Umfrage: Fast die Hälfte der Russen bezeichnet Zusammenbruch der UdSSR als beschämend
Eine Umfrage der unabhängigen russischen Meinungsforschungsagentur "Lewada-Zentrum", die Ende 2018 durchgeführt wurde, stellt die neueste Studie darüber dar, was bei den Russen Stolz und Scham über ihre Nation hervorruft. Die Bewertung des Untergangs der UdSSR erlebte eine Wendung: Schämten sich dessen im Jahr 2015 nur 28 Prozent (ein historischer Tiefpunkt), stieg der Wert nun auf 45 Prozent – ein Niveau, das mit den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren vergleichbar ist.
Der einzige Punkt, für den noch mehr Menschen stimmten, war das Scheitern Russlands bei der Armutsbekämpfung, das bei 61 Prozent der Befragten Scham hervorrief. Dieser Wert übertraf alle Ergebnisse des Umfragezentrums seit Jahrzehnten.
Die Russen schämen sich auch dafür, dass ihre Landsleute respektlos miteinander umgehen (37 Prozent) und dass es Russland bisher nicht gelungen ist den wirtschaftlichen Rückstand zu den Westmächten aufzuholen (24 Prozent). Weitere Scham hervorrufende Punkte waren die Reformen Michail Gorbatschows (24 Prozent) und die Stalin-Diktatur (21 Prozent).
Auf der anderen Seite der nationalen Identität der Russen liegen die Qualitäten und Ereignisse, auf die die Menschen stolz sind. Der Sieg gegen Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg bleibt das Einzige, worauf die deutliche Mehrheit der Russen stolz ist (87 Prozent). Ein weiterer bedeutender Punkt ist die Rolle, die das Land bei der Weltraumforschung gespielt hat: Etwa die Hälfte der Russen ist stolz darauf, zu einer Weltraumpioniernation zu gehören. Der drittpopulärste Aspekt ist die Rückkehr der Halbinsel Krim, worauf 45 Prozent der Russen stolz sind.
Viele Menschen sind ebenfalls stolz auf die russische Literatur, Wissenschaft und Kampffähigkeit der russischen Armee, die Industrialisierung aus der Sowjetzeit und die besten Eigenschaften des russischen Charakters wie Entschlossenheit und Geduld.
Einen Rekordwert erreichte die Frage nach dem Weltmachtstatus Russlands.75 Prozent der Russen sind der Meinung, dass ihre Nation eine Weltmacht ist, wobei 88 Prozent von ihnen meinten, dass Russland diesen Status behalten sollte.
Die Meinungsforschungsagentur stellte fest, dass es keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen dem Wunsch nach internationaler Größe Russlands und dem Bedauern über den Zusammenbruch der UdSSR gibt, deutete jedoch an, dass die Scham vor dem Zerfall der Sowjetunion eher mit dem Verlust des Sozialstaates in Verbindung steht.
Ungefähr 62 Prozent der Umfrageteilnehmer waren der Meinung, dass die Russen ein großartiges Volk sind, wobei etwa 80 Prozent der Befragten sich als ethnische Russen bezeichneten.
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Auf die Frage, was sie mit ihrem Volk verbunden macht, nannten die Befragten die nationale Geschichte (53 Prozent), das Territorium Russlands (35 Prozent), ihren Geburtsort (33 Prozent) und die Natur, des Landes (25 Prozent). Die formalen nationalen Symbole, darunter die Flagge, das Wappen und die Nationalhymne, waren die am seltensten genannte Option (fünf Prozent). Die Religion bezeichnete ein relativ kleiner Teil der Befragten (neun Prozent) als Teil der russischen nationalen Identität.
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