Wie ist der Stand der russisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen?
Am 16. Juli 2001 unterzeichneten Russland und China den Vertrag über gute Nachbarschaft, Freundschaft und Zusammenarbeit. Dieser Vertrag, der die chinesisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen, eine gleichberechtigte und vertrauensvolle Partnerschaft sowie strategische Interaktionen umfasst, dient seitdem als Grundlage für die russisch-chinesische Handels- und Wirtschaftskooperation. Die folgenden Angaben basieren auf einer Zusammenstellung der russischen Nachrichtenagentur TASS.
Um die chinesisch-russischen Investitionen zu koordinieren, wurde ein spezieller Ausschuss für Investitionszusammenarbeit ins Leben gerufen. Seit 2012 steht zudem der Russland-China-Investitionsfonds zur Verfügung und 2018 wurde der Russland-China-Investitionsfonds für regionale Entwicklung mit einem Zielkapital von rund 750 Millionen US-Dollar auf den Weg gebracht. Im Jahr 2022 beliefen sich die chinesischen Investitionen im russischen Fernen Osten laut dem chinesischen Generalkonsulat in Wladiwostok auf über 13 Milliarden US-Dollar. Nach Angaben der Russisch-Asiatischen Union der Industriellen und Unternehmer konzentrieren sich die chinesischen Investitionen vor allem darauf, die westlichen Unternehmen zu ersetzen, die Russland infolge der Sanktionen verlassen haben.
Im Jahr 2022 stieg der Handelsumsatz zwischen Russland und China um 29,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erreichte einen Rekordwert von 190,27 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2023 stiegen die Einfuhren aus Russland nach China um 43,4 Prozent auf 114,15 Milliarden US-Dollar. China exportierte insbesondere Autos und Lastwagen, Unterhaltungselektronik, Bagger, Mikroprozessoren, Kleidung, Schuhe und Konsumgüter. Die Ausfuhren aus China nach Russland stiegen im gleichen Zeitraum um 12,8 Prozent auf 76,12 Milliarden US-Dollar. Russland exportierte vor allem Energierohstoffe, Metalle, Holz, landwirtschaftliche Erzeugnisse und Meeresfrüchte nach China.
Erdöl, Erdgas und LNG
Bei den Öllieferungen nach China lag Russland im Jahr 2022 mit 86,25 Millionen Tonnen auf dem zweiten Platz, knapp hinter Saudi-Arabien mit 87,49 Millionen Tonnen. Bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2023 lagen Russlands Öl-Exporte nach China bei 60,6 Millionen Tonnen, ein Anstieg von 25,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Öleinfuhren aus Russland nach China sanken im gleichen Zeitraum um 5,8 Prozent auf 32,1 Milliarden US-Dollar. Russisches Öl gelangt über drei Hauptrouten nach China: über einen Zweig der Ölpipeline Ostsibirien-Pazifischer Ozean (ESPO), über Tanker, die Kasachstan passieren, und über den Hafen von Kosmino im Fernen Osten. Im Februar 2022 unterzeichneten beide Seiten ein Abkommen, das den Transit für zehn Jahre auf zehn Millionen Tonnen Öl pro Jahr erhöht und einen Wert von 80 Milliarden US-Dollar hat.
Im Jahr 2019 begann die Gasleitung "Kraft Sibiriens" mit dem Transport von Gas für den russischen Binnenmarkt und über eine Abzweigleitung für den Export nach China. Der zugrundeliegende Vertrag, der bereits 2014 unterschrieben wurde, sieht Gaslieferungen über einen Zeitraum von 30 Jahren vor, mit 38 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr und einem Gesamtwert von 400 Milliarden US-Dollar. 2021 wurden über diese Leitung 10,39 Milliarden Kubikmeter Gas nach China geliefert. Im Jahr 2022 waren es 15,5 Milliarden Kubikmeter und 2023 sind es 22 Milliarden Kubikmeter. Die volle Auslegungskapazität mit 42 Milliarden Kubikmetern pro Jahr wird für 2025 erwartet.
Für die Zukunft sind weitere Projekte geplant, um den Gastransport von Russland nach China weiter zu erhöhen. Eine Route wird durch mongolisches Gebiet in die Autonome Region Xinjiang im Westen Chinas verlaufen. Die Machbarkeitsstudie wurde im Januar 2022 abgeschlossen, der Rahmenvertrag wurde im November 2014 unterzeichnet. Der Vertrag über die Gaslieferungen muss noch unterzeichnet werden. Eine weitere geplante Route betrifft die Lieferung von Gas vom Schelf der Insel Sachalin über die derzeit im Bau befindliche Gaspipeline "Kraft Sibiriens 3" zu den Städten Dalneretschensk und Hulin. Die volle Kapazität der Projekte "Kraft Sibiriens" und "Kraft Sibiriens 3" soll ein Volumen von 48 Milliarden Kubikmeter pro Jahr erreichen.
2022 exportierte Russland 6,5 Millionen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) nach China – ein Anstieg um 44 Prozent gegenüber 2021. Die Lieferungen stiegen wertmäßig um das 2,4-Fache auf über 6,74 Milliarden US-Dollar. Die LNG-Lieferungen nach China von Januar bis Juli 2023 stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 62,7 Prozent auf 4,46 Millionen Tonnen.
Chinesische Investoren beteiligen sich an russischen Projekten zur Produktion von LNG. So erwarb der Seidenstraßen-Fonds im Dezember 2015 einen Anteil von 9,9 Prozent an "Yamal LNG" und gewährte dem Unternehmen ein Darlehen in Höhe von 770 Millionen US-Dollar. Die "China Development Bank" und die russische Bank für Außenwirtschaft (VEB) vereinbarten im September 2019 eine strategische Partnerschaft zur Finanzierung des Baus einer Erdgasverarbeitungsanlage in Nachodka. Die Gesamtproduktionskapazität des Projekts wird in der ersten Ausbaustufe 1,8 Millionen Tonnen Methanol pro Jahr betragen. Das Erdgas für die Produktion wird aus den Feldern von Sachalin bezogen. Mit dem Bau der Anlage wurde 2020 begonnen, die volle Kapazität wird für Mitte 2023 erwartet.
Kernenergie, Kohle und Landwirtschaft
"Atomstroiexport", eine Abteilung des russischen Staatskonzerns Rosatom, baute zwischen 1998 und 2018 vier Blöcke mit WWER-1000-Reaktorblöcken im Kernkraftwerk Tianwan, deren Gesamtkosten auf rund 3,5 Milliarden US-Dollar geschätzt werden. Der Kernbrennstoff für dieses Kernkraftwerk wird von der Rosatom-Tochter TVEL im Rahmen eines Vertrags über eine Milliarde US-Dollar bis 2025 geliefert. Die russische und die chinesische Seite unterzeichneten Vereinbarungen im Wert von mehr als 50 Millionen US-Dollar zur Wartung der installierten Kapazitäten.
Am 7. März 2019 wurde ein Rahmenvertrag für den Bau des siebten und achten Blocks mit WWER-1200-Reaktoren der neuesten Generation 3+ unterzeichnet. China baut den fünften und sechsten Block nach einer eigenen Konstruktion. Im März 2023 wurde ein strategisches Programm für die Entwicklung der Zusammenarbeit im Bereich der Nukleartechnologien bis 2030 unterzeichnet.
China ist der größte Kohleimporteur der Welt. Russland und China unterzeichneten im Oktober 2014 einen Fahrplan für die Entwicklung der Zusammenarbeit im Kohlebereich. Nach Angaben des stellvertretenden russischen Energieministers Sergei Mochalnikow stiegen die russischen Kohleexporte nach China in den letzten sechs Jahren um das 2,6-Fache auf 67 Millionen Tonnen pro Jahr. Bis Ende 2023 sollen mindestens 85 Millionen Tonnen russischer Kohle nach China geliefert werden.
China ist zudem ein wichtiger Importeur von russischen Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Rohstoffen. Nach Angaben des Föderalen Zolldienstes Russlands beliefen sich die russischen Ausfuhren dieser Warenkategorie nach China im Jahr 2021 auf 3,5 Milliarden US-Dollar. China kauft traditionell viel Fisch und Meeresfrüchte, die mehr als 30 Prozent des gesamten exportierten Lebensmittelvolumens ausmachen. Auch die russischen Exporte von Pflanzenöl, Honig, Schokolade, Bier und Speiseeis nahmen in den letzten fünf Jahren zu. Im Jahr 2015 öffnete China den Getreidemarkt für russische Produzenten. Das russische Unternehmen "Uralkali" unterzeichnete am 15. Juni 2023 Verträge über die Lieferung von rund 3,5 Millionen Tonnen Kaliumchlorid nach China im Zeitraum von 2023 bis 2025.
Waren- und Finanzverkehr
Der Europa-Westchina-Korridor ist ein gigantisches Verkehrsprojekt. Es umfasst eine Autobahn mit einer Länge von rund 8.500 Kilometern, von denen 2.200 Kilometer in Russland, 2.800 Kilometer in Kasachstan und 3.500 Kilometer in China verlaufen. Der Bau begann im Jahr 2008 und soll bis 2024 abgeschlossen sein. Das Transportvolumen wird voraussichtlich 33 Millionen Tonnen pro Jahr betragen. Einige der Anlagen sind bereits in Betrieb. Die Investitionen chinesischer Unternehmen werden auf 1,53 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Eine Straßenbrücke und eine Seilbahn über den Amur zwischen der russischen Stadt Blagoweschtschensk und der chinesischen Stadt Heihe wurde im Juli 2022 für den Güterverkehr freigegeben. Der Vertrag über die Baukonzession wurde im Juni 2016 unterzeichnet. Die Gesamtkosten für das Projekt werden auf 204,18 Millionen US-Dollar geschätzt.
Die "Bank von China" war die erste chinesische Geschäftsbank, die im März 2003 mit der Abwicklung von Transaktionen in Yuan und Rubel begann. Im März 2017 wurde in Moskau ein Abwicklungs- und Clearingzentrum für Yuan eröffnet. Es gibt mehrere Repräsentanzen russischer Banken in China sowie eine Filiale der VTB Bank in Shanghai. Rund 60 russische Geschäftsbanken verfügen über Korrespondenzkonten bei chinesischen Banken.
Seit Oktober 2017 ist im Rahmen des "China Foreign Exchange Trade System" (CFETS) ein Zahlungssystem für die Abwicklung von Zahlungen in Yuan und russischen Rubel in Betrieb. Am 5. Juni 2019 wurde eine zwischenstaatliche Vereinbarung über den Übergang zu gegenseitigen Abrechnungen in nationalen Währungen getroffen. Im März 2023 erklärte der russische Präsident Wladimir Putin, dass Russland und China bereits zwei Drittel ihres Handels in Rubel und Yuan abwickeln.
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