Wirecard-Skandal: Aktionäre gehen leer aus
Aktien sollen nach Ansicht einiger die Lösung vieler Probleme sein und künftig sogar schuldenfinanziert Rentenlücken auspolstern. Aktuell aber dürfte einigen Aktionären die Lust am Investieren in einen vermeintlich freien, selbstregulierenden, fairen Markt vergangen sein.
Zigtausende Aktionäre hatten in den als aufstrebend geltenden Zahlungsdienstleister Wirecard investiert. Dieser war nach dem Börsengang 2018 zeitweilig über 20 Milliarden Euro wert. Doch mit dem größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte sind zehntausende Aktionäre die Verlierer − ihr Geld ist wohl weg. Diese schon im Jahr 2020 wegen der Insolvenz geäußerte Befürchtung von Beobachtern wurde am Mittwoch vom Münchener Landgericht bestätigt.
Die Fondsgesellschaft Union Investment hatte im Jahr 2021 gegen den Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé geklagt und eine Schadensersatzforderung in Höhe von 243 Millionen Euro geltend gemacht. Doch das Argument, dass das Management des DAX-Konzerns betrügerische Aussagen gemacht und Kapitalmarktinformationspflichten vorsätzlich verletzt habe, sei hier nicht relevant. Union Investment unterlag laut Urteil vom Mittwoch vor dem Landgericht München I, da Aktionäre nicht als Gläubiger gelten.
Laut Insolvenzrecht haben Banken oder Anleihegläubiger Vorrang. Nach dem aktuellen Urteil könnten die Aktionäre erst nach diesen Gläubigern auf Schadensersatz bestehen. Banken, Sozialkassen und andere Gläubiger hatten Ansprüche über 3,3 Milliarden Euro angemeldet.
22.000 Aktionäre hatten insgesamt sieben Milliarden Euro von Wirecard zurückgefordert, doch werden Forderungen von Anteilseignern gemäß Insolvenzrecht nachrangig bedient. Eine Entscheidung zum generellen Bestehen eines Schadensersatzanspruchs wurde nicht getroffen. Insolvenzverwalter Jaffé hat bislang erst eine Milliarde Euro durch Verkäufe erlösen können.
"Für Anleger und Aktionäre ist das Urteil enttäuschend, da auch diese Investoren von Wirecard betrogen wurden", sagte ein Union Investment-Sprecher laut Spiegel. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Union Investment prüfe, welche Rechtsmittel man einlegen werde. Dieser Präzedenzfall müsse höchstrichterlich geklärt werden, also vom Bundesgerichtshof (BGH).
Der Strafprozess gegen den früheren Wirecard-Vorstandschef Markus Braun beginnt am 8. Dezember in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim. Die Staatsanwaltschaft hatte Braun und zwei weitere frühere Wirecard-Manager wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs angeklagt. Braun sitzt schon seit Juli 2020 in Untersuchungshaft.
Andere involvierte Akteure hingegen bleiben wohl verschont. Zumindest scheint beispielsweise Ex-Minister (CSU) und Augustus Intelligence-Chef Guttenberg, der in Berlin auf höchster Ebene unter anderem für das Unternehmen aus Bayern lobbyierte, obwohl die Vorwürfe gegen den Konzern bereits bekannt waren, den entsprechend mitverursachten Schaden nicht mittragen zu müssen. Stattdessen widmet sich der auch als Plagiatsdoktor bekannte Guttenberg dem öffentlichen Fingerzeigen auf andere. Ebenso leicht wie einen Doktortitel gewinnen manche offenbar an Kreml-Expertise: Der Unternehmensberater Karl-Theodor Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg ist unter die Journalisten und Showmaster gegangen und will künftig im Privatfernsehen den Spuren des russischen Präsidenten nachgehen.
Von Wirtschaftsprüfern wie Ernst & Young (EY), die dem bayrischen Konzern jahrelang ordnungsgemäße Abschlüsse attestiert hatten, erhofft sich Union Investment immerhin einige Ansprüche wegen der Verletzung der Berufspflichten der Wirtschaftsprüfer. Dies wird sich zu Jahresbeginn entscheiden.
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