Europas Banken im Visier einer EZB-Untersuchung: Tausende Mängel festgestellt

Das Ergebnis einer Prüfung der Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt nach fünf Jahren: Die Aufseher stellten mehr als 5.000 Mängel bei den Risikomodellen fest und mahnen die Banken an, sich strenger an die Basel-IV-Richtlinien mit mehr Eigenkapital zu halten.

Die EZB-Aufseher wollten angesichts drohender Inflationsängste bei den Banken besonders bei den Kreditrisiken nachsichern. Nach Angaben der EZB ergab das im Durchschnitt eine um 0,7 Prozentpunkte geringere Eigenkapitalquote. Genau das Gegenteil. Trotzdem dürfen die Banken weiterarbeiten, wenn sie die beanstandeten Mängel innerhalb der vorgegebenen Fristen beheben.

Nach der Finanzkrise von 2008 haben die Bankenaufseher Anlass zur Vermutung, dass sich die Banken permanent schönrechneten. Die Bilanzrisiken würden durch zu wenig Eigenkapital steigen. Die Banken argumentieren mit eigenen historischen Datenreihen und geben vor, Risiken genauer zu erfassen als die Aufseher mit ihren pauschalen Standardansätzen.

Zwar machen die für die Eigenkapitalunterlegung maßgeblichen Risikoaktiva nur einen Bruchteil der Bilanzsumme aus. Denn Risiken aus Staatsanleihen müssen zum Beispiel nicht mit Eigenkapital unterlegt werden, weil sie aufsichtsrechtlich als ausfallsicher angenommen werden. Das ist aber nur eine Annahme. Wie der Schuldenschnitt Griechenlands im März 2012 gezeigt hat, kann diese Annahme aber auch falsch sein, was schnell zu einer weit größeren Krise führen kann.

In der Eigenkapitalunterlegung von Staatsanleihen gibt es wenig Fortschritte. Besonders aus Ländern mit hohen Staatsverschuldungen wie Japan oder Italien gibt es gegen "Basel IV", den im Basler Ausschuss der Bankenaufseher festgelegten, international verbindlichen Bankenregeln, Widerstände. Die Banken müssen ihre Kapitalanforderungen zu 72,5 Prozent nach dem Standardansatz für Kreditrisiken berechnen. Somit darf der nach internen Modellen berechnete Eigenkapitalbedarf nur um 27,5 Prozent geringer ausfallen als der Standardansatz.

Die Prüfung war ein Warnschuss für die Banken. Mit dem "Targeted Review of Internal Models“ (TRIM) sollten die internen Banken-Modelle besser aufeinander abgestimmt werden. Nur bei unterschiedlichen Risikoprofilen sollten sie unterschiedliche Ergebnisse liefern. Die Prüfung drückte auch bei deutschen Banken, etwa bei dem Wiesbadener Immobilienfinanzierer Aareal Bank, 2018 die Kernkapitalquote um 2,4 Prozentpunkte. Auch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank hatte vor Jahren durch TRIM ihre Eigenkapitalquote drücken müssen.

Mehr zum Thema - Die US-Inflation kommt – auch nach Deutschland