RWE-Chef: Energiepreise werden in den nächsten fünf Jahren nicht sinken
Der Vorstandschef des Essener Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, geht angesichts der vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen von jahrelang hohen Energiepreisen in Deutschland aus. In den vergangenen Jahren sei wenig in die Import- und Export-Infrastruktur investiert worden, erklärte Krebber der Süddeutschen Zeitung (SZ). Deshalb werde es jetzt auch einige Zeit in Anspruch nehmen, den Ausfall der russischen Gaslieferungen zu kompensieren. "Es wird vermutlich drei bis fünf Jahre dauern", so der Manager.
Energiepreisniveau wird vorerst hoch bleiben
Deutschland habe in den vergangenen Jahren zudem "mehr Kraftwerkskapazitäten vom Netz genommen, als neue entstanden sind". Insbesondere diese beiden Faktoren führten demnach zu dem derzeit hohen Energiepreisniveau. "Beides muss sich ändern, dann normalisieren sich auch die Preise wieder", erklärte Krebber.
Die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), dem drohenden Energienotstand durch ein erneutes Hochfahren der Kohlekraftwerke zu entgehen, stoßen beim RWE-Vorstandsvorsitzenden hingegen auf Zustimmung. "Überall, wo man auf andere Energieträger umstellen kann, sollte das erfolgen." Denn die gedrosselten Gaslieferungen aus Russland hätten bereits jetzt Auswirkungen auf dem Markt. "Auch wir bekommen deutlich weniger als die vereinbarten Mengen", so Krebber weiter. Mitunter müsse RWE deshalb den Brennstoff nun "zu deutlich höheren und weiter steigenden Preisen kaufen".
Trotz der derzeitigen Energieproblematik schließt der RWE-Chef einen Weiterbetrieb seiner letzten Atomkraftwerke in Deutschland über Ende 2022 hinaus weiterhin aus. Stattdessen setze der Konzern, der neben Kohlekraftwerken in Deutschland auch Anlagen in Großbritannien und den Niederlanden betreibt, nun auf die Erweiterung des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler II im Rheinland. "Der planmäßige Tagebaufortschritt ist wichtig – vor allem, wenn wir uns auf Szenarien vorbereiten, in denen Gas gespart werden soll."
Hohe Energiepreise belasten Industrie und Verbraucher
Die Energiepreise waren wegen des anhaltenden Krieges in der Ukraine nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Mai um 87 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Erdgas verteuerte sich demnach um 148,1 Prozent, wobei Kraftwerksbetreiber im Mai sogar ganze 241,2 Prozent mehr für Erdgas bezahlen mussten als noch ein Jahr zuvor. Industrieabnehmer zahlten einen Aufschlag von knapp 211 Prozent. Strom kostete laut den Analysten gut 90 Prozent mehr.
Auch die von den Energiekosten abhängigen Erzeugerpreise stiegen im Mai um durchschnittlich 33,6 Prozent. "Dies war der höchste Anstieg gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949", hieß es in einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts. "Damit verzeichneten die gewerblichen Erzeugerpreise seit Dezember 2021 jeden Monat neue Rekordanstiege." Die Erzeugerpreise gelten zudem auch als Vorläufer für die Entwicklung der allgemeinen Inflation, die mit einer aktuellen Inflationsrate von 7,9 Prozent den höchsten Stand seit dem Winter 1973/1974 erreicht hat.
Neben den höheren Heizkosten belasten die Verbraucher derzeit besonders die verteuerten Nahrungsmittel im Supermarkt. 19,2 Prozent mehr als noch vor einem Jahr, mussten die Deutschen laut Statistischem Bundesamt im Mai für ihren Einkauf ausgeben.
Verbraucherzentrale mahnt zum Gassparen
Mit Blick auf die drohende Gasmangellage und die dadurch steigenden Preise hat nun auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen dazu aufgerufen, den Gasverbrauch wo es möglich ist einzuschränken. Der größte Teil der Verantwortung liege hierbei bei den Gaskraftwerksbetreibern und der Industrie, sagte Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie, dem Handelsblatt. Allerdings seien auch die Verbraucher gefragt. Dem Verbraucherschützer sei zwar bewusst, dass Haushalte am Existenzminimum womöglich nicht dazu in der Lage seien, die teils kostspieligen Spartipps des Bundeswirtschaftsministers zu nutzen. Aber:
"Alles, was geht, sollte man jetzt unbedingt machen."
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