Die Ausweitung der Geldmenge durch die Europäische Zentralbank und staatliche Maßnahmen zur Konjunkturerholung verursachen zunehmend inflationäre Disruptionen an den Rohstoffmärkten. Das deutsche Handwerk und Bauwesen kämpfen zunehmend mit Preissteigerungen und Materialverknappung, die für Endkunden längere Wartezeiten und höhere Kosten bei Aufträgen bedeuten.
Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, zeigt sich besorgt: "Nicht nur Holz ist derzeit knapp und teurer, sondern alles, was man braucht, um ein Haus zu bauen oder zu renovieren und vieles mehr. Auch elektronische Teile für unsere Elektroniker und Kabel und all das fehlen. Das macht unseren Betrieben in diesen Bereichen im Moment ganz schwer zu schaffen." Ein Einbruch des privaten Wohnungsbaus sei zu befürchten.
"Kunden müssen inzwischen wegen der Lieferengpässe noch länger auf einen Handwerker warten, auch wenn das natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich ist", sagte Wollseifer. "Unsere Betriebe tun da gerade ihr Bestes, damit sich das nicht oder nur in Maßen auf Kundenseite auswirkt. Im Gesamthandwerk liegt die durchschnittliche Auftragsreichweite derzeit bei 8,8 Wochen. Im Bau- und Ausbaubereich jedoch ist es so, dass man aktuell mit mindestens zehn und manchmal sogar bis zu 15 Wochen rechnen muss, bis ein Auftrag begonnen und abgearbeitet wird", ergänzte Wollseifer. Die Auftragsreichweite gibt an, wie lange ein Bestand an Aufträgen noch ausreicht.
"Bauen wird teurer werden"
"Bauen wird teurer werden", so Wollseifer. Er könne keine genaue Größenordnung nennen, "aber wir haben bei den verschiedenen Materialien in den letzten drei bis fünf Monaten Materialteuerungen von 20 bis 30 Prozent gehabt – bis hin zur Verdreifachung des Materialpreises bei einzelnen Gütern".
Durch die Preissteigerungen droht dem Handwerk und der Baubranche ein konjunktureller Einbruch. Unternehmen bekommen zunehmend Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Materialkosten. Handwerkspräsident Wollseifer bezeichnete die aktuelle Lage als absurd:
"Unsere Betriebe haben volle Auftragsbücher, aber es lohnt sich in vielen Bereichen angesichts der derzeitigen Einkaufspreise für Material gar nicht, die Aufträge auszuführen. Denn die Betriebe wissen, dass sie dann ein Minus machen."
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) bezeichnet die Rohstoffknappheit ebenfalls als großes Problem. DIHK-Präsident Peter Adrian erklärte: "Durch die Konjunkturprogramme in den Vereinigten Staaten und in China gibt es eine große Nachfrage, die bei vielen Rohstoffen zu erheblichen Preissteigerungen und einer Verknappung geführt hat."
Expansive Geldpolitik
Bei Finanzexperten stößt vor allem die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank auf Kritik. Dr. Markus Krall, Mitglied der Degussa Goldhandel GmbH, rechnet auf Twitter vor: "7,143 Billionen Euro beträgt das Geldvermögen der Deutschen. 3,8% Inflation (Anm. d. Red.: monatliche Inflation) bedeuten eine Enteignung von 271,4 Mrd. Euro, 3.310 Euro pro Bürger, 13.240 Euro für eine 4-köpfige Familie. 271 Milliarden Solidaritätsabgabe der Deutschen für den Euro. Danke, liebe EZB!"
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(rt/dpa)