
SVP auf Rekordkurs – erstmals über 30 Prozent

Zwei Jahre vor den nächsten eidgenössischen Wahlen zeichnet das aktuelle Wahlbarometer ein klares Bild der politischen Landschaft in der Schweiz: Die SVP kann als einzige Partei Wählerstimmen hinzugewinnen und nähert sich der historischen 30-Prozent-Marke, während liberale Kräfte, allen voran die FDP, signifikante Verluste hinnehmen.
Laut einer Umfrage der Forschungsstelle Sotomo im Auftrag der SRG würde die SVP auf 30,4 Prozent der Stimmen kommen, ein Zuwachs von 2,5 Punkten gegenüber den Nationalratswahlen 2023. Damit übertrifft sie ihr bisher bestes Ergebnis von 29,4 Prozent aus dem Jahr 2015. Der Politologe Michael Hermann bezeichnet den Anstieg als "historisches First" für die Schweiz seit Einführung der Proporzwahlen im Jahr 1919.

Auch die SP und die Grünen können leichte Zugewinne von je 0,5 Prozentpunkten verbuchen, während Mitte, FDP und Grünliberale (GLP) Verluste hinnehmen. Die FDP rutscht auf 13,3 Prozent ab und erreicht damit ein Allzeittief. Die Mitte liegt mit 13,6 Prozent knapp darüber, was ein mögliches Kopf-an-Kopf-Rennen um den dritten Platz andeutet, der für die Verteilung der Bundesratssitze relevant ist.
Die Wahlabsichten korrelieren stark mit der Einschätzung der drängendsten politischen Probleme. Krankenkassenprämien bleiben mit 40 Prozent die größte Sorge der Bevölkerung, gefolgt von Zuwanderung (27 Prozent) und den Beziehungen zur EU (27 Prozent). Besonders auffällig ist das erstmalige Vordringen der Wohnungsknappheit auf Platz sechs (22 Prozent). Laut Sotomo könnte dies einen "Kipppunkt" markieren, da das Thema zunehmend nicht nur städtische Regionen betrifft und oft mit Migration verknüpft wird.
Die Parteienlandschaft in der Schweiz zeigt sich trotz der wachsenden Polarisierungstendenzen weiterhin stabil. Die SVP profitiert von klaren Positionen, insbesondere bei Migration und EU-Fragen, während die FDP in der EU-Frage gespalten bleibt. Dies erklärt den Rückgang der Freisinnigen, während die Volkspartei weiter wächst. Die SP behauptet sich als zweitstärkste Kraft, rund fünf Prozentpunkte vor der Mitte und der FDP.
Neben Migration und EU-Fragen stehen die steigenden Gesundheitskosten im Zentrum der öffentlichen Debatte. Über 70 Prozent der Befragten sehen darin das drängendste Problem, ein Thema, bei dem keine Partei derzeit mit überzeugenden Lösungen punkten kann. Die Kompetenzwahrnehmung variiert: Die Mitte wird am ehesten in Gesundheitsfragen als kompetent angesehen (35 Prozent), gefolgt von SP (34), SVP (29) und FDP (27 Prozent).
Die Themen Europa und Wohnraum rücken ebenfalls stärker in den Vordergrund. Während das Verhältnis zur EU von 28 auf 42 Prozent als drängendes Problem an Bedeutung zunimmt, gewinnt die Wohnungsthematik durch steigende Miet- und Immobilienpreise an Brisanz. Der Klimawandel verliert hingegen an Priorität, insbesondere bei den Wählern der Mitte, FDP und SVP.
Historiker und Politanalyst Claude Longchamp erklärt im Interview mit der NZZ den Erfolg der SVP mit ihrer selektiven Opposition in einer polarisierten politischen Landschaft. Strategisch gezieltes Campaigning und klare Positionen bei Migration, Sicherheit und Anti-Wokeness verschaffen der Partei Auftrieb. Trotz eines Wähleranteils von über 30 Prozent werde die SVP vorerst keinen dritten Bundesratssitz beanspruchen, während die FDP ihre beiden Sitze verteidigt.
Die Mitte konnte die FDP knapp überholen, profitiert von familienpolitischen Initiativen und bedient zugleich ein konservatives Wählersegment. Die SP stabilisiert sich in den Städten und setzt stärker auf gewerkschaftliche Themen. Grüne und Grünliberale haben nach dem «grünen Schub» 2019 an Dynamik verloren, konzentrieren sich aber wieder auf soziale Fragen.
Longchamp sieht in der Polarisierung ein zentrales Merkmal der aktuellen Schweizer Politik: Gesundheitskosten, Migration, die Beziehungen zur EU und die Sicherheit bestimmen die Debatte, während klassische Umweltfragen an Dringlichkeit eingebüßt haben. Die Umfragen stützen die Prognose für die Wahlen 2027, die SVP bleibt auf Rekordkurs.
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