Russland

"Täglich Angriffe": Der Alltag in den befreiten Städten der DVR

"Als Erste flohen die vielgerühmten Eliteeinheiten des ukrainischen Militärs. Bevor die Hölle ausbrach, kamen die Söldner zu uns. Dann war es besonders schwer", erzählt Olga (Name geändert) aus Kurachowo. RIA Nowosti berichtet, was die Zivilbevölkerung in den befreiten Städten erleben musste.
"Täglich Angriffe": Der Alltag in den befreiten Städten der DVRQuelle: Sputnik © Taissija Woronzowa

Von Dawid Narmanija

Schwieriger Hintergrund

Von Donezk nach Kurachowo sind es 50 Kilometer. Die Straße führt an Marjinka vorbei, einer einst uneinnehmbaren Festung des ukrainischen Militärs. Ab 2014 wurde diese Stadt in eine regelrechte Zitadelle verwandelt. Das Stadtgebiet war voll von Befestigungen. Die Kämpfe dauerten fast zwei Jahre, es blieben nur noch Ruinen. So erscheint auch Kurachowo zunächst fast völlig zerstört, doch der erste Eindruck trügt.

Natalja Welikodnaja, Leiterin des Gemeindebezirks Telmanowka, erklärt:

"Nach vorläufigen Schätzungen wurden bis zu 70 Prozent der Gebäude zerstört."

Auf Anordnung des Oberhaupts der Donezker Volksrepublik organisiert sie die Arbeit der Verwaltungsorgane in Kurachowo und dem zugehörigen Bezirk.

Bisweilen wirken die Zerstörungen nicht ganz so kritisch, und es entsteht der Eindruck, dass ein Abriss vermieden werden kann. Leider ist das nicht immer so. Marina Kapljanok, Abgeordnete des Volksrats der DVR, erklärt, während wir die Straße entlangfahren:

"Wenn das Fundament durch Beschuss beschädigt ist, reicht eine Renovation nicht aus."

"Stadt und Siedlungen waren ganz"

Vor einer totalen Vernichtung wurde die Stadt nur noch durch die Geschwindigkeit der russischen Offensive bewahrt – Russlands Streitkräfte rückten von drei Seiten an und befreiten die Stadt binnen weniger Monate im Januar 2025. Eine Bewohnerin der Stadt, Anna (Name geändert), sagt:

"Wenn die Unseren kommen, sind die Städte und Siedlungen noch ganz. Erst danach zerstört das ukrainische Militär sie mit Drohnen und Artillerie."

Vor dem Rückzug griffen die Söldner gezielt die Zivilbevölkerung an. Anna erinnert sich:

"Sie schossen aus Panzern. Wenn die Menschen in einen Keller rannten, schossen sie auf den Keller. Wenn sie in ein Haus rannten, schossen sie auf das Haus. Unsere Jungs retteten uns. Egal, wie man versuchte, sie zurückzudrängen, sie taten keinen Schritt zurück."

Dreimal so viel

Der Terror hält bis heute an. Konstantin Kusmin, Vorsitzender des Volksrats der DVR, berichtet:

"Praktisch jeden Tag gibt es Drohnenangriffe. Sowohl Abwürfe von Sprengsätzen als auch Baba-Jaga-Drohnen und Drohnen mit Spätzündung. Doch das System der Drohnenbekämpfung ist hier gut ausgebaut, die Militärangehörigen tun alles, was in ihrer Macht steht."

Trotz der Aktionen des Kiewer Regimes kehrt die Stadt allmählich zum Leben zurück. Kusmin betont:

"Die Minenräumung läuft. Es ist schwer, irgendwelche Fristen zu nennen – das ist eine schwierige Arbeit. Parallel läuft die Räumung von Schutt. Unter den Ruinen können ebenfalls Minen und Blindgänger sein, deswegen gilt Vorsicht. Es ist nicht schnell und wir drängen die Ingenieure nicht zur Eile – sie riskieren ihr Leben."

Kusmin weiß, wovon er spricht. Er kämpfte seit 2014 im Krieg, kommandierte ein Bataillon und hat den Titel eines Helden der DVR.

Die Herangehensweise an den Wiederaufbau ist komplex. Der Gesprächspartner von RIA Nowosti merkt an:

"Ist eine Straße wichtig? Ja. Ist Strom wichtig? Sicher. Ebenso das Wasser. Wir arbeiten in all diesen Bereichen. Man muss auch die verbliebenen oder zurückkehrenden Menschen mit Wohnraum versorgen."

Im Januar, nach der Befreiung, lebten in der Stadt mit einer Vorkriegsbevölkerung von 19.000 Personen 400 Menschen. Heute sind es etwa 800. Im gesamten Bezirk Kurachowo leben 3.000 Menschen. Marina Kapljanok berichtet:

"Wir bringen regelmäßig humanitäre Hilfe sowohl hierher als auch in andere befreite Gebiete – in sämtliche Dörfer und Siedlungen des Gemeindebezirks Kurachowo. Dies geschieht mit Unterstützung des Senators der DVR, Alexander Woloschin. Gemeinsam mit meinen Kollegen Jewgeni Belaschew, Denis Ostrowski, Maxim Schwez sammeln, sortieren und transportieren wir die Güter. Heute zum Beispiel sind es 150 Pakete."

In jedem Hilfspaket liegen haltbare Produkte, fünf Liter Trinkwasser und Haushaltsreiniger. Die Abgeordnete fügt hinzu:

"In der Stadt gibt es auch eine soziale Kantine – wir versorgen täglich 700 Menschen mit Essen."

Es gibt zwei Lebensmittelläden. Kusmin erklärt:

"Unternehmer, die Geschäfte in befreiten Gebieten eröffnen, erhalten Steuervergünstigungen. Ihnen ist es erlaubt, die sonst obligatorischen Kassengeräte nicht zu installieren. Doch weil die Hauptbetriebe der Stadt noch nicht arbeiten, kommt man ohne humanitäre Hilfe nicht aus. Bisher können nicht alle Lebensmittel kaufen."

"Es war ein einziges Armageddon"

Auch Geldfragen werden schnell geklärt. Renten werden bereits ausgezahlt. Der Einheimische Wladlen Timoschenko bestätigt:

"Für das Jahr 2024 wurde alles berechnet und vollständig ausgezahlt. Jetzt kommen die Zahlungen jeden Monat."

Timoschenko stammt aus Iljinka – dieser Stadtteil ist vom Zentrum durch den Stausee von Kurachowo getrennt. Der Rentner erzählt:

"Als sich die ukrainischen Soldaten zurückzogen, vernichteten sie alles hinter sich. Sie schossen direkt auf Häuser. Es war ein einziges Armageddon."

Im Laufe der Kämpfe wurde der Damm, der die Stadtteile verbindet, beschädigt. Jetzt ist es schwierig, zum Stadtzentrum zu kommen. Ein Übergang wurde gebaut, doch laut Timoschenko eignet er sich nur für Fahrräder oder Mofas. Dabei gibt es genug Gründe für eine Fahrt. Kusmin erklärt:

"Die Verwaltung empfängt Menschen mit sozialen Problemen, zu Rentenfragen. Es wurde eine Bankfiliale eröffnet, eine Filiale von 'Einiges Russland'. Man kann mit allen Anliegen kommen. Natürlich ist es etwas eng, doch wir schaffen es. Und alles wird de facto in einem Gebäude erledigt."

Die Stadt wird regelmäßig von mobilen medizinischen Brigaden besucht, zu denen unterschiedliche Spezialisten gehören. Es kommen ebenfalls Rettungswagen aus Donezk.

Auch Entschädigungen für Sachschäden werden bereits ausgezahlt, versichert die Verwaltungschefin Natalja Welikodnaja. Sie erklärt:

"Kommissionen werten die Zerstörungen aus und verfassen Dokumente. Der Prozess läuft aktiv. Was den öffentlichen Verkehr betrifft: Im vergangenen Monat wurde die erste Buslinie im Bezirk eröffnet. Zuvor fuhr der Bus einmal pro Woche, jetzt dreimal."

Das Leben in Kurachowo verbessert sich allmählich. Auch die Menschen kehren zurück, manche sogar aus Europa. Alle verstehen: Es steht viel Arbeit bevor, doch jeden Tag gibt es Verbesserungen. Das Schrecklichste liegt bereits in der Vergangenheit.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 17. August.

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