiker, die ihre Einwohner ohne Grund in Angst und Schrecken versetzt haben. Als wir dann so sehr verspätet in Torgau und schon im Dunkeln ankamen und die Menschen trotzdem noch auf uns gewartet hatten, mit Blumen und Kerzen in den Händen, hat mich das alles so sehr gerührt, dass ich einfach nicht von Angst und Misstrauen ihrerseits sprechen kann. Wir kommen doch von überall her, sind grenzenlos auf der Karte und genauso frei in unseren Köpfen. Und ist es nicht genau das, was uns vor allem an diesem Tag vereinen sollte?

Vielen Dank für das Gespräch.

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