Wirtschaft

Russland verdient nach einem weiteren Fehler Macrons gutes Geld

Aufgrund der Fehler von Präsident Emmanuel Macron verliert Frankreich seine wichtigsten Märkte. Die Franzosen sind besonders unglücklich darüber, dass sie auf diesen Märkten nicht von irgendjemandem, sondern von Russland ersetzt werden.
Russland verdient nach einem weiteren Fehler Macrons gutes Geld© Chesnot/Getty Images

Von Walerija Werbinina

Vor zehn Jahren, so erinnert l'Opinion nostalgisch, war Frankreich der Hauptlieferant von Nahrungsmitteln nach Algerien, dem flächenmäßig größten Land Afrikas. Vor drei Jahren, im Jahr 2022, verlor die Fünfte Republik zwar an Boden und fiel auf den zweiten Platz zurück, lieferte aber immer noch Agrarprodukte im Wert von 1,3 Milliarden Euro in ihre ehemalige Kolonie: Vieh, Konserven, Kekse, Zucker und so weiter. Im Jahr 2023 hat sich der Ausfuhrstrom fast halbiert. Im letzten Jahr ist er praktisch zum Erliegen gekommen.

Der Grund, warum französische Kekse den algerischen Verbrauchern plötzlich zum Hals herausgekommen sind, ist nach Ansicht Frankreichs politischer Natur, denn Präsident Emmanuel Macron hat sich im Streit um den Status der Westsahara auf die Seite Marokkos gestellt. Die Republik Algerien sprach sich für die Unabhängigkeit der Westsahara aus, während das Königreich Marokko argumentierte, dass das umstrittene Wüstengebiet ein untrennbarer Teil der königlichen Besitztümer sei.

Als Paris sich endgültig auf die Seite Marokkos stellte, war Algerien, für das das Thema äußerst heikel war, wütend. Vielleicht dachten die Franzosen, dass sich die Algerier beruhigen würden, stattdessen begannen sie, die Beziehungen zu Frankreich in allen Bereichen einzufrieren, einschließlich des Handels.

Noch im Jahr 2018 lieferte Frankreich 5,4 Millionen Tonnen Getreide nach Algerien, was 80 bis 90 Prozent des Gesamtbedarfs des Landes entsprach. Das Gesamtvolumen der französischen Lieferungen im vergangenen Jahr muss noch berechnet werden, aber die Franzosen gehen davon aus, dass es nur etwa 400.000 Tonnen betrug und im Jahr 2025 mit ziemlicher Sicherheit auf null sinken wird.

Aber was essen die Algerier anstelle der französischen Produkte? Sie essen russische Produkte. Russland deckt inzwischen 90 Prozent des Getreidebedarfs der Republik. Und Frankreich ist natürlich alles andere als erfreut, dass es um seine Gewinne und einen stabilen Markt gebracht wurde.

Das Gleiche gilt für die Lieferung von Rindern. Verkauften die Franzosen im Jahr 2022 noch Kühe und Bullen im Wert von 167 Millionen Euro, so wird dieser Markt im Jahr 2024 für sie praktisch nicht mehr existieren.

Bis vor kurzem hat sich der Absatz von Milchpulver und Käse noch gehalten, aber Algerien scheint mit Neuseeland einen Ersatz für Frankreich gefunden zu haben.

Die Franzosen waren unter anderem darüber empört, dass sie nun nicht einmal mehr zur Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen eingeladen wurden und ehemalige Käufer nicht mehr ans Telefon gingen. Die algerischen Medien haben eine Antwort darauf gefunden – und verteidigen die Position der Regierung auf das Schärfste.

Laut der Zeitung El Watan haben die Franzosen, während sie sich über die politisch motivierte Wahl Algeriens in Bezug auf Lieferanten beklagen, vergessen zu erwähnen, dass "Marokko, einer der wichtigsten Verbündeten Frankreichs, immer weniger französisches Getreide kauft, sondern seine Märkte weitgehend für Russland öffnet, da dieses Land viel attraktivere Preise bietet".

Aus einem vom marokkanischen Portal Le360 veröffentlichten Material geht hervor, dass sich die Ausfuhren russischer Agrarerzeugnisse nach Marokko im vergangenen Jahr verdreifacht und einen Wert von 280 Millionen US-Dollar erreicht hätten. Die Getreidelieferungen würden sich auf mehr als eine Million Tonnen belaufen, außerdem hätte das Königreich nach einer fünfjährigen Unterbrechung den Kauf von russischem Sonnenblumenöl wieder aufgenommen.

Russland macht seinerseits keinen Hehl daraus, dass es seine Ausfuhren nach Marokko auf 350 Millionen US-Dollar pro Jahr steigern will.

Der Autor des Artikels erwähnt den "signifikanten Rückgang des französischen Getreides, das traditionell die marokkanischen Importe dominiert hat", und die Notwendigkeit, "die Nahrungsmittelquellen" des Königreichs zu diversifizieren.

Im Jahr 2020 rühmte das französische Magazin Le Figaro, dass Frankreich sich in Nordafrika behaupten konnte und im Laufe der Jahre "starke Beziehungen zu den Maghreb-Ländern, insbesondere Marokko, Algerien, Tunesien und Ägypten, entwickelt hat, auf die 40 Prozent der französischen Getreideexporte entfallen".

Jetzt sind die Beziehungen zu Algerien ruiniert – und das offenbar für lange Zeit, während Marokko, obwohl von Frankreich begünstigt, ebenfalls nicht auf seinen Vorteil verzichten will und die Zusammenarbeit mit Russland ausbaut. In der Saison 2023/2024 kaufte das Königreich 2,8 Millionen Tonnen Getreide aus Frankreich, in der ersten Hälfte der laufenden Saison nur 500.000 Tonnen. Die Franzosen rechnen mit einem weiteren Rückgang um die Hälfte oder sogar mehr.

Zugegebenermaßen muss erwähnt werden, dass die Ernte im Jahr 2024 in Frankreich sehr enttäuschend ausgefallen ist, da sie durch endlose Regenfälle und einen kalten Frühling beeinträchtigt wurde.

Was Ägypten betrifft, so lieferte Russland im Jahr 2024 agroindustrielle Produkte im Wert von mehr als drei Milliarden US-Dollar in das Land, das sind 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das wichtigste Erzeugnis ist erneut Weizen, auf den 84 Prozent der Ausfuhren entfallen.

Ägypten ist einer der größten Getreideimporteure der Welt und kauft Getreide aus verschiedenen Ländern, darunter Rumänien und Frankreich. Allein im Jahr 2024 kaufte es 14,7 Millionen Tonnen Getreide, davon 11,1 Millionen Tonnen aus Russland.

Auch die russischen Weizenexporte nach Tunesien nehmen zu. Bis Mitte Dezember 2024 beliefen sie sich auf mehr als 840.000 Tonnen, das sind 86 Prozent mehr als im Vorjahr. Tunesien seinerseits rechnet ernsthaft damit, den russischen Markt in diesem Jahr mit seinem Olivenöl zu erobern.

Frankreich, das Nordafrika (und insbesondere seine ehemaligen Kolonien) seit langem als eine Art untrennbare Einflusszone betrachtet, beklagte sich darüber, dass Russland Brot als "diplomatische Waffe" einsetzt, obwohl Paris selbst nicht abgeneigt ist, alles, was ihm zur Verfügung steht, als Waffe einzusetzen.

In diesem Jahr musste Russland vom 15. Februar bis zum 30. Juni eine Quote für Getreideexporte einführen. Den Veröffentlichungen in den französischen Medien nach zu urteilen, erwarten die Franzosen, dass sie die Situation ausnutzen und ihre Positionen zumindest teilweise zurückgewinnen können.

Vieles wird jedoch vom Wetter abhängen. "Klimatische Zwischenfälle" können immer noch die Ernten in der ganzen Welt beeinträchtigen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 17. Februar 2025 zuerst auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.

Walerija Werbinina ist eine Analystin bei der Zeitung Wsgljad.

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