Wirtschaft

China wird USA als größten Einzelhandelsmarkt der Welt in diesem Jahr überholen

Chinas Wirtschaft mag sich verlangsamen. Dennoch wird die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr zum ersten Mal die Vereinigten Staaten vom Spitzenplatz als weltweit führender Einzelhandelsmarkt verdrängen.
China wird USA als größten Einzelhandelsmarkt der Welt in diesem Jahr überholen© Arnd Wiegmann

Die Einzelhandelsumsätze in China werden in diesem Jahr mehr als 5,6 Billionen US-Dollar (ungefähr 4,9 Billionen Euro) erreichen. Das sind in etwa 100 Milliarden US-Dollar mehr als in den Vereinigten Staaten, so ein Bericht, der am Mittwoch vom Forschungsunternehmen eMarketer veröffentlicht wurde. Zum Vergleich: Der deutsche Handelsverband HDE hatte in seiner Prognose für das Jahr 2018 mit rund 523 Milliarden Euro Gesamtumsatz des Einzelhandels hierzulande gerechnet.

Der wachsende Wohlstand der chinesischen Bevölkerung und die rasante Entwicklung des E-Commerce haben einen ungeheuren Boom des chinesischen Einzelhandels ausgelöst. "In den letzten Jahren haben die Verbraucher in China steigende Einkommen erfahren und Millionen wurden in die neue Mittelschicht katapultiert", sagte Monica Peart, Senior Forecasting Director bei eMarketer. "Das Ergebnis ist ein deutlicher Anstieg der Kaufkraft und der durchschnittlichen Ausgaben pro Person."

Die Prognose des Unternehmens unterstreicht die wachsende Bedeutung Chinas als Markt für globale Marken, auch wenn sich das Wachstum insgesamt abschwächt. Das Land ist bereits heute der weltweit größte Markt für Autos und Smartphones. Die Kluft zwischen dem chinesischen und dem US-amerikanischen Einzelhandelsmarkt wird sich in den kommenden Jahren vergrößern, wobei der chinesische Einzelhandel bis mindestens 2022 schneller wächst, so eMarketer.

Chinas größte E-Commerce-Unternehmen, Alibaba und JD.com, haben eine Schlüsselrolle im explosiven Wachstum der Branche gespielt. Mehr als 35 Prozent oder fast 2 Billionen US-Dollar der chinesischen Einzelhandelsausgaben werden in diesem Jahr voraussichtlich online getätigt, so eMarketer, verglichen mit nur 11 Prozent in den Vereinigten Staaten. China ist die Heimat von "Singles Day", Alibabas jährlichem "Online-Ausgabenblitz", der regelmäßig größere Umsätze erzielt als "Black Friday" und "Cyber Monday" zusammen.

Alibaba macht mehr als die Hälfte aller Online-Verkäufe in China aus, steht aber laut eMarketer im zunehmenden Wettbewerb mit kleineren Konkurrenten wie Pinduoduo. Wie Amazon in den Vereinigten Staaten sind auch Chinas Internet-Giganten in den stationären Einzelhandel eingetreten. Tencent, der Besitzer der Top-Messaging-App WeChat, und drei weitere Unternehmen investierten vor einem Jahr 5 Milliarden US-Dollar in Wanda Commercial Properties, Chinas größten Einkaufszentrum-Betreiber.

Tencent ist auch ein Großaktionär von JD.com. Im Jahr 2017 zahlte Alibaba 2,9 Milliarden Dollar für eine 36-Prozent-Beteiligung an der Sun Art Retail Group, die weithin als das chinesische Pendant zu Walmart gilt. Die chinesischen Verbraucher spüren die Auswirkungen der sich abschwächenden Wirtschaft des Landes und des Handelskrieges mit den Vereinigten Staaten. Laut eMarketer wird sich das Wachstum der Einzelhandelsumsätze im Jahr 2019 voraussichtlich auf 7,5 Prozent abschwächen, gegenüber rund 8,5 Prozent im Vorjahr.

Apple alarmierte die Anleger Anfang des Monats mit der Warnung, dass die Verkäufe in China niedriger waren als für das Ferienquartal erwartet. CEO Tim Cook sagte in einem Brief an die Investoren, dass das Unternehmen durch "das Ausmaß der wirtschaftlichen Verlangsamung" in China überrumpelt worden sei.

Die Ausgaben für Produkte wie Kosmetik und Schmuck leiden, da die Verbraucher die Auswirkungen des abkühlenden Wachstums auf dem Immobilienmarkt und an der steigenden Verschuldung spüren, so Michelle Lam, Analystin bei der Investmentbank Societe Generale.

"Da Chinas Wachstum an Dynamik verliert, hat der Konsum auch deutliche Anzeichen von Schwäche gezeigt", schrieb sie diese Woche in einer Kundennotiz. Andere Analysten sind optimistischer. "Während wir erwarten, dass sich das Konsumwachstum verlangsamt, denken wir, dass die Angst vor Chinas Konsumenten weitgehend übertrieben ist", schrieb Tianjie He, Senior Economist beim Forschungsunternehmen Oxford Economics, am Mittwoch in einer Notiz.

"Wir erwarten keine signifikante Verlangsamung im Jahr 2019", schrieb er und fügte hinzu, dass Chinas Verbraucher "ein wichtiger Treiber des Wirtschaftswachstums" bleiben werden.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.