Twitterkrieg zwischen Washington und Jerusalem: Wie Obama Bibi vorführte

Via Twitter hat das Weiße Haus ein Cartoon veröffentlicht, welches einen Redebeitrag von Benjamin ‪Netanjahu‬ vor den Vereinten Nationen im Jahr 2012 auf die Schippe nimmt. Darin hatte der israelische Premierminister mithilfe einer amateurhaften Zeichnung, vor der angeblichen nuklearen Gefahr durch den Iran gewarnt und drohte gar mit Präventivschlägen. Washington dagegen nahm genau diese Zeichnung nun zum Anlass, um seinen diplomatischen Erfolg in den Atomverhandlungen gegen Israel in Szene zu setzen.
Twitterkrieg zwischen Washington und Jerusalem: Wie Obama Bibi vorführteQuelle: Reuters © Mike Theiler

Für die Demokraten erschien der gelungene diplomatische Coup auch als ein Sieg über die Republikaner, die gerne Obamas vermeintlich zurückhaltende Außenpolitik als Schwäche auslegen.

Eine Schere, die die brennende Lunte zerschnitt, so soll der Tweet deutlich machen, dass die atomare Bewaffnung Irans explizit mit nicht-militärischen Mitteln verhindert werden konnte. Zudem informiert das getweetete Bild über die ausgehandelten Bedingungen, die den künftigen Handlungsrahmen des Iran abstecken. Darüber hinaus habe sich die Führung in Teheran verpflichtet, die Menge an Zentrifugen um 66 Prozent zurückzufahren und die Produktion oder Lagerung von hochangereichertem Uran ganz einzustellen.

Auch die "rote Linie" von Netanjahu blieb erhalten. Doch die US-Amerikaner drücken lediglich damit aus, dass der Iran sogar bereit gewesen wäre, diese zu überschreiten, wäre Obamas konsequente Diplomatie den Iranern nicht zuvorgekommen. Eine blaue Linie, die den Grund der Cartoon-Bombe markiert, symbolisiert wiederum das von Washington erwirkte Anreicherungsergebnis. Demnach seien Irans Fähigkeiten, künftig eine Atombombe zu bauen, auf null Prozent gefallen.

Noch 2012 war der israelische Premierminister entschlossen vorangeprescht und hatte gesagt:

"Zu dieser späten Stunde gibt es nur noch einen Weg, Iran friedlich davon abzuhalten, eine Atombombe zu bauen. Dieser ist, eine deutliche rote Linie über das iranische Atomprogramm zu ziehen."
Israel fühlt sich vom Iran herausgefordert und torpediert, seitdem die Rahmenbedingungen für ein Atomabkommen mit Iran in den so genannten 5+1-Gesprächen (USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, China und Deutschland) in Gang gesetzt wurden, die Annäherungsversuche zwischen dem Westen, Russland, China und Teheran. In einem fortwährenden Schwall der Angstprojektion, die in Jerusalem inflationär gebraucht wird und immer unglaubwürdiger wirkt, legt sich Netanjahu auf eine nunmehr endgültige, aber unzutreffender denn je erscheinende Formel fest, die da lautet: "Iran bedrohe das Überleben Israels nun erst recht."

Gegenüber dem US-Fernsehsender CNN sagte der israelische Regierungschef:

"Ein besseres Abkommen würde Iran vielmehr dazu bringen, seine nukleare Infrastruktur zurückzuschrauben, seine Aggressionspolitik in Nahost zu stoppen sowie Aufrufe zur Vernichtung des Staates Israel unterbinden. Das ist ein besseres Angebot. Das kann erreicht werden."

Israelischen Erwägungen zufolge wäre eine militärische Intervention ein Weg, den Iran auf Linie zu bringen. Dennoch Israel scheint seinen "Erzfeind" zu verlieren. Besonders schwierig für die israelische Führung wird der Umgang mit der seit Jahrzehnten propagierten Angst vor der vermeintlichen iranischen Übermacht, mit der es seinen im Vergleich zur Bevölkerungsgröße gigantischen Militärapparat legitimiert. Auch könnte der Atomdeal auf die internationale Wahrnehmung israelischer "Präventivschläge" im Gazastreifen oder noch vielmehr gegen den Libanon, wo die Iran nahe Hisbollah operiert, abfärben, und den Rückhalt für das Land noch weiter bröckeln lassen.

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