Die Deutsche Wirtschaft steht nach Corona- und Brexit-Doppelschlag vor starkem Rückgang
Die "Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19" hätten besonders den deutschen Dienstleistungssektor und sogar die Bauindustrie getroffen, so die Deutsche Bundesbank. Der jüngste Monatsbericht trübt alle Hoffnungen auf eine Erholung bis zum Frühjahr. Dabei könnte auch die Impfkampagne, die von Lieferverzögerungen und Nachrichten über mögliche Nebenwirkungen überschattet wird, als mögliche Konjunkturbremse eine Rolle spielen.
In der Folge sind die Einzelhandelsumsätze im Januar erheblich zurückgegangen. Experten gehen davon aus, dass hier neben den Eindämmungsmaßnahmen auch die seit Jahresbeginn wieder höheren Mehrwertsteuersätze eine Rolle spielten.
Die deutsche Industrieproduktion sei im Januar insgesamt etwas zurückgegangen, schreibt die Bundesbank. Ausschlaggebend hierfür sei die Kfz-Branche gewesen, deren Produktion durch Lieferengpässe bei Halbleitern gebremst wurde. Im Januar habe die Industrieproduktion damit weiter spürbar unter dem Vorkrisenstand des Jahresschlussquartals 2019 gelegen.
Nach Umfragen des ifo Instituts verbesserte sich jedoch die Stimmung im Geschäftsklima Februar. Im Vergleich zum Vormonat hätten die Industrieunternehmen zudem im Januar deutlich mehr Aufträge erhalten (+ 1,5 Prozent). Dabei hätten die deutschen Industrieunternehmen besonders von der Nachfrage aus Drittstaaten außerhalb des Euroraums profitiert. Die Bestellungen aus dem Euroraum seien dagegen unverändert geblieben, und die Inlandsnachfrage sei sogar zurückgegangen.
Europaweit sieht die Lage ähnlich trüb aus, zumindest konjunkturell. Zwar soll das europäische Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr Prognosen zufolge um immerhin 3,7 Prozent wachsen. Damit steht der Kontinent aber im globalen Vergleich hinten an. Die USA rechnen mit rund 6,5 Prozent Wachstum, China mit sechs Prozent. Europas verhaltene Erholung wiegt umso schwerer, als die Rezession im vergangenen Jahr einen wesentlich dramatischeren BIP-Einbruch mit sich brachte, als dies in China oder den Vereinigten Staaten der Fall war – nämlich um rund sieben Prozent.
Die nominalen Warenexporte sind dagegen im Januar 2021 laut dem Bericht gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt mit 1,5 Prozent gewachsen. Das Mittel des Vorquartals übertrafen sie sogar erheblich um 2,25 Prozent. Dabei hätten sowohl die Lieferungen in Drittstaaten außerhalb des Euroraums als auch in den Euroraum recht kräftig zugelegt. Zwar sind die Ausfuhren in das Vereinigte Königreich mit Ende der Übergangszeit, in der der gegenseitige Marktzugang nach EU-Binnenmarktregeln gewährleistet war, um fast ein Viertel eingebrochen. Die stark gestiegenen Exporte in andere Länder hätten das zumindest temporär aber noch ausgleichen können.
Eine Analyse der Europäischen Kommission, die letzten Monat veröffentlicht wurde, untersuchte die Auswirkungen des Brexits auf die europäische Wirtschaft als Ganzes. Schätzungen gehen davon aus, dass sie sich auf 0,5 Prozent des BIP belaufen werden – das sind 140 Milliarden Euro zwischen dem gegenwärtigen Zeitpunkt und 2022.
Insbesondere werde der Brexit Deutschland in diesem Zeitraum 35 Milliarden Euro kosten, so der Bericht der Kommission.
Dazu sind die Einkommen in Deutschland laut n-tv erstmals seit den Erhebungen 2007 nominal gesunken. Die Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen fielen im Corona-Krisenjahr 2020 um 0,7 Prozent zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Da zugleich die Verbraucherpreise um knapp 0,5 Prozent angestiegen sind, hatten die Beschäftigten unterm Strich 1,1 Prozent weniger in der Lohntüte.
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