Vor Verstaatlichung des Gashändlers Uniper: Rekordverlust in Höhe von mehr als 40 Milliarden Euro
Uniper – der Name des Unternehmens ist ein Kofferwort aus "unique" und "performance". Eine einzigartige Darstellung oder Leistung kann man es in der Tat nennen, die Deutschlands größter Gasimporteur aktuell vorzuweisen hat.
In den ersten neun Monaten des Jahres belief sich der ausgewiesene Nettoverlust auf über 40 Milliarden Euro, wie Uniper am Donnerstag bei der Vorlage des Neun-Monats-Zwischenberichts in Düsseldorf mitteilte. Nach Angaben der Tagesschau handelt es sich damit um einen der größten jemals ausgewiesenen Nettoverluste eines börsennotierten Unternehmens weltweit.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war die Nettoverschuldung von 324 Millionen Euro auf 10,906 Milliarden Euro angewachsen. Gut drei Viertel der Summe entfallen auf zu erwartende Bewertungseffekte sowie Rückstellungen im Zusammenhang mit den russischen Gaskürzungen. Zehn Milliarden Euro Verlust sind bereits realisiert. Eine genauere Ergebnisprognose traut sich der vor der Verstaatlichung stehende Energiekonzern nicht zu. Dies sei derzeit und bis auf Weiteres nicht möglich, sagte Finanzchefin Tiina Tuomela in einer Telefonkonferenz.
Im August hatte es geheißen, dass der Konzern im ersten Halbjahr einen Verlust von über zwölf Milliarden Euro eingefahren habe, darunter 6,5 Milliarden im Zusammenhang mit unterbrochenen Gaslieferungen aus Russland und zusätzlich Wertminderungen von 2,7 Milliarden Euro, nachdem Nord Stream 2, an der Uniper beteiligt ist, nicht in Betrieb geht. Hohe Verluste seien auf fehlende Gaslieferungen aus Russland zurückzuführen, weil der Konzern, der mehr als 100 Stadtwerke und große Unternehmen beliefert, am teuren Spotmarkt fehlende Gasmengen einkaufen muss, um seinen eigenen Lieferverpflichtungen nachzukommen.
Zu der aktuell viel höheren Summe hieß es, dass erwartete künftige Verluste aus Bewertungseffekten bei Derivaten und Rückstellungsbildungen im Zusammenhang mit den russischen Gaskürzungen in Höhe von 31 Milliarden Euro zu Buche geschlagen seien. Im dritten Quartal hatte sich der Liquiditätsbedarf des Unternehmens noch einmal verschärft, da Russland nach zunächst teilweisen Lieferkürzungen seit Anfang September kein Gas mehr nach Deutschland liefert, erklärt die Nachrichtenagentur dpa.
Entsprechend hängt Unipers Gesamtjahresergebnis extrem von dem stark schwankenden Gaspreis ab. Wie sich dieser entwickeln wird, dazu will Uniper keine konkreten Annahmen machen. "Es hängt alles vom Wetter ab", sagte Tuomela. Nach dem Rekordhoch Ende August ist der Gaspreis in den vergangenen Wochen deutlich gesunken, was bei Uniper dazu geführt hat, dass nahezu keine Verluste durch Ersatzbeschaffungsmengen anfielen.
Laut Berechnungen der Analysten vom Bankhaus Metzler entsprechen die gebildeten Rückstellungen einem durchschnittlichen täglichen Verlust von 60 Millionen Euro in den nächsten anderthalb Jahren, also bis zum Ende der Heizperiode des Winters 2023/2024. Im August lagen die Verluste zwischenzeitlich bei mehr als 100 Millionen Euro am Tag.
Die gebildeten Rückstellungen für zukünftige Verluste unterliegen den Angaben des Unternehmens zufolge der Annahme, dass kein weiteres Gas aus Russland kommt. Außerdem wurde ein bestimmter Preis für die Ersatzbeschaffung angelegt, den Uniper aber nicht nannte. Auch eine Gasumlage oder ein ähnliches staatlich eingeführtes Instrument wird nicht angenommen. Sollte der Konzern einen Teil seiner Verluste weitergeben können, könnten sich die Verluste reduzieren.
Für den Energiekonzern wurde bereits ein milliardenschweres Rettungspaket geschnürt. Neben der Beteiligung des Bundes mit zunächst 30 Prozent bei dem Düsseldorfer Unternehmen sollte zusätzlich die Gasumlage ab 1. Oktober helfen, den Konzern mit der "einzigartigen Leistung" vor der Insolvenz zu bewahren. Mit insgesamt 15 Milliarden Euro unterstützt Berlin Uniper im Juli, um es vor der Pleite zu bewahren. Dazu wurde die Kreditlinie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) von zwei auf neun Milliarden Euro aufgestockt.
Laut dem Bundeswirtschaftsministerium sind für die Dauer der Unterstützungsmaßnahmen besondere Boni und dergleichen wie auch Dividenden beschränkt, wie MDR aktuell berichtete. Die Gehälter des Managements liegen dennoch wohl auch mit der Gasumlage in Höhe von 700.000 Euro bis über eine Million Euro Grundvergütung, auch in diesem Jahr. Im September wurde ein 26,5 Milliarden Euro schweres Rettungspaket für Deutschlands größten Gashändler verabschiedet.
Wegen der immensen Liquiditätsprobleme hatten sich der Konzern, die deutsche Regierung und Unipers bisheriger Mehrheitsaktionär Fortum aus Finnland auf eine Verstaatlichung von Uniper verständigt. Dabei ist unter anderem eine Kapitalerhöhung sowie der Erwerb der Uniper-Anteile von Fortum vorgesehen. Anschließend soll der Bund etwa 98,5 Prozent der Anteile an Uniper besitzen. Die Abstimmung mit der Bundesregierung für das Stabilisierungspaket sei in der finalen Phase, hieß es nun. Die Aktionäre sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in der zweiten Dezember-Hälfte zustimmen.
Zudem müssen die Anteilseigner ebenfalls zum Jahresende vermutlich noch ein zweites Mal zusammenkommen. Da sich Unipers Verluste auch auf das bilanzielle Eigenkapital auswirken, musste der Konzern Ende Oktober den Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals anzeigen. Aktienrechtlich zieht dies die Pflicht zur Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung nach sich. Bei dieser will das Management die Anleger über den Verlust informieren und die Lage der Gesellschaft erläutern.
Bis das Stabilisierungspaket ausgestaltet ist, hilft die staatliche KfW-Bank. Bislang hat Uniper 14 von 18 Milliarden Euro der bereit gestellten Kreditlinie in Anspruch genommen, hieß es nun. Die vor gut einer Woche vorgelegten vorläufigen Zahlen bestätigte der Konzern. Demnach belief sich der bereinigte operative Verlust vor Zinsen und Steuern auf knapp 4,8 Milliarden Euro. Der bereinigte Konzernfehlbetrag beträgt 3,2 Milliarden Euro. Die beiden Kennziffern sollen die operative Entwicklung des Konzerns widerspiegeln und sind um Bewertungseffekte bereinigt.
Derweil plant der baldige deutsche Staatskonzern Berichten zufolge, in Schweden ein neues Atomkraftwerk zu bauen.
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