Wirtschaft

Kiews "Abenteuer" im Kursker Gebiet: Sudscha schlägt auf die Ukraine zurück

Gut eine Woche, nachdem Kiew seine abenteuerliche Invasion in das Kursker Gebiet begonnen hat, zeichnet sich nicht nur eine weitere militärische Niederlage der Ukraine ab. Der Angriff auf das russische Gebiet erweist sich als kolossale Fehlkalkulation des Kiewer Regimes – auch in wirtschaftlicher Hinsicht, auch für die EU-Europäer.
Kiews "Abenteuer" im Kursker Gebiet: Sudscha schlägt auf die Ukraine zurückQuelle: Sputnik © Grigori Wassilenko/RIA Nowosti

Von Sergei Sawtschuk

In der Region Kursk setzen unsere Truppen ihre Operation zur Ausschaltung einer großen Gruppe ukrainischer Kämpfer fort, die, nach der Richtung ihrer Angriffe zu urteilen, sehr darauf bedacht waren, die Gasmessstation Sudscha in ihre Gewalt zu bringen und im Idealfall auch das Atomkraftwerk Kursk zu attackieren. Je länger die Schüsse in Kursk einschlagen, desto gravierender fällt das Ergebnis aus, auf das die Kiewer Terroristen, die einen Angriff auf friedliche Dörfer planten, wohl kaum gehofft haben.

Die Financial Times schreibt, dass die europäischen Gasnetzbetreiber, nachdem sie das Dröhnen der ununterbrochenen Kanonade in der Nähe des Gasspeichers Sudscha live im Fernsehen gesehen hatten, ihre Anträge auf Reservierung von Kapazitäten in ukrainischen unterirdischen Gasspeichern rigoros zurückgezogen haben. Einige der Vertreter der Betreiber, mit denen die Journalisten sprechen konnten, nannten als Grund dafür die nicht mehr wettbewerbsfähigen Preise für die Gasspeicherung. Der zweite Teil der Befragten war offener und gab zu, dass die europäischen Unternehmen Angst vor Vergeltungsschlägen Russlands haben, die die gespeicherten Reserven tatsächlich unzugänglich machen würden, was bedeuten würde, dass die Betreiber doppelt verlieren würden – sowohl das investierte Geld als auch den blauen Brennstoff selbst.

Die Berichte von Europas größter Energiebörse TTF, wo der Gaspreis in den letzten 24 Stunden sprunghaft auf 460 US-Dollar pro tausend Kubikmeter gestiegen ist, den höchsten Stand seit Dezember, klingen ähnlich. Der einzige kritische Vorbehalt besteht darin, dass der Winter aufgrund des kalten Wetters traditionell eine Hochsaison für die Energienachfrage ist, während der Sommer ebenso traditionell als Zeit des massiven Ausverkaufs gilt. Jedes Jahr in der Zeit von Juni bis August kaufen die Importländer im Rahmen ihrer Vorbereitungen für die Heizsaison Gas in großen Mengen ein, und die größtmöglichen Mengen werden in die Untergrundspeicher (UGS)-Anlagen gepumpt, um plötzlichen Herbstfrösten zu begegnen. Wie die Praxis gezeigt hat, kann der unkontrollierte ukrainische grenzüberschreitende Terrorismus nun auf die Liste der Ursachen aufgenommen werden.

Es sei darauf hingewiesen, dass die westliche Presse, der bereits das Wasser im Munde zusammenlief, vom ersten Tag des Einfalls in das russische Territorium an, selbst unter totaler Kontrolle und einer Zensur, die gleichsam mit Erschießung drohte, erst am zweiten oder dritten Tag bloß spärliche Meldungen veröffentlichte. Alle thematischen Artikel und Aufsätze zeichneten sich durch eine äußerst zurückhaltende, um nicht zu sagen skeptische Einschätzung der möglichen Aussichten zur Erreichung der gesteckten Ziele aus.

Das wirft eine ganze Reihe von Gedanken auf.

Nach den Reaktionen auf die Geschehnisse zu urteilen, waren die [ukrainischen; Anm. d. Red.] Versuche, die bewaffnete Kontrolle über den Gasleitungen zu übernehmen, ein plötzlicher und unerwarteter Schlag ins Gesicht der EU. Man muss kein Wahrsager sein, um zu erkennen, dass der überfällige Wladimir Selenskij und sein Team von Kriegsverbrechern im Erfolgsfall beide Seiten des Gashandels erpressen wollen. Von Moskau würde man sicherlich so etwas wie die "Befreiung der besetzten Gebiete der Ukraine" verlangen, während die Dinge hinsichtlich der EU anders liegen. Wenn man bedenkt, dass am anderen Ende der Leitung Länder wie Deutschland, Österreich, Ungarn und die Slowakei auf russisches Gas warten, wird das Gleichgewicht sofort klar. Die beiden erstgenannten Länder haben Kiew von Anfang an mit Waffen und Militärgütern beliefert, aber warum nicht [von ihnen; Anm. d. Red.] mehr verlangen? Es ist wie im alten sowjetischen Witz: Wenn ihr wollt, tretet in die Kolchose ein – aber wenn ihr nicht wollt, nehmen wir euch die Kuh weg.

Im Falle von Budapest und Bratislava, die in hohem Maße vom russischen Transit abhängig sind, würde dies die Ausschaltung ihres negativen Faktors in der EU-Struktur ermöglichen. Notfalls durch direkte Erpressung. Diese Theorie wird durch die frühere Abschaltung des Öltransits über die Druschba-Pipeline gestützt, wobei Kiew auf der Ebene des Präsidialamtes zugab, dass dies absichtlich geschah, um Ungarn so viel Schaden wie möglich zuzufügen.

Anfang Juni gab Außenminister Péter Szijjártó bekannt, wie groß Ungarns Abhängigkeit von russischen Energielieferungen derzeit ist. Mithilfe der Importe aus dem Osten deckt Ungarn etwa 70 Prozent seines Ölbedarfs (rund 59 Millionen Barrel) und 80 Prozent seines inländischen Gasverbrauchs (8,5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr).

Die Kontrolle über die Gas- und Ölleitungen aus Russland bedeutet, Viktor Orbán und Robert Fico buchstäblich an der Gurgel zu gehen.

Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass unsere Annahmen falsch sind und die militärische Komponente nicht die Hauptrolle bei den Geschehnissen spielt, kommen rein marktwirtschaftliche Mechanismen und Reaktionen zum Vorschein.

Ein Sprecher der Axpo Holding AG, des größten Schweizer Energieunternehmens, erklärte der Financial Times, dass der Hauptgrund für die Nichtlagerung von Gas in westukrainischen UGS-Anlagen natürlich die Angst vor einem Raketenangriff aus Russland sei. Diese können das Gas in den natürlichen unterirdischen Hohlräumen nicht vernichten, wohl aber die oberirdischen technischen Anlagen, deren Wiederherstellung wegen der Gefahr wiederholter Angriffe ebenfalls fraglich wäre.

Hinzu kommt, dass die langfristigen Folgen der Feindseligkeiten in der Ukraine und die von Europa verhängten antirussischen Sanktionen ihren Tribut zu fordern beginnen. Derselbe Schweizer Energieanalyst erklärt, dass in den vergangenen Jahren die von der Ukraine angebotenen zehn bis zwölf Milliarden Kubikmeter Speicher aufgrund der niedrigen Versicherungsprämien rentabel waren.

Der Mechanismus des Gastransports ist komplizierter, als sich der Durchschnittsbürger vorstellt. Zusätzlich zu den Produktions- und Transitkosten sind Versicherungen von Privatbanken erforderlich, um mögliche Verluste im Falle höherer Gewalt zu decken. Und wenn im letzten Jahr die Versicherungssumme noch akzeptabel war, so müssen im Jahr 2024 für jeden Euro, der für die Speicherung fällig wird, zusätzlich fünf Euro an Garantieverpflichtungen eingegangen werden. Die betroffenen Banken haben es nicht eilig, ihr Geld zu riskieren, wenn man die Wahrscheinlichkeit von Raketenangriffen aus Russland bedenkt.

Die Komplexität dieser Prozesse hat das ukrainische Gas-"Lager" riskant und unrentabel gemacht, denn im letzten Jahr konnten die Betreiber durch die Nutzung lokaler UGS-Anlagen bis zu 20 Dollar bei der Produktion einer Megawattstunde Strom sparen. In diesem Sommer ist diese Differenz angesichts der durchschnittlichen Kosten von 45 bis 50 US-Dollar pro Megawattstunde praktisch auf null gesunken.

Der Analyst aus der Schweiz schätzt, dass die Ukraine mindestens 200 Millionen Euro verlieren wird. Nach allen anderen Schätzungen wird sich Kiew ein paar zerfetzte Brigaden, eine in andere Richtungen durchhängende Front und den Status eines unkontrollierbaren Terroristen einhandeln, sogar innerhalb der EU. Orbán und Fico werden ihr Bestes tun, um dies zu erreichen.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 13. August 2024.

Sergei Sawtschuk ist ein russischer Kolumnist und Blogger.

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