Russland

Moskaus "Triumph": Warum jeder die russischen S-400-Luftabwehrsysteme haben will

Russlands S-400-Lufverteidigungssysteme haben sich bei der Abwehr ukrainischer Luftangriffe immer wieder als leistungsfähig erwiesen. Es ist daher kein Wunder, dass sie bei Moskaus Partnern wie China und Indien ganz oben auf dm Wunschzettel stehen.
Moskaus "Triumph": Warum jeder die russischen S-400-Luftabwehrsysteme haben willQuelle: Sputnik © Anatoliy Medved

Von Daniil Orlow

Bei dem jüngsten ukrainischen Luftangriff auf russische Gebiete wurden laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums etwa 200 unbemannte Starrflügler-Drohnen abgeschossen.

Den vorliegenden Informationen zufolge waren kombinierte Luftverteidigungsbataillone an der Abwehr des Angriffs beteiligt. Neben den Boden-Luft-Raketensystemen Panzir und Tor verfügten diese Einheiten auch über das Lang- und Mittelstrecken-Boden-Luft-Raketensystem S-400 Triumf. Wie das Militär inoffiziell einräumt, sind diese Systeme auf andere feindliche Ziele – vor allem ballistische Raketen und Marschflugkörper wie ATACMS oder Storm Shadow – ausgelegt.

Am 18. November griffen die ukrainischen Streitkräfte Woronesch mit vier ATACMS-Raketen an. Wie das russische Verteidigungsministerium berichtete, waren S-400-Systeme sowie Pantsir-Systeme an der Abwehr der Ziele beteiligt. Trümmer dieser Raketen, die auf zivile Einrichtungen gerichtet waren, beschädigten die Dächer mehrerer Gebäude. Es gab jedoch keine Opfer in der Stadt.

ATACMS-Raketen gelten als äußerst schwierig abzuwehrende Ziele – nicht jedoch für das S-400-System. Es kann Ziele in Entfernungen von bis zu 60 Kilometern und Höhen von bis zu 25 Kilometern bekämpfen. Die Geschwindigkeit einer abgefangenen Rakete kann Hyperschall erreichen, bis zu 4,8 Kilometer pro Sekunde, was der 14-fachen Schallgeschwindigkeit entspricht.

Der vereitelte Angriff auf die russische Stadt ist nur ein Beispiel für die effektive Kampfleistung des S-400-Systems. Es gibt weitere Beispiele – etwa die Abwehr der Lenkraketen des ebenfalls US-amerikanischen Mehrfachraketenwerfers HIMARS. Als Höhepunkt der Fähigkeiten des russischen Flugabwehrsystems gilt die Zerstörung der Boden-Luft-Raketen des Systems, mit dem der Triumf oft verglichen wird: der amerikanischen MIM-104 Patriot.

Im Sommer wurde bekannt, dass russische Luftverteidigungstruppen etwa zwei Dutzend westliche Raketen abgeschossen haben, mit denen die ukrainischen Streitkräfte versucht hatten, Flugzeuge der russischen Luftstreitkräfte anzugreifen. Im Gegensatz zu ATACMS- und HIMARS-Raketen, die einer vorhersehbaren, nahezu unveränderlichen ballistischen Flugbahn folgen, manövrieren Boden-Luft-Raketen aktiv im Flug, was ihr Abfangen erschwert. "Die S-400-Systeme zeigen bei solchen Abfangmanövern höchste Effektivität", teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

"Das S-400 Triumf ist eines der modernsten und bekanntesten Boden-Luft-Raketensysteme der Welt", sagt Jan Nowikow, Generaldirektor des Luft- und Raumfahrtkonzerns Almas-Antei. "Die Reichweite des S-400 und die Fähigkeit, verschiedene Raketentypen einzusetzen, machen das Triumf zum leistungsstärksten Luftverteidigungssystem. Seine Leistungsmerkmale wurden unter realen Kampfbedingungen bestätigt, und bisher kann kein ausländisches Luftverteidigungssystem dieser Klasse mit dem 'Vierhunderter' mithalten."

Russische Luftverteidigungssysteme stoßen bei ausländischen Kunden auf anhaltendes Interesse. China war der erste ausländische Abnehmer des S-400 Triumf. Moskau und Peking schlossen ein Abkommen über die Lieferung mehrerer Bataillone dieses russischen Flugabwehrraketensystems. 2017 wurde ein Vertrag über die Lieferung des Triumf an ein NATO-Land – die Türkei – unterzeichnet.

Im Oktober 2018 wurde im Rahmen des Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Indien das größte Abkommen in der Geschichte der militärtechnischen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern geschlossen: ein Vertrag im Wert von 5,43 Milliarden US-Dollar (4,66 Milliarden Euro) über die Lieferung von fünf Regimentssätzen des S-400-Systems an Indien.

Zurzeit befindet sich Putin zu einem Staatsbesuch in Indien, der am Freitag endet. Angesichts der besonders privilegierten strategischen Partnerschaft zwischen Moskau und Neu-Delhi wird spekuliert, dass die Länder weitere Lieferungen sowohl bewährter als auch zukünftiger Waffensysteme vereinbaren werden. So deutete beispielsweise der indische Verteidigungsminister Rajnath Singh an, dass die Lieferung zusätzlicher S-400-Systeme während des Treffens zwischen Putin und Modi zur Sprache kommen werde.

Übersetzt aus dem Englischen. Daniil Orlow ist russischer Militäranalyst.

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