Wirtschaft

Das offensichtliche Problem mit dem Schieferöl in den USA

Trotz aller hoffnungsvollen Prognosen kommen die US-Schieferölproduzenten und Fracking-Unternehmen nicht aus den roten Zahlen. Jährlich steigende Fördermengen und effizientere Förderung reichen nicht aus – auch wenn der Ölpreis hoch bleibt.
Das offensichtliche Problem mit dem Schieferöl in den USAQuelle: Reuters

Die Ölpreise sind leicht gesunken, liegen aber immer noch nahe an Höchstständen verschiedener Jahre. Das sollte der Schieferölindustrie viel Geld einbringen. Allerdings kämpfen ziemlich viele US-Schieferölunternehmen immer noch damit, schwarze Zahlen zu schreiben.

Ein neuer Bericht des Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) und des Sightline Institute beschreibt die "alarmierenden Mengen an roter Tinte" in der Schieferindustrie.

"Selbst nach zweieinhalb Jahren steigender Ölpreise und steigender Erwartungen an verbesserte finanzielle Ergebnisse zeigt eine Überprüfung von 33 börsennotierten Öl- und Gasfrackingunternehmen, dass die Unternehmen, im Juni negative freie Cashflows verzeichneten", schreiben die Autoren des Berichts. Die 33 kleinen und mittleren Förderer verzeichneten in der ersten Jahreshälfte 2018 einen negativen Cashflow von insgesamt 3,9 Milliarden US-Dollar.

Das eklatante Problem mit den schlechten Finanzergebnissen ist, dass gerade 2018 das Jahr sein sollte, in dem die Schieferölindustrie endlich die Wende schafft. Anfang des Jahres hat die Internationale Energieagentur (IEA) noch ein rosiges Porträt von US-Schieferöl gemalt und in einem Bericht argumentiert, dass "höhere Preise und operative Verbesserungen den US-Schieferölsektor auf den richtigen Weg bringen, um 2018 erstmals einen positiven freien Cashflow zu erzielen".

Die verbesserte Prognose folgte auf Jahre zunehmender Verschuldung und negativen Cashflows. Die IEA schätzt, dass die US-Schieferölindustrie zwischen 2010 und 2014 einen kumulierten negativen freien Cashflow von über 200 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet hat. Der Abschwung am Ölmarkt, der 2014 begann, sollte zügellose Ausgaben eingedämmt, ineffiziente Unternehmen verdrängt und die Branche als Ganzes viel schlanker und gesünder gemacht haben.

"Die aktuellen Trends deuten darauf hin, dass die Schieferölindustrie als Ganzes im Jahr 2018 endlich einen Gewinn erzielen könnte, obwohl die Abwärtsrisiken bestehen bleiben", schrieb die IEA im Juli. Weiter heißt es:

Mehrere Unternehmen erwarten einen positiven freien Cashflow auf der Grundlage eines angenommenen Ölpreises, der deutlich unter dem bisherigen Niveau von 2018 liegt, und es gibt klare Anzeichen dafür, dass die Obligationenmärkte und Banken nach den erfreulichen Finanzergebnissen im ersten Quartal eine positivere Einstellung zum Sektor zeigen.

Nicht zu übersehende Warnsignale 

Aber die Warnsignale sind schon seit einiger Zeit ziemlich deutlich. Das Wall Street Journal berichtete im August, dass das zweite Quartal eine Enttäuschung gewesen sei. Das WSJ analysierte 50 Unternehmen und stellte fest, dass sie insgesamt zwei Milliarden Dollar mehr ausgaben, als sie im zweiten Quartal erwirtschaftet hatten.

Der neue Bericht der IEEFA und des Sightline Institute ergänzt die jüngsten Ergebnisse der Branche. Nur sieben der 33 im Bericht analysierten Unternehmen hatten in der ersten Jahreshälfte einen positiven Cashflow, und die gesamte Gruppe hat in diesem Zeitraum insgesamt fünf Milliarden US-Dollar an Geldreserven verbrannt.

Noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die negativen Zahlen während eines Produktionsbooms zutage treten. Die USA brechen weiterhin Woche für Woche ihre Produktionsrekorde, und mit über elf Millionen Barrel pro Tag könnten die USA bald der größte Ölproduzent der Welt werden. Analysten betrachten die Entwicklung des Schieferöls zwar verschieden, streiten aber darüber, wie schnell die Produktion wachsen wird.

Doch selbst wenn Förderer immer größere Mengen Öl aus dem Boden ziehen, machen sie immer noch keinen Gewinn. "Nach außen hin befindet sich die US-Öl- und Gasindustrie in einem jahrzehntelangem Boom", schreiben die IEEFA und das Sightline Institute in ihrem Bericht. Dessen Fazit:  

Amerikas Fracking-Boom war eine Weltklasse-Pleite.

Die anhaltenden Kämpfe werfen Fragen nach der Langfristigkeit auf. Wenn die Industrie immer noch nicht profitabel ist – nach einem Jahrzehnt des Förderns, nach erheblichen Effizienzsteigerungen seit 2014 und nach einem starken Anstieg der Ölpreise –, wann wird sie jemals profitabel sein? Gibt es ein grundsätzliches Problem mit dem Schieferölgeschäft, das in relativ kurzen Zeiträumen unter starken Rückgangsraten leidet und konstante Ausgaben und Bohrungen erfordert?

Die Ergebnisse des dritten Quartals werden in den nächsten Tagen und Wochen eintreffen, was weitere Hinweise auf den Zustand der Schieferölindustrie liefern sollte. Der Druck auf die Förderer, Gewinne zu erzielen, ist noch größer, da die Ölpreise im dritten Quartal deutlich gestiegen sind.

"Bis sich die Branche insgesamt verbessert und sowohl nachhaltige Gewinne als auch durchweg positive Cashflows erzielt, wären vorsichtige Investoren gut beraten, Fracking-Unternehmen als spekulative Investitionen zu betrachten", schlossen die Autoren des Berichts.

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