Wirtschaft

Wall Street Journal: Russland hat Dollaranteil seiner Wirtschaft bereits signifikant reduziert

Die Abwendung der russischen Wirtschaft vom Dollar trägt bereits ihre ersten Früchte. In den USA wächst dabei die Einsicht, dass dies größtenteils der hemmungslosen US-Sanktionspolitik zu verdanken ist - jedenfalls wenn man die Fachzeitschriften liest.
Wall Street Journal: Russland hat Dollaranteil seiner Wirtschaft bereits signifikant reduziertQuelle: Reuters

Angesichts der immer drastischeren Sanktionen, die von den USA gegen Russland verhängt werden, werden auch die Abwehrmaßnahmen Moskaus immer entschiedener. Dazu zählen vor allem die Versuche, sich dem Einfluss des US-Dollars zu entziehen. So hat die russische Zentralbank ihre Goldreserven in diesem Jahr aufgestockt und die US-Staatsanleihen verkauft. Inzwischen sind Pläne in Arbeit, mehr Handelsabkommen in Rubel und anderen Währungen abzuschließen. Die Regierung zieht auch steuerliche Anreize für Exporteure in Betracht, die den Dollar meiden.

Signifikante Abwendung 

Es wird erwartet, dass Moskau seinen "Entdollarisierungsplan" bis Ende des Jahres veröffentlicht. Beamte lassen verlauten, dass der Plan, der ursprünglich vom Leiter der sanktionierten Staatsbank VTB, Andrej Kostin, konzipiert wurde, Steuergutschriften und andere Anreize wie beschleunigte Mehrwertsteuererklärungen für Unternehmen, die den Rubel verwenden, beinhalten wird. 

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Die US-Zeitschrift Wall Street Journal (WSJ) nennt diese Schritte "subtile Vergeltung an die US-Politik", gibt aber zu, dass diese bereits ihre Früchte tragen: Die Rolle des Dollars in der russischen Wirtschaft sei bereits geschrumpft. Der Anteil der Fremdwährungseinlagen, die von Einzelpersonen und Unternehmen in russischen Banken gehalten werden, sei im September auf 26% gesunken, von einem Höchststand von 37% im Jahr 2016.

Mit Verweis auf die Daten der russischen Zentralbank weist das US-Medium auch darauf hin, dass in Russland "der Anteil der Exporte in Dollar-Währung von 80 Prozent im Jahr 2013 auf 68 Prozent im zweiten Quartal des laufenden Jahres sank".

Unterstützung von China und Indien

Ein anderes Beispiel dafür sei der schnell wachsende Handel Russlands mit China. Der Anteil des Handels, der in Rubel und Yuan veranschlagt wird, habe sich in vier Jahren auf rund 19% ihres bilateralen Handels fast vervierfacht und werde weiter wachsen, so Dmitry Dolgin, Ökonom mit Sitz in Moskau bei der ING Bank.

Die Russische Regierung schlug auch vor, nationale Währungen für den Ölhandel mit Ländern wie dem Iran und der Türkei zu verwenden. Von diesen Plänen ist bislang allerdings wenig umgesetzt. Die bereits laufenden Testverfahren für einen dollarfreien Handel mit russischen Schlüsselpartnern weisen jedoch auf die Ernsthaftigkeit des Vorhabens hin.

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So habe Alrosa Group, der weltweit größte Diamantenproduzent, kürzlich Rubel-Verträge mit indischen und chinesischen Kunden getestet, schreibt das WSJ. Um Wechselkursschwankungen zu vermeiden, führten sie diese Transaktionen innerhalb weniger Stunden durch, so das Unternehmen.

Wir prüfen Möglichkeiten, dieses Pilotprojekt auf andere Länder oder Währungen auszudehnen", sagte Alrosa-Sprecherin Evgeniya Kozenko.

Langfristiger Trend 

Dennoch, leichter gesagt als getan: Das US-Journal weist auf die Schwierigkeiten der Entdollarisierung hin und verweist auf Expertenschätzungen.

Obwohl der Nicht-Dollar-Handel Russlands voraussichtlich wachsen wird, werden Unternehmen nur ungern höhere Kosten verursachen als Wettbewerber, die den Dollar verwenden", so Jason Bush, Senior Analyst bei Eurasia Consulting.

Analysten sagen auch, dass der De-Dollarisierungsschub teilweise eine politische Rhetorik sei, die darauf abzielt, auf die zunehmende Kälte in den Beziehungen zum Westen zu reagieren. Die Struktur der russischen Wirtschaft, in der der Verkauf von Öl und Gas zu Dollarpreisen rund 40% der Haushaltseinnahmen einbringt, werde solche Initiativen einschränken.

"Die Entdollarisierung ist ein heißes Thema, und die Banken werden dazu beitragen", sagte Richard Segal, Emerging-Market-Analyst bei Manulife Asset Management. "Aber weil die Wirtschaft so rohstoffbasiert ist, bezweifle ich, dass es einen großen langfristigen Schub geben wird."

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