Wirtschaft

Blamage für Erdoğan: Türkische Lira im Sinkflug

Die Türkei steht vor einer schweren Wirtschaftskrise angesichts des rasanten Sinkflugs der Landeswährung gegenüber dem Dollar und dem Euro sowie der hohen Inflation. Während Ökonomen eine Zinserhöhung befürworten, um die Inflation in den Griff zu bekommen, setzt der Präsident Zinssenkungen durch.
Blamage für Erdoğan: Türkische Lira im SinkflugQuelle: www.globallookpress.com © Xinhua

Die türkische Lira ist vor einer mit Spannung erwarteten Zinsentscheidung in dieser Woche erneut auf Sinkflug gegangen. Am Montagvormittag gab die Währung zu Dollar und Euro um jeweils etwa vier Prozent nach und fiel abermals auf historische Tiefstände. Die Notenbank stemmte sich mit Markteingriffen gegen den Kurseinbruch – wie sie es zuletzt mehrfach tat. Die Lira verringerte daraufhin ihre Verluste.

Für einen Dollar mussten am Montag erstmals mehr als 14 Lira gezahlt werden. Ein Euro kostete erstmalig mehr als 16 Lira. Seit Jahresbeginn hat die Lira etwa die Hälfte ihres Werts eingebüßt. Die Wertentwicklung zählt damit zu den schwächsten in diesem Jahr. Beschleunigt wurde der Sinkflug durch die Entscheidung der Ratingagentur Standard & Poor's, die dem Land am Freitag eine Abstufung ihrer Bonitätsnote androhte.

Grundsätzlich wird die Lira seit längerem durch die geldpolitische Ausrichtung der Notenbank belastet. Trotz einer ungewöhnlich hohen Inflation von zuletzt gut 21 Prozent sind die Währungshüter auf Zinssenkungskurs gegangen. Seit dem Spätsommer haben sie den Leitzins um insgesamt vier Prozentpunkte verringert, obwohl die Teuerung seither deutlich angezogen hat. Für die Zinssitzung an diesem Donnerstag wird eine weitere kräftige Senkung erwartet.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan ist erklärter Gegner hoher Zinsen, weil er sie als Inflationsursache einstuft. Dies widerspricht dem ökonomischen Konsens, der in Zinsanhebungen ein bewährtes Mittel gegen hohe Inflationsraten sieht. Erdoğan hat bereits mehrfach die Notenbankspitze umgebaut und Personal ins Amt gebracht, von dem er weniger Gegenwind für seine geldpolitischen Vorstellungen erwartet.

Anfang Dezember setzte Erdoğan etwa Nureddin Nebati als Finanzminister ein, der immer wieder seine Treue zum Präsidenten betont. In einem Interview der Zeitung Habertürk (Montag) sagte Nebati, er werde seinem "Anführer" Erdogan niemals zuwiderhandeln. Zur Frage, ob die Zinsen weiter gesenkt werden, könne er sich nicht äußern, eine Leitzinserhöhung schließe er jedoch aus.

Die Zentralbank versucht seit Kurzem, gegen die Lira-Schwäche vorzugehen, indem sie hin und wieder auf dem Devisenmarkt interveniert. Bisher brachten Eingriffe allenfalls kurzzeitige Entlastung. Die Interventionen ändern auch nichts an der eigentlichen Ursache der Lira-Schwäche. Die Zentralbank selbst bezeichne die Lira-Schwäche als ungesunde Preisentwicklung, erklärte Commerzbank-Experte Tatha Ghose. "Tatsächlich ist jedoch die Geldpolitik der Zentralbank ungesund."

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(rt/dpa)

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