"Gold als der sichere Hafen" – Russlands Reserven erreichen Rekordwerte
Von Alex Männer
Die Wirtschaftslage in Russland scheint angesichts der inzwischen fast 19.000 westlichen Sanktionen immer stabiler zu werden. Das Land ist im vergangenen Jahr vom Krisenmodus in eine neue Normalität übergegangen, was sich vor allem beim Wirtschaftswachstum widerspiegelt: Nach vorläufigen Berechnungen beträgt der Zuwachs für 2023 3,5 Prozent, obwohl er noch höher ausfallen könnte.
Auch der russische Finanzsektor verheißt weiterhin Optimismus. So haben Russlands Goldreserven eine neue Rekordmarke erreicht, wie Medien vergangene Woche meldeten. Im Dezember stieg der Wert der russischen Goldvorräte demnach um knapp vier Milliarden US-Dollar beziehungsweise 2,6 Prozent auf 155,9 Milliarden Dollar.
Dies entspricht in etwa 26 Prozent der internationalen Finanzreserven Russlands, die aus physischem Gold, Währungsgold, Sonderziehungsrechten im Rahmen des Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie aus Devisen bestehen. Die Finanzreserven haben insgesamt ebenfalls zugelegt, und zwar um 6,2 Milliarden Dollar auf den derzeitigen Wert von 598,6 Milliarden.
Dazu ist allerdings anzumerken, dass ein Teil jener Reserven, die im Ausland gehalten werden, seit März 2022 im Rahmen der antirussischen Restriktionen eingefroren ist. Mittlerweile sucht der Westen auch nach Wegen, dieses Vermögen zu konfiszieren und dabei den Schein der Rechtmäßigkeit zu wahren.
In Anbetracht dessen wirkt Gold für Russland offensichtlich wie ein sicherer Hafen, weil Gold in Krisenzeiten eigentlich immer als eine gute Anlage gilt. Deshalb setzt auch Moskau immer stärker auf dieses Edelmetall, dessen Bestände in Russland sich ebenfalls erhöhten. Laut Angaben der russischen Zentralbank stiegen die Goldvorräte 2023 um 35 Tonnen auf insgesamt 2350 Tonnen – ein weiterer Höchstwert.
Sicherheit in Krisenzeiten
Bekanntlich hatte Russland seine Goldreserven im Zuge der ersten westlichen Sanktionen 2014 relativ deutlich gesteigert, nachdem die russische Führung die Gefahr erkannt hatte, dass ihre damals noch mehrheitlich in ausländischen Wertpapieren (vor allem in US-Staatsanleihen) gehaltenen Finanzreserven eingefroren oder sogar konfisziert werden könnten.
Wie die Zeitung Vzgljad unter Verweis auf die russische Analyseagentur Finam Group schreibt, hat sich der Goldanteil an den russischen Finanzreserven seit 2014 daher mehr als verdoppelt – von 12 Prozent auf 26 Prozent im Jahr 2023. Der größte Zuwachs wurde zwischen 2022 und 2023 verzeichnet, als die westlichen Staaten in der Tat die Einfrierung der russischen Dollar- und Euro-Währungsreserven durchgesetzt haben.
Unter diesen Umständen sei Gold jene Alternative, die den optimalen Schutz angesichts der Außenhandelsbeschränkungen und der geopolitischen Instabilität bietet, heißt es. Insofern gehe die hohe Nachfrage nach Gold seitens der russischen Zentralbank – wie im Übrigen auch der anderen Zentralbanken – primär nicht davon aus, hohe Renditen zu erzielen. Stattdessen fungiert Gold als eine strategische Reserve, die in Krisenzeiten für die Sicherheit des Finanzsystems sorgen soll. So wie heute, als das globale System sich in einer weitreichenden Umbruchphase befindet.
Das russische Finanzministerium hat die Bedeutung dieses Edelmetalls in der aktuellen Krise erkannt und die Standards für den Goldanteil an den Finanzreserven 2022 nach oben korrigiert. Trotz der Empfehlungen des IWF, wonach der Anteil des Goldes an den Reserven Russlands 20 Prozent nicht überschreiten sollte, legte die russische Finanzbehörde die neue Grenze bei 40 Prozent fest.
Und weil das Limit noch bei Weitem nicht ausgeschöpft ist, wird Russland voraussichtlich weiterhin Gold ansammeln, meinen Experten. Unter anderem durch massiven Aufkauf auf den Märkten, so wie es die russische Zentralbank bislang getan hat. Zudem planen die Russen, ihre Goldförderung auszuweiten. Erst recht, nachdem in Tschukotka im äußersten Nordosten Russlands das größte Goldfeld der letzten 30 Jahre eröffnet wurde. Behörden zufolge lagern dort mehr als 100 Tonnen, wobei die Förderung ab 2029 drei Tonnen pro Jahr betragen soll.
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