
So geriet die Welt in die Abhängigkeit von China in Bezug auf die Seltenen Erden

Von Olga Samofalowa
Das russische Ministerium für Industrie und Handel hat angekündigt, die Produktion von Seltenerdmetallen in Russland auf 50.000 Tonnen zu erhöhen und schätzt den Wert dieser Ressourcen auf 100 Milliarden Rubel. Außerdem hat Russland den USA angeboten, sich an der Entwicklung dieses Wirtschaftszweiges zu beteiligen.

Das Interesse an diesen Rohstoffen ist darauf zurückzuführen, dass sie für die Herstellung von Hightech-Produkten benötigt werden: Smartphones, Elektroautos, Laser, Flugzeuge, medizinische Geräte – und das nicht nur im zivilen Bereich, sondern auch in der Rüstungsindustrie.
Russland erzeugt nach wie vor bescheidene Mengen dieser Elemente. Während China 270.000 Tonnen und die USA 45.000 Tonnen der Seltenerdmetalle fördern, produziert Russland nur 2.600 Tonnen pro Jahr (nach US-Angaben). Folglich hält China 70 Prozent des Weltmarktes, die USA 11,5 Prozent und Russland weniger als ein Prozent. Insgesamt produziert die Welt 390.000 Tonnen dieser Mineralien.
Alexander Toporkow, Direktor von TDM96, einem Unternehmen, das seit mehr als 15 Jahren Seltene Erden aus China importiert, erläutert in einem Interview mit der Zeitung Wsgljad, warum die Welt um diese Bodenschätze konkurriert, ob Russland über eigene Technologien zu ihrer Gewinnung und Produktion verfügt und wie die Erfahrungen Chinas Russland helfen können.
"Warum gibt es in der Welt einen solchen Wettlauf um die Seltenen Erden? Werden sie von den Vereinigten Staaten dringend benötigt? Ist die Logik, dass derjenige, der Zugang zu preiswerten Seltenerdmetallen hat, in Zukunft der Herrscher sein wird? Die USA wollen bei diesen Metallen nicht von China abhängig sein, um ihre wirtschaftliche Führung nicht zu verlieren?"
"Das Wort 'technologische Sicherheit' ist hier passender, denn sowohl die Vereinigten Staaten als auch Russland haben die Märkte für Seltene Erden in die Hände Chinas gegeben, und moderne Technologien sind ohne sie nicht mehr denkbar.
Technologische Sicherheit drückt sich in der Verringerung der Abhängigkeit von anderen Ländern aus, insbesondere von Ländern, die eine gewisse Vormachtstellung in der Welt beanspruchen (vor allem heute), sodass Seltene Erden eine Schlüsselrolle bei der technologischen Unabhängigkeit spielen.
Russland und die Vereinigten Staaten wurden in den 1990er-Jahren von China abhängig, als dieses Land eine Monopolstellung in der Branche erlangte. Die USA hatten und haben immer noch ihre eigenen Seltenen Erden-Vorkommen und sogar entwickelte Vorkommen. Aber die Unfähigkeit, mit den chinesischen Unternehmen zu konkurrieren, führte zur Reduzierung und in einigen Fällen zur Schließung von Unternehmen in dieser Branche. Und Russland schenkte diesem Wirtschaftszweig keine große Aufmerksamkeit, weil es andere Probleme hatte."
"Warum hinkt Russland, das reich an Seltenerdmetallen ist, bei deren Produktion hinterher?"
"Erst um die Jahreswende 2018 zu 2019 erschienen in Russland die ersten Entwicklungspläne für viele Technologiebereiche. Russland hinkt also auf dem Markt für Seltene Erden nicht hinter China her – wir waren auf diesem Markt einfach gar nicht vertreten. Genauso wie wir immer noch nicht auf dem Markt für Smartphones, Mikroelektronik und anderen wissensintensiven Branchen vertreten sind. Alle waren mit Chinas billigem Markt zufrieden, sogar die Vereinigten Staaten.
Und erst in dem Moment, als China begann, Seltene Metalle und Seltene Erden als wichtigen Hebel in neuen Sanktionskriegen einzusetzen (in der ersten Amtszeit von Donald Trump), erkannten alle, dass China auf diesem Markt allein war und ihn leicht manipulieren konnte."
"Wie hat es China geschafft, die derzeitigen Höhen zu erreichen? Das Land fördert 270.000 Tonnen Seltene Metalle und Seltene Erden, was 70 bis 90 Prozent der weltweiten Produktion entspricht. Was hat das Land getan, um dies zu erreichen, und von welchen Erfahrungen können wir lernen?"
"China hat klug gehandelt. Bereits Mitte der 1980er-Jahre stellte das Land fest, dass seine ewigen Feinde – die Japaner – aktiv seine Seltenen Metalle und Seltenen Erden in Form von Halbfertigprodukten aufkauften. Und erst danach brachten die Japaner Waren mit hoher Wertschöpfung – Maschinen und Elektronik – auf den chinesischen Markt zurück. Peking kam zu dem Schluss, dass nicht Halbfertigprodukte, sondern hoch verarbeitete Produkte – Oxide und Metalle aus Seltenen Metallen und Seltenen Erden – verkauft werden sollten. China begann, den Grad der Verarbeitung zu erhöhen, mehr an seinen Exporten nach Japan zu verdienen und in die Entwicklung seines Landes zu investieren.
Daher ist es unwahrscheinlich, dass wir die Erfahrungen Chinas übernehmen können – es wird weder ein zeitlich noch situativ ähnliches Konzept geben. Wir müssen uns unabhängig entwickeln. Außerdem ist unser Erz, das Seltene Metalle und Seltene Erden enthält, komplexer als das der Chinesen, sodass ihre Erfahrungen nicht einmal geologisch für uns geeignet sind.
Als die Frage der technologischen Sicherheit in Russland akut wurde, sahen sich die Produzenten mit bürokratischen Problemen konfrontiert. Die Beamten stellten sich die Frage, ob Russland zuerst die einheimischen Verbraucher für Seltene Erden entwickeln und dann die Produktion von einheimischen Seltenerdmetallen aufbauen sollte oder umgekehrt – zuerst die Produktion von einheimischen Seltenen Erden aufbauen, um dann einheimische Verbraucher für diese Metalle zu schaffen. Aufgrund dieser Zweifel hat die Industrie lange Zeit stillgestanden.
Wenn wir uns die Erfahrungen Chinas zu eigen machen, dann in diesem Punkt: Sie hatten den Markt für Seltene Metalle und Seltene Erden für die eigenen einheimischen Verbraucher nicht entwickelt, er existierte einfach nicht. Sie haben eine Produktion geschaffen, für die es bereits inländische technologische Verbraucher gab.
Ja, China kopierte und kopiert weiterhin führende technologische Produkte (Elektroautos, Smartphones, Elektronik und so weiter), aber sie tun es mit ihren eigenen Rohstoffen."
"Das russische Ministerium für Industrie und Handel will bis 2030 mit dem Abbau von 50.000 Tonnen Seltenen Erden im Wert von 100 Milliarden Rubel beginnen. Was ist erforderlich, um dies zu erreichen?"
"Das Ministerium für Industrie und Handel Russlands beabsichtigt, im Jahr 2028 in Glasow (Teilrepublik Udmurtien) ein Werk für die Herstellung von Seltenerdmagneten auf der Grundlage des Tschepezki Mechanik-Werks zu eröffnen. Das macht Sinn: Dieses Werk extrahiert Metalle aus Erzen (Hydrometallurgie) und sollte sich daher mit der Trennung von Seltenen Metallen, Seltenen Erden und refraktären Metallen befassen können. Das Werk ist auf refraktäres Niob spezialisiert.
Der chinesische Zug rast jedoch mit einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit, und es ist schwierig, mit ihm Schritt zu halten.
Russland muss eine bestimmte Anzahl von Tonnen Seltener Metalle und Seltener Erden erzeugen, um in erster Linie den heimischen Verbraucher zu versorgen und die technologische Sicherheit seiner eigenen Materialbasis zu gewährleisten."
"Welche Konkurrenten hat Russland – abgesehen von China – auf dem weltweiten Markt für Seltene Erden, für den ein jährliches Wachstum von zehn Prozent prognostiziert wird?"
"Ein ernsthafter Konkurrent sind die Vereinigten Staaten. Die USA haben ihre eigenen Produktionsanlagen, darunter die Molycorp Silmet Anlage in Estland. Ein weiterer potenzieller Konkurrent ist Brasilien, wenn wir die Daten über die Reserven der Seltenen Metalle und Seltenen Erden berücksichtigen, die von der weltweiten wissenschaftlichen Gemeinschaft bekannt und anerkannt sind. Ich frage mich jedoch, wer in der Lage sein wird, schneller in diesen Wettlauf einzusteigen, und wer diesen Wettlauf überstehen wird?"
"Trump spricht von riesigen Seltenen Erden-Vorkommen in der Ukraine. Wie berechtigt sind derartige Schätzungen Ihrer Meinung nach?"
"Die Amerikaner sind an Titan und Lithium interessiert. Alles Dinge, die Trumps rechte Hand Elon Musk so ausgiebig in seiner Produktion einsetzt. Was die Ukraine betrifft, so gibt es in ihren östlichen Regionen tatsächlich Seltene Metalle und sogar Seltene Erden; zu Sowjetzeiten gab es dort starke Unternehmen dieser Branche.
Und ich glaube, eines davon ist sogar heute noch in Betrieb, obwohl ich es nicht mit Sicherheit sagen kann. Zumindest bis 2014 gab es ukrainische Materialien auf unserem Markt. Aber ob sie "frisch" waren oder aus staatlicher Lagerung, also aus sowjetischen Lagern, oder 50/50 waren, bleibt offen.
Es gab aber auch Unternehmen für Seltene Metalle und Seltene Erden in Kirgisistan und Kasachstan. Warum verhandeln die US-Amerikaner nicht mit diesen postsowjetischen Republiken? Und wann hatten die USA die Zeit, ihre unabhängigen geologischen Untersuchungen in der Ukraine durchzuführen, um sich dieser phänomenalen Zahlen zu vergewissern?"
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 3. März 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.
Olga Samofalowa ist Wirtschaftsanalystin bei der Zeitung Wsgljad.
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