
Sapad-2025: Moskau und Minsk geben den Westen Grund zum Nachdenken

Von Dawid Narmanija
"Schutz vor jeder Aggression"
Die Sapad-2025-Militärübungen hatten Verteidigungscharakter. Dies betonte Russlands Präsident und Oberster Befehlshaber Wladimir Putin. Während seines Besuchs auf dem Militärübungsplatz Mulino im Gebiet Nischni Nowgorod sagte er:
"Das Ziel besteht darin, für den Russisch-Weißrussischen Unionsstaat alle notwendigen Elemente zum unbedingten Schutz der Souveränität, territorialen Integrität und zum Schutz vor jeglicher Aggression zu üben."
Parallel verliefen Übungen an weiteren 40 Schauplätzen. Insgesamt nahmen daran über 100.000 Personen und etwa 10.000 Einheiten an Militärtechnik teil. Russlands Staatschef fügte hinzu, dass es sich bei Letzteren um moderne Modelle handele, die an realen Kampfhandlungen teilnähmen. Auch der Plan der Manöver wurde auf der Grundlage der Erfahrung der militärischen Sonderoperation verfasst. Russlands Verteidigungsminister Andrei Beloussow erklärte:
"An der Übung nehmen von russischer Seite die militärischen Führungsorgane, die Streitkräfte der Wehrkreise Leningrad und Moskau, Verbände der Luft- und Weltraumstreitkräfte, der Landetruppen zentraler Unterstellung sowie Kräfte der Baltischen und der Nordflotte teil. Und von weißrussischer Seite Streitkräfte, die der regionalen Gruppierung angehören."
Angespannte Atmosphäre
Trotz des betonten Verteidigungscharakters wurde die Militärübung im Westen mit Besorgnis erwartet. Unbekannte Drohnen, die in Polens Luftraum eindrangen, gaben Europa zusätzlichen Grund zur Sorge. Warschau und andere NATO-Hauptstädte zogen gleich den Schluss: Diese Drohnen stammen aus Russland. Russische Diplomaten wurden vonseiten der Außenministerien vorgeladen, allerdings wurden keinerlei Beweise vorgelegt, dass Moskau für den Zwischenfall verantwortlich sei.
All das passierte buchstäblich wenige Tage vor Sapad-2025. Polen schloss die Grenzen zu Weißrussland und beschloss, sich nicht auf den Zeitraum der Militärübung zu beschränken. Der polnische Innenminister Marcin Kierwiński sagte dazu:
"Wir machen das nicht für die Zeit der Übung, sondern wegen der Übung. Die Schließung der Grenzen ist unbefristet."

Zusätzlich verlegte Warschau etwa 40.000 Militärangehörige an die Grenzen zu Weißrussland und Russland. Der Militärexperte Alexei Leonkow wies in seinem Gespräch mit RIA Nowosti außerdem darauf hin, dass parallel in Polen die Militärübung Iron Defender stattfinde – die größte im Land im laufenden Jahr. Daran nähmen 35.000 Soldaten und Truppenkontingente aus den NATO-Bündnisstaaten teil. Der Experte merkte an:
"Wir haben immer einen Übungsgegner, doch sie sprechen offen von der Abwehr einer russischen Aggression. Dabei sehen viele NATO-Szenarien eine darauffolgende Invasion des Gebietes Kaliningrad vor."
Polen hat mehrmals versucht, die Sapad-2025-Übung zu behindern. Insbesondere fand vor einem Monat in Warschau die Konferenz "Neues Weißrussland" statt. Nach Angaben der Quelle von RIA Nowosti nahmen am geschlossenen Teil der Veranstaltung neben weißrussischen Oppositionellen auch Mitarbeiter der ukrainischen und polnischen Geheimdienste teil. Unter anderem wurde besprochen, wie die Militärübung und die Stationierung von Oreschnik-Raketenkomplexen in Weißrussland zu verhindern sei.
Schon im September nahmen weißrussische Geheimdienste einen polnischen Staatsbürger auf frischer Tat wegen Spionage fest. Bei dem Verhafteten wurden geheime Dokumente zu Sapad-2025 gefunden.
Kern der Übung
Die Übung selbst verlief äußerst offen und wurde von Vertretern von 25 ausländischen Delegationen, darunter drei NATO-Mitgliedsstaaten – USA, Türkei und Ungarn – beobachtet. Putin erklärte:
"Ich möchte allen für die Teilnahme danken. Ich hoffe, das ist für sie aus beruflicher Sicht nützlich. Aus der Sicht der Vertrauensbildung zwischen unseren Staaten ist es ganz sicher nützlich."
Trotz der Sorgen der Nachbarn bestimmte der Verteidigungscharakter der Übung auch ihren Inhalt.
Insbesondere übten Marineinfanteristen der Baltischen und der Nordflotte die Abwehr der Landung eines Übungsgegners in den Gebieten Kaliningrad beziehungsweise Murmansk.
Am Truppenübungsplatz Borissowski in Weißrussland zerschlugen die Stoßtrupps eine Sabotagegruppe des Übungsgegners. Dabei wurde aktiv die Erfahrung der Sonderoperation angewendet – zum Einsatz kamen Drohnen und Motorräder, die sich gut an der Front bewährt haben.
Aus der Luft wurden die Landstreitkräfte von Kampfhubschraubern Mi-35M, Mi-8ATSch und Bordjagdflugzeugen Su-33 unterstützt. Auch Artillerie unterschiedlicher Kaliber kam zum Einsatz – 120-Millimeter-Mörser und 152-Millimeter-Haubitzen des Typs Giazint-B.
Auch Besatzungen von T-72B3M-Panzern nahmen an der Militärübung teil.
Zur See
Die Küstenkomplexe Bal setzten eine Rakete des Typs Uran (Ch-35) gegen die Schiffe des Übungsgegners in der Arktis ein. Die Bastion-Komplexe feuerten Onyx-Raketen von der Küste des Franz-Josef-Archipels ab. Damit wurden Ziele in einer Entfernung von über 200 Kilometern getroffen.
Der Arktis wurde besondere Beachtung geschenkt, vor allem zur See. Im Nordpolarmeer übten diverse Einheiten der Nordflotte, darunter des Arktischen Expeditionskorps. Insbesondere wurden Einsätze zur Isolation von Gebieten mit "terroristischer und illegaler bewaffneter Aktivität" und das Einkesseln und Aufreiben entsprechender Gruppierungen geübt.
Die Seeleute der Nordflotte zerstörten ein Landungsschiff und unbemannte Schnellboote des Übungsgegners.
Ein ähnliches Szenario hatten auch die Seeleute der Baltischen Flotte. Sie übten zusätzlich die Zerschlagung von gegnerischen Untersee-Landungskräften.
Die Bedrohlichsten
Besondere Aufmerksamkeit wurde bei der Übung Raketenangriffen geschenkt. Die Besatzung der Fregatte Admiral Golowko schoss eine Hyperschall-Rakete vom Typ Zirkon ab, deren Ziel vom U-Boot-Abwehrflugzeug Tu-142 vorgegeben wurde.
Die Besatzungen der Iskander-M-Raketenkomplexe führten ihrerseits Übungsstarts im Gebiet Kaliningrad durch.
Im Rahmen der Übung wurden auch strategische Raketenträger Tu-22M3 herangezogen. Sie patrouillierten vier Stunden lang die neutralen Gewässer der Barentssee.
Ein Highlight waren planerische Übungen des Einsatzes von Oreschnik-Raketen. Diese Raketenkomplexe sollen bis Jahresende in Weißrussland stationiert werden.
Konstantin Sokolow, Vize-Präsident der Akademie für geopolitische Probleme, erklärt dazu:
"Die Einsatzplanung kann auch geschlossen erfolgen, niemand würde davon erfahren. Im Grunde ist es eine Überprüfung der Steuerungssysteme. In diesem Fall sehe ich eine Reaktion auf die Handlungen der NATO im Baltikum, Rumänien, Polen und Finnland. Das ist eine Demonstration der Bereitschaft, die modernsten Komplexe einzusetzen."
Nach Sokolows Ansicht ist die geografische Verortung der Übung nicht zufällig gewählt. Der Experte ist überzeugt – nach dem Beitritt Finnlands zur NATO hat sich die Arktis in einen vollwertigen Konfrontationsschauplatz gegen Russland verwandelt, Kaliningrad zieht traditionell die Aufmerksamkeit der Nachbarn auf sich, und Weißrussland ist seit langem ein Ziel des Westens – er versucht, aus diesem Nachbarland der Russischen Föderation eine zweite Ukraine zu machen.
Bei den Übungen, die möglichst transparent durchgeführt wurden, konnten sich potenzielle Gegner und ihre Verbündeten überzeugen, dass jegliche Versuche, Russland zu provozieren oder einzuschüchtern, zum Scheitern verurteilt sind.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei "RIA Nowosti" am 16. September.
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