Ziel 5.000 Kilometer weit: Russisches U-Boot feuert erstmals Interkontinentalrakete unter Wasser ab
Das neue russische strategische Unterseeboot "Knjas Wladimir" hat im Weißen Meer seine erste ballistische Interkontinentalrakete R-30 "Bulawa" (dt.: Streitkolben) unter Wasser abgefeuert. Ziel war das Raketenübungsgelände auf dem Kura-Übungsplatz im über 5.000 Kilometer entfernten Kamtschatka. Es wird erwartet, dass das U-Boot des Projekts "Borei-A" bis Ende des Jahres offiziell von der russischen Marine in Dienst gestellt wird. Das russische Verteidigungsministerium gab bekannt:
Zum ersten Mal wurde vom neuesten strategischen Raketenträger-U-Boot Knjas Wladimir des Projekts Borei-A ein Teststart der seegestützten ballistische Rakete 'Bulawa' durchgeführt. Die Rakete wurde unter Wasser in den Gewässern des Weißen Meeres auf das Kura-Raketenzielgelände in Kamtschatka abgefeuert – im Rahmen planmäßiger Testläufe des U-Boots.
Der Teststart der Bulawa fand unter voll simulierten Gefechtsbedingungen statt, betonte das Ministerium. Die Übungsflugkörper erreichten planmäßig das Zielgelände, was durch objektive technische Kontrollmittel bestätigt wird. Die Absperrung des Startgebietes für den Zeitpunkt des Teststarts wurde von Schiffen der Weißmeer-Marinebasis der Nordflotte unterstützt.
Die Knjas Wladimir ist das vierte U-Boot des Projekts "955 Borei". Allerdings wurde es nach dem leicht modifizierten Projekt "955A Borei-A" gebaut: Im Vergleich zu den ersten drei U-Booten des 955er-Projekts ist es leiser und verfügt über fortschrittlichere Manövrier-, Tiefenstabilisations- und Feuerleitsysteme.
Die ersten drei Boote des Borei-Projekts wurden in den Jahren 2013 und 2014 an die russische Marine übergeben. Sie tragen die Namen der altrussischen Fürsten Juri Dolgoruki, Alexander Newski und Wladimir Monomach. Nach der in Russland geltenden Klassifikation gehören U-Boote des Projekts 955 zur vierten Generation der strategischen Raketen-U-Boote. Die U-Boote vom Typ Borei wurden in den späten 1980er-Jahren entwickelt. Das erste U-Boot der Reihe, die Juri Dolgoruki, wurde 1996 auf Kiel gelegt. Es lief allerdings wegen der auf die Perestroika folgenden finanziellen und organisatorischen Schwierigkeiten erst im Jahr 2008 vom Stapel. Erst im Jahr 2013 wurde es von der Nordflotte der russischen Seestreitkräfte in Dienst gestellt.
Die Umsetzung des Projekts wurde zu diesem Zeitpunkt neben wirtschaftlicher Schwierigkeiten auch durch bestimmte technische Probleme verzögert. Die Arbeit an den späteren U-Booten verlief deutlich reibungsloser: Die Alexander Newski wurde im Jahr 2004 auf Kiel gelegt und trat schon Ende 2013 bei der russischen Pazifikflotte in Dienst; die Wladimir Monomach wurde im Jahr 2006 auf Kiel gelegt und wurde im Dezember 2014 in Dienst gestellt – ebenfalls in der Pazifikflotte.
Das erste U-Boot des modernisierten 955A-Projekts – die Knjas Wladimir hatte im Jahr 2012 ihre Kiellegung. Die Indienststellung des Unterwasser-Raketenkreuzers ist noch für das laufende Jahr 2019 geplant. Darüber hinaus befinden sich vier weitere U-Boote des Borei-A-Projekts auf dem Großwerftkomplex Sewmash in Severodwinsk im Bau: Die Knjas Oleg, die Generalissimus Suworow, die Imperator Alexander III. und die Knjas Poscharski.
U-Boote dieser Baureihe können 16 Interkontinentalraketen des Typs R-30 Bulawa bei einer Unterwassergeschwindigkeit von bis zu 29 Knoten (rund 55 Kilometer pro Stunde) und in einer Tiefe von bis zu 400 Metern tragen. Die nuklearen Raketenkreuzer können bis zu drei Monate im Unterseemodus bleiben, was durch die endlichen Vorräte an Verpflegung und Verbrauchsgütern bedingt ist.
Im September 2019 kündigte der russische stellvertretende Verteidigungsminister Alexei Kriworutschko den Bau weiterer Atom-U-Boote an. Zwei davon aus der Projektreihe Borei-A und zwei weitere aus dem Jassen-M-Projekt. Kriworutschko erklärte:
Im Rahmen des Forums Army-2019 haben wir einen Vertrag über die zusätzliche Lieferung von zwei Jassen-M an die Flotte unterzeichnet, und in naher Zukunft werden wir, wie bereits beschlossen, einen Vertrag über zwei weitere Borei-A abschließen.
Die Interkontinentalrakete R-30 Bulawa ist als Hauptbewaffnung der U-Boote der Borei-Projektreihe ausgelegt. Ihre Entwicklung begann Ende der 1990er-Jahre am Moskauer Institut für Wärmetechnik. Der erste erfolgreiche Unterwasser-Teststart der Rakete fand im Jahr 2005 statt – von Bord der TK-208 Dmitri Donskoj aus dem Projekt 941 Akula. Die Akula ist aktuell das größte aktive U-Boot der Welt.
Die Massenproduktion der Bulawa begann im Jahr 2008. Laut Viktor Tschirikow, dem damaligen Oberbefehlshaber der russischen Marine, wurde die Bulawa tatsächlich im Jahr 2012 in Dienst genommen, befand sich aber weiterhin im behördlichen Genehmigungsverfahren.
Die Bulawa kann sechs bis zehn individuelle Wiedereintrittskörper mit einer Sprengkraft von jeweils circa 150 Kilotonnen TNT-Äquivalent tragen. Die Rakete kann Ziele in einer Entfernung von bis zu 9.000 Kilometern erreichen.
Der erste Start der Rakete von einem U-Boot des Borei-Projekts erfolgte im Mai 2018. Damals feuerte die Juri Dolgoruki vier Bulawa-Raketen auf das Kura-Raketenzielgelände ab – ebenfalls vom Weißen Meer aus.
Experten des US-Magazins The National Interest stellten fest, dass ein einzelnes, mit Bulawa-Raketen bestücktes U-Boot des Borei-Projekts in der Lage ist, einem Angreifer einen verheerenden Schlag zu versetzen – notfalls im absoluten Alleingang, falls andere russische Nuklearwaffen durch einen Erstschlag des Gegners ausgeschaltet sein sollten.
Ein Borei ist in der Lage, 72 nukleare Sprengköpfe auf Ziele wie Städte und Militärstützpunkte in rund sechstausend Meilen Entfernung abzufeuern, die zehnmal zerstörerischer sind als die Bombe, die auf Hiroshima abgeworfen wurde.
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