"Klimapakt" für Deutschlands Konkurrenzfähigkeit: Grüne suchen Schulterschluss mit Großindustrie
Um den CO2-Ausstoß in der Wirtschaft zu reduzieren, suchen die Grünen den Schulterschluss mit der Industrie. Vor einem Wirtschaftskongress der Bundestagsfraktion an diesem Freitag schlagen die Wirtschafts- und Industriepolitiker ein umfangreiches Förder- und Schutzprogramm vor allem für energieintensive Branchen wie Stahl, Chemie und Zement vor. Auch ein "Klimabeitrag", also ein Zuschlag auf Produkte dieser Branchen, gehört dazu. Das zweiseitige Positionspapier lag der deutschen Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch vor.
Wir bieten der deutschen Industrie einen Klimapakt an", sagte die Grünen-Wirtschaftexpertin Katharina Dröge der dpa.
Damit Branchen wie Stahl und Chemie auch künftig in der Spitzenliga mitspielen, müssten sie jetzt den Umstieg auf moderne, klimaneutrale Produktionsmethoden schaffen.
Wir wollen jetzt den politischen Rahmen schaffen, der die klimaneutrale Produktion auch wettbewerbsfähig macht.
Die Grünen schlagen vor, dass die öffentliche Hand mit Unternehmen Verträge über klimaneutrale Produktionsmethoden abschließt und die Zusatzkosten für eine bestimmte Zeit trägt. Bis 2050 soll Deutschland unterm Strich keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Verbleibende Emissionen müssten dann ausgeglichen werden. Für die Industrie bedeutet das Investitionen in Milliardenhöhe.
Solange der CO2-Preis nicht deutlich steige, den Energiewirtschaft und Industrie in der EU für den Ausstoß von Treibhausgasen bezahlen müssen, lohne sich für besonders energieintensive Branchen der Umstieg auf klimafreundliche Technologien nicht, heißt es im Papier. Daher wolle man die Differenz zwischen dem aktuellen CO2-Preis und den tatsächlichen Kosten der CO2-Vermeidung erstatten. Mit den Unternehmen sollen dafür "Klimaverträge" geschlossen werden.
Zum dritten größeren Wirtschaftskongress der Grünen-Fraktion wird am Freitag unter anderem Siemens-Chef Joe Kaeser erwartet. Mehr als 1.000 Gäste sind nach Angaben der Fraktion angemeldet. Auch die Stahl-, Chemie- und Autoindustrie sollen vertreten sein. Die Grünen arbeiten daran, ihr wirtschaftspolitisches Profil zu schärfen. Fraktionsvize Oliver Krischer sagte der dpa, in den Branchen Stahl, Chemie und Zement müsse man "vom Reden zum Handeln kommen".
In dem Positionspapier schlagen die Fachpolitiker vor, die Kosten für die Klimaverträge über einen "Klimabeitrag" zu refinanzieren, der auf Produkte der Branche aufgeschlagen wird – sowohl auf heimische Produkte als auch auf Importe. So sollen Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Regionen vermieden werden. Auch ein "Grenzausgleich" für CO2-intensive Produkte beim Import in die EU aus Regionen ohne vergleichbare Klimaschutzvorgaben gehört zu den Forderungen. Der Begriff "Klimazölle" wird dabei vermieden.
Quoten für bestimmte Produkte – etwa CO2-freien Stahl in Autos – sollen aus Sicht der Grünen einen Absatzmarkt schaffen und zu weiteren Investitionen anreizen. Bestimmte wegweisende Projekte sollen zusätzlich zu den bestehenden Förderprogrammen direkt unterstützt werden, zudem wollen die Grünen neue Steueranreize schaffen.
Eine Größenordnung der Kosten nennen sie nicht. Einem Bericht der Organisation CDP (Carbon Disclosure Project) zufolge haben 2019 knapp 900 europäische Börsenunternehmen insgesamt 124 Milliarden Euro in die Reduzierung ihrer Emissionen gesteckt oder solche Investitionen angekündigt, davon entfielen 44,4 Milliarden Euro auf deutsche Unternehmen. Das reiche aber noch lange nicht aus, hieß es.
Kritik kam von der FDP. Fraktionsvize Frank Sitta sagte der dpa:
Für die Industrie wird diese Transformation nur zu lösen sein, wenn man ihr durch marktbasierte und verlässliche Modelle die Beinfreiheit lässt, eigenständig zu handeln, und sie nicht wie das Kaninchen vor der Schlange auf die gerade verfügbaren Euro an Subventionen im Staatshaushalt starren lässt.
Mehr zum Thema - Die Politisierung der Klimatologie beenden
(dpa/rt)
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.