Wirtschaft

Führungswechsel bei Siemens: Milliardengewinne und Stellenabbau

Siemens verabschiedet sich von seinem langjährigen Chef Joe Kaeser. Seinen Posten übernimmt Roland Busch. Dieser konnte in seinem ersten Geschäftsquartal einen satten Gewinn von 1,5 Milliarden Euro verbuchen. 7.800 Mitarbeiter müssen ebenfalls gehen – 3.000 davon in Deutschland.
Führungswechsel bei Siemens: Milliardengewinne und StellenabbauQuelle: www.globallookpress.com © Matthias Schrader/dpa

Trotz Jubelmeldung und 1,5 Milliarden Euro Gewinn bei Siemens wird im Tochterunternehmen Siemens Energy kräftig Stellenabbau betrieben. 7.800 Arbeitsplätze sollen bis 2025 wegfallen, 3.000 davon in Deutschland. Die hiesigen Standorte sollen aber erhalten bleiben. Das bleibt auch ein Teil des Vermächtnisses des scheidenden Chefs Joe Kaeser.

Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, sagte gegenüber RT DE:

"Siemens Energy hat leider jahrelang kein positives Ergebnis geliefert und wurde ewig quersubventioniert. Erst im letzten Quartal wurde es positiv. Jetzt müssen wir im Vertrieb und in der Verwaltung den Wasserkopf ausmisten."

Der neue Siemens-Chef Roland Busch startet in seinem ersten verantworteten Geschäftsquartal mit einem Konzerngewinn von 1,5 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 38 Prozent im Vergleich mit dem von der Corona-Krise noch nicht belasteten Vorjahreszeitraum. Der operative Gewinn im industriellen Geschäft belief sich auf 2,128 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte auf vergleichbarer Basis um 7 Prozent auf knapp 14,1 Milliarden Euro.

Siemens rechnet mit einem hoch einstelligen Umsatzwachstum und 5,0 bis 5,5 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern. Bislang wollte das Unternehmen den Umsatz "moderat" um 3 bis 5 Prozent steigern und in gleicher Weise auch den Überschuss. Im abgelaufenen Jahr hatte Siemens 4,2 Milliarden Euro verdient.

Gleichzeitig kündigt Siemens Energy vier Monate nach seinem Börsengang den Abbau von 7.800 Jobs an.

Hintergrund sei das Überangebot an Gasturbinen auf dem Weltmarkt. Auch sei die Nachfrage nach Siemens-Technik für Kohlekraftwerke trotz zahlreicher Neubauten in China und Indien deutlich zurückgegangen, so der Vorstandschef von Siemens Energy Christian Bruch.

"Ohne die Erfolge des Sanierungskonzepts Vision 2020 und der strategischen Zukunftsausrichtung von Vision 2020+ würde es unser Unternehmen immer noch geben", sagte Kaeser auf der virtuellen Hauptversammlung am Mittwoch in München. "Aber sicher nicht mit 130 Euro pro Aktie. Vielleicht dann zu 10 Euro und mit der Hälfte der Mitarbeiter."

Siemens beschreitet gerade mit neuen wasserstoffherstellenden Systemen in der Windkraft den Weg von fossilen Energien hin zum erhofften Zukunftsmarkt Wasserstoff. In der bisherigen Aufstellung sieht Bruch auf Dauer keine Zukunft. Zwar wisse er, dass es für alle Betroffenen ein extrem schwieriger Prozess sei. Er spreche über Mitarbeiter, die über viele Jahre und Jahrzehnte mit hoher Kompetenz und viel Einsatzbereitschaft für das Unternehmen gearbeitet hätten. "Und deswegen sprechen wir jetzt mit den Arbeitnehmervertretern darüber, wie wir den Abbau so sozialverträglich wie möglich gestalten können", so Bruch.

Rund 3.000 Jobs sind allein in Deutschland vom geplanten Stellenabbau betroffen, unter anderem in Berlin. Der Großteil davon in der Verwaltung, im Vertrieb und Management. Werksschließungen solle es allerdings keine geben. Das habe man mit den Arbeitnehmervertretungen in einem Zukunftspakt vereinbart.

Mit der virtuellen Hauptversammlung endet auch die mehr als sieben Jahre dauernde Phase des Vorstandschefs Joe Kaeser, der insgesamt mehr als 40 Jahre im Betrieb war. Der 63-Jährige spaltete den über Jahrzehnte hochprofitablen Lichtkonzern von Osram ab sowie das Energiegeschäft mit seiner in der Energiewendepolitik nicht mehr opportunen Kraftwerkstechnik. Auch die Getriebetochter Flender wurde abgestoßen. In der Medizintechnik setzte er neue Akzente, an der Siemens allerdings dauerhaft eine deutliche Mehrheit behalten will. Die Zukunft liegt jetzt in der Automatisierung und Digitalisierung von Produktionsprozessen (Digital Industries). Sie sollen jetzt das Hauptgeschäft neben der Gebäudetechnik und der Bahntechnik darstellen. Damit hat sich die Gesamtrendite für Aktionäre seit Kaesers Amtsantritt 2013 mehr als verdoppelt.

Der Führungswechsel an der Spitze ist somit abgeschlossen. Der Siemenskurs lag um 12 Uhr bei 135,46 Euro, was einem Jahresplus von 21,5 Prozent entspricht. Der Kurs des Dax-Schwergewichts nach dem Corona-Crash steigt. Vorstand und Aufsichtsrat schlugen der Hauptversammlung vor, für das Geschäftsjahr 2020 eine Dividende in Höhe von 3,50 Euro pro Aktie auszuschütten. Bereinigt um den Marktwert der Abspaltung von Siemens Energy in Höhe von 10 Prozent stellt dies gegenüber den 3,90 Euro aus dem letzten Jahr eine gleichbleibende Dividende dar.

Mehr dazu unter - Deutschland und die Corona-Krise: Wie stark wird der Aufschwung?

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