Wirtschaft

Nabiullina: Viele Länder denken über Alternativen zu SWIFT nach

Das etablierte System des grenzüberschreitenden internationalen Zahlungsverkehrs sei riskant, während die Wirtschaft an einer Weiterentwicklung interessiert sei, sagt die Vorsitzende der russischen Zentralbank. Viele Länder suchten daher nach Alternativen zu SWIFT.
Nabiullina: Viele Länder denken über Alternativen zu SWIFT nachQuelle: Sputnik © Dmitri Astachow

Die Wahrscheinlichkeit einer "harten Landung" für die Weltwirtschaft sei gesunken, sagte Elwira Nabiullina, Vorsitzende der russischen Zentralbank, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Eine globale Rezession sei vermieden worden, auch wenn sich das Wachstum der Weltwirtschaft generell verlangsame. "Viele erwarten, dass die führenden Zentralbanken die Zinssätze senken werden, was das globale Wirtschaftswachstum unterstützen wird", fügte sie hinzu.

Nach der Verhängung neuer US-Sanktionen im Dezember seien grenzüberschreitende Zahlungen mit vielen Ländern komplizierter geworden. Solche Einschränkungen werden die Bemühungen um "die Schaffung alternativer Zahlungsmethoden nur verstärken", betonte Nabiullina.

Unternehmen, die "an der Entwicklung von Wirtschafts-, Handels- und Investitionsbeziehungen interessiert" seien, suchten daher "aktiv nach alternativen Möglichkeiten". "Die Nutzung der etablierten internationalen Zahlungsinfrastruktur ist mit Risiken verbunden, und viele Länder denken über alternative, eigene Versionen grenzüberschreitender Zahlungsmechanismen nach."

Für Russland sei die Trennung von SWIFT eine der schmerzhaftesten Sanktionen gewesen, so Nabiullina. Als Reaktion darauf hat Russland ein alternatives System geschaffen, dem sich nach Angaben der Zentralbank 557 Banken und Unternehmen aus 20 Ländern angeschlossen haben.

Der Anteil der BRICS-Staaten Russland, Brasilien, Indien, China und Südafrika an der russischen Handelsbilanz habe sich innerhalb von zwei Jahren auf 40 Prozent verdoppelt, erklärte Nabiullina in dem Interview. Die Verrechnungen mit den BRICS-Staaten in Lokalwährungen seien auf 85 Prozent gestiegen. Derzeit verhandle die Zentralbank mit sogenannten befreundeten Ländern, auch mit den BRICS-Staaten, über grenzüberschreitende Abrechnungen in Digitalwährungen.

Am 1. Januar 2024 hat Russland den Vorsitz der BRICS für das kommende Jahr übernommen. Laut einer im Dezember vorgestellten Präsentation will sich das Land darauf konzentrieren, die Zahlungen in den Landeswährungen zu erhöhen. Das russische Außenministerium erwägt die Schaffung einer einheitlichen BRICS-Währung, weist aber darauf hin, dass dies ein langwieriger Prozess wäre.

In Bezug auf die inländische Finanzlage sagte Nabiullina, dass die Inflationsstatistiken für Januar positiv seien. "Wir sehen, dass die aktuelle Preissteigerung im Dezember niedriger war als im November, und auch im Januar sind die Statistiken ermutigend." Hohe Preiserwartungen von Bürgern und Unternehmen beunruhigten die Regulierungsbehörde jedoch weiterhin.

"Unsere Geldpolitik zielt darauf ab, die Inflation einzudämmen und auf unser Ziel von vier Prozent zurückzuführen. Um dies zu erreichen, haben wir den Leitzins angehoben", stellte die Zentralbankchefin klar. Es gebe Spielraum für eine Leitzinssenkung in diesem Jahr, höchstwahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte. Im Dezember 2023 hatte die Regulierungsbehörde den Leitzins auf 16 Prozent angehoben.

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