Medialer Kalter-Krieg 3.0: Chefredakteur von The Economist ruft zur Ächtung von RT-Journalisten auf

Der Chef-Redakteur des britischen Wirtschaftsmagazins The Economist Edward Lucas hat eine Diskussionsrunde auf der Münchner Sicherheitskonferenz dazu genutzt, alle Medien zur Ächtung von RT-Journalisten aufzurufen.
Medialer Kalter-Krieg 3.0: Chefredakteur von The Economist ruft zur Ächtung von RT-Journalisten auf

In seinem Beitrag zur Diskussionsrunde der Sicherheitskonferenz "Hybride Kriegsführung" sagte er:

"Der Gebrauch des Informationskrieges war ein weiterer großer Fehler, den wir 1991 gemacht haben. Wir dachten, was kann schon schiefgehen? Wir haben eine freie Presse, wir haben einen freien Medienmarkt – die Wahrheit wird siegen. Nun, tut sie nicht. Sie siegt nicht, wenn man sich RT gegenübersieht, dem früheren Russia Today oder Sputnik – die sogenannten Medienorganisationen, die direkt an die Lügenmaschine des Kremls angeschlossen sind."
Zudem rief er dazu auf, RT-Journalisten zu ächten und führte dies weiter aus:
"Journalisten aus diesen Medien müssen an den Rand des Medienraums gedrängt werden, damit man sie nicht als echte Journalisten betrachtet und lediglich als Käuze und Propagandisten ansieht".
Abschließend versprach Lukas, seinen gesamten Einfluss einzusetzen, um Karrieren von Journalisten mit RT-Erfahrung zu verhindern.

Wie unpassend ist es, eine solche Stellungnahme auf einer Veranstaltung abzugeben, die sich der gemeinsamen Lösung von weltweiten Sicherheitsfragen widmen soll? Während Lucas sich im bequemen und sicheren Sessel auf der Konferenz über RT Journalisten auslässt, stehen just diese Journalisten in Donezk unter Beschuss ukrainischer Scharfschützen.

RT Korrespondenten riskieren jeden Tag ihr Leben, um über Geschichten und Vorkommnisse zu berichten, die sonst keiner anfasst, um Menschen auf der ganzen Welt die Seite der Realität zu zeigen, die andere Medien entweder versehentlich oder absichtlich verschweigen.

Vielleicht war der Kommentar auch als Rache gedacht, nachdem Ende Januar ein Kleinkrieg zwischen dem Economist und RTs Anissa Naoui entbrannte. In Naouis Sendung "In the Now" wurde auf einen eklatanten Fehler in der Berichterstattung des Economist über russische Medien hingewiesen.

Das Londoner Journal behauptete, dass die russische Presse die Berichterstattung über die Wirtschaftslage zensieren würde. Nur zeigt schon eine kurze Recherche, dass dies nicht stimmt. Analysen zum Rubelverfall und der schwierigen wirtschaftlichen Lage, waren in allen großen Zeitungen und Fernsehanstalten ein zentrales Thema. Die RT-Sendung In the Now hat  aus dem Economist-Artiekl ein online Tutorium gemacht mit dem Titel: "Wie schreibt man einen Propagandaartikel".

Den RT-Beitrag nutzte dann Will Stevens, seines Zeichens Pressesprecher der US-Botschaft in Moskau, und forderte per Twitter zu einer Abstimmung auf, wem man mehr vertrauen könne, der Analyse von RT oder der des Economist. Doch der Propaganda-Akt der US-Botschaft ging gewaltig nach hinten los.

Mit Stand vom Montag, dem 09. Februar 2015, 18:00 Uhr, hatten sich 81 Nutzer durch "retweeten" für den Economist und 1.511 durch "favorisieren" für RT entschieden. Twitter-Diplomatie ist zu Twitter-Demokratie geworden und Mr. Steven hat in seiner Funktion als US-Agitprop-Funktionär gewaltig versagt.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.