"Nussknacker"-Vorstellungen in Russland zu Silvester: Sold Out und Tickets für Millionen

Es scheint, dass dies zu einer Art Tradition der "neuen russischen Bourgeoisie" wird: die letzten Tage des alten Jahres im Bolschoi-Theater bei einer Aufführung von Tschaikowskis legendärem Ballett "Der Nussknacker" ausklingen zu lassen – ähnlich wie in Wien, wo es zum guten Ton gehört, am Neujahrstag den Musikverein zu besuchen und sich den "Radetzky-Marsch" anzuhören. Gerade "Der Nussknacker" wird von den Russen – neben Mandarinen, Champagner und festlichen Salaten – als Symbol des Winters und der Neujahrsfeierlichkeiten angesehen. Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti schreibt:
"Jedes Jahr im Dezember sind die Preise für 'Der Nussknacker' im Bolschoi-Theater ein heißes Thema. Vor Silvester ist die Nachfrage so groß, dass ein Teil der Tickets versteigert wird. Das Ergebnis in diesem Jahr ist beeindruckend: Über eine Million Rubel für vier Plätze in der 12. Reihe des Parketts für die Abendvorstellung am 31. Dezember. Für die Nachmittagsvorstellung waren die Gebote bescheidener – ein Set aus vier Tickets ging für 695.000 Rubel weg. Insgesamt sind im Dezember 18 Vorstellungen von 'Der Nussknacker' im Bolschoi-Theater geplant, im Januar 15. Alle Tickets waren innerhalb von nur wenigen Stunden ausverkauft."
Früher nutzten Betrüger geschickt die Begeisterung aus – sie verkauften gefälschte Tickets und profitierten von leichtgläubigen Zuschauern. Aber seit zwei Jahren ist es gelungen, dem ein Ende zu setzen – jetzt werden Tickets nur noch über die offiziellen Websseiten der Theater gegen Vorlage des Personalausweises verkauft.
Diejenigen, die es nicht geschafft haben, "Der Nussknacker" im Bolschoi zu sehen, sichern sich schnell die Karten für andere Theater. Im Dezember wird das Ballett überall aufgeführt – auf allen mehr oder weniger großen Bühnen. Es gibt sogar eine Eisshow mit der legendären Kamila Walijewa in einer der Rollen. Und dennoch: Trotz der Vielzahl an Vorstellungen und der oft hohen Preise sind die Tickets für "Der Nussknacker" häufig schon viele Monate vor der Aufführung ausverkauft.
Laut dem Choreografen Konstantin Iwanow lässt sich die enorme Beliebtheit dieses Balletts während der Neujahrsfeiertage damit erklären, dass die Menschen sich nach Märchen sehnen und auf Wunder hoffen. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur TASS stellt er fest, dass die Begeisterung für das Stück schon immer groß war: Selbst zu Sowjetzeiten wurden im Bolschoi-Theater Ende Dezember keine Einladungskarten für Solisten ausgegeben, da die Nachfrage des Publikums so groß war. Der Choreograf betont auch, dass die Begeisterung für dieses Ballett außerhalb der Hauptstadt in der Vorweihnachtszeit nicht geringer sei. Als Beispiel nannte er die Region Mari El, wo in diesem Dezember zwei zusätzliche Matinee-Vorstellungen ins Theaterprogramm aufgenommen werden mussten – und selbst das reichte nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen.
"Hier haben sich zwei Kulturen vereint, die zu einem Phänomen der hohen Kunst geworden sind", versucht Olga Nesmelowa, Leiterin des Lehrstuhls für ausländische Literatur am Institut für Philologie und interkulturelle Kommunikation der Universität Kasan, das Phänomen des "Nussknackers" zu erklären. "Die Erzählung 'Nussknacker und Mausekönig' ist unter allen fantastischen Novellen Hoffmanns natürlich ein ganz besonderes Werk, wenn man es aus literaturhistorischer Sicht betrachtet. Es ist eine Flucht aus der Realität, die langweilig und uninteressant ist, in eine magische Welt."
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