Material für Schwibbögen fehlt: Russland-Sanktionen bedrohen Sachsens Holzkunst-Branche
In Sachsen sind viele Unternehmen von den Wirtschaftssanktionen gegen Russland betroffen. Eine Branche leidet besonders stark: das Kunsthandwerk. Die Holzfiguren, wie Schwibbögen und Pyramiden, aus dem Erzgebirge sind nicht nur in ganz Deutschland bekannt und beliebt, sondern in der ganzen Welt. Doch für den Bau brauchen die Hersteller Birkensperrholz. Bislang kam das Material aus Russland oder Weißrussland. Doch seit Monaten ist damit Schluss.
Wegen Moskaus Militäroperation in der Ukraine hatte Brüssel im April eines seiner Sanktionspakete verabschiedet, das unter anderem russisches Holz ins Visier nahm. Die Einfuhren wurden untersagt. Jenen Unternehmen, deren Importverträge vor dem 9. April unterzeichnet worden waren, wurde lediglich eine Übergangsfrist bis Juli gewährt. Danach mussten sie ebenfalls die Sanktionen einhalten. Die Strafmaßnahmen aus diesem Paket betrafen neben Holz und Holzprodukten auch Holzkohle, Zellstoff, Pappe sowie Holzmöbel und Möbelteile.
Für die Volkskünstler aus Sachsen bedeutete dies kein russisches Birkensperrholz mehr für ihre Figuren. Da auch Einfuhren selbigen Materials aus Weißrussland untersagt wurden, brach in der Branche ein Nachschub-Problem aus. Und dieses dauert bis heute an.
Bereits im Sommer hatten Vertreter des Holzkunstgewerbes darüber geklagt, dass die fehlenden Lieferungen aus Russland und Weißrussland "große Sorgen" bereiten würden. "Seit tiefsten DDR-Zeiten" hätte man das Birkensperrholz von dort bekommen, erklärte etwa ein Betreiber einer Holzkunst-Firma aus dem sächsischen Kamenz gegenüber der Sächsischen Zeitung.
Viele im Kunstgewerbe hatten zunächst noch Holz dieser Art auf Lager, doch in den vergangenen Monaten wurde das Problem fehlender alternativer Lieferanten immer sichtbarer und dramatischer. So klagte nun die Inhaberin einer Firma aus dem Erzgebirge, die bereits seit über 30 Jahren in der Holzkunst-Branche tätig ist und 18 Angestellte hat, gegenüber der Bild-Zeitung "über mangelnde Alternativen". Katja Taulin sagte:
"Auch wenn wir, wie alle Kollegen, seit Monaten ausprobieren, wie man das russische Holz ersetzen könnte. Es ist sinnlos."
Zudem sei die Qualität bei möglichen Alternativen "anders", so die Unternehmerin. Bis Sommer hätte russisches Birkensperrholz laut Taulin einen Marktanteil von 93 Prozent ausgemacht. Doch seit Sommer bekomme man über die Großhändler nichts mehr. Den Aussagen der Holzkunstmacherin zufolge würde ihre Firma nun "nur noch auf Bestellung" arbeiten und musste wegen des Mangels an Lieferungen die Preise erhöhen. Vor den Sanktionen gegen Russland habe man die Holzfiguren das ganze Jahr über hergestellt. Gegenüber der Zeitung betonte Taulin, dass sie nicht wisse, wie es weitergehen soll.
"Diese Sanktionen schaden uns und unserem Land."
Zugleich äußerte die Holzkunstmacherin die Befürchtung, dass ihr Betrieb genauso wie auch viele andere kleinere Firmen – im Gegensatz zu den großen Unternehmen – bei den staatlichen Hilfen leer ausgehen würde.
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