Russland

Karikaturist und Zaren-Liebling: Einmalige Schau des Malers Karl Brjullow in der Tretjakow-Galerie

Der "russische Italiener" und nie gekrönte "Michelangelo Russlands", Maler Karl Brjullow, begeisterte einst Sankt Petersburg – und zieht nun Moskau in seinen Bann. Die Blockbuster-Ausstellung des berühmten Künstlers verzeichnet bereits Besucherrekorde.
Karikaturist und Zaren-Liebling: Einmalige Schau des Malers Karl Brjullow in der Tretjakow-GalerieQuelle: Sputnik © RIA Nowosti / Ewgenij Bijatow

Sobald man die Schwelle der Ausstellungshallen der Neuen Tretjakow-Galerie am Krimwall (Krymskij Wal) in Moskau überschreitet, ist man von Dunkelheit umgeben. Schwarz, dicht ‒ und es ist klar, dass man sich im Universum befindet. Es ist das Universum von Karl Brjullow, dem legendären russischen Maler, dessen Gemälde von Walter Scott und dem russischen Zaren Nikolaus I. bewundert wurden.

Die zum 225. Geburtstag des Künstlers konzipierte Ausstellung "Karl Brjullow. Rom ‒ Moskau ‒ Sankt Petersburg" verspricht, eines der beliebtesten Museumsprojekte des Jahres zu werden. Zuerst fand diese Ausstellung im Russischen Museum in Sankt Petersburg statt und wurde zur erfolgreichsten Schau in der Geschichte des Museums mit 477.000 Besuchern und zur meistbesuchten Ausstellung Russlands in den letzten fünf Jahren. Nun ist sie nach Moskau gekommen, in die Tretjakow-Galerie. Und sie ist wirklich grandios ‒ von den ausgestellten Werken bis hin zum Aufbau. Die Zeitung The Art Newspaper schreibt:

"Die Architektur der Ausstellung ist absichtlich überwältigend [...] Um die ganze Aufmerksamkeit auf den Reichtum seiner Farben zu lenken, sind die Gemälde in einer alles verschlingenden Dunkelheit platziert, die sie wie in einem bodenlosen Kosmos hängen lässt. Nur einige symbolische, verschiedenfarbige Teppichwege [die jeweils einer anderen Lebensperiode des Künstlers entsprechen ‒ Rom, Moskau, Sankt Petersburg] erden den Betrachter ein wenig. Diese ganz in Schwarz gehaltene visuelle Lösung erweist sich als eine große Wohltat für den Besucher, dessen Blick sich sonst schnell an den Exzessen von Brjullow, diesem 'russischen Italiener', sattsehen könnte."

Aus der Dunkelheit tauchen die virtuosen Porträts auf, die Brjullow so gern malte ‒ und es scheint, als würde in den dunklen Museumssälen plötzlich eine ganze Epoche lebendig werden. Die Epoche der russischen Romantik, deren hellster Vertreter Karl Brjullow war. Für die Ausstellung wurden 170 Werke aus ganz Russland und aus Armenien zusammengetragen ‒ aus regionalen Museen, großen Sammlungen und aus Privatbesitz. Das Ergebnis ist sehr aussagekräftig.

"Karl Brjullow ist ein ganzes Universum", betont auch die Kunsthistorikerin Jewgenia Gerschkowitsch in einem Kommentar für das Portal RBK. Und genau das wird in dieser Ausstellung spürbar, die Brjullows Werk in all seinen Facetten zeigt – von seinen ätzenden Karikaturen auf Zeitgenossen bis zur monumentalen Leinwand "Der letzte Tag von Pompeji", von den Gemälden, die Zar Nikolaus I. bewunderte, bis zur Ausmalung der Isaakskathedrale, die er in dem Bestreben schuf, ein "russischer Michelangelo" zu werden. Daran scheiterte er: Durch Zugluft auf der Baustelle der Kathedrale und schwierige Arbeitsbedingungen wurde er unheilbar krank. Er begab sich nach Italien ‒ wie sich herausstellte ‒ auf seine letzte Reise. Jewgenia Gerschkowitsch erklärt:

"Nachdem er ein in jeder Hinsicht großartiges Porträt seines Freundes und langjährigen Bekannten, des Professors für Archäologie Michelangelo Lanci, vollendet hatte, starb Karl Brjullow im gesegneten, von ihm so geliebten Italien, im Ort Manziana bei Rom. Die in seinem letzten Lebensjahr entstandenen Werke des Meisters sprechen von der Geburt eines neuen Brjullow. Jede Minute, sobald die Krankheit losgelassen hatte, wanderte er am Meeresufer entlang und zeichnete nach der Natur. Es war ein völlig anderer Blick des Künstlers, dem die Fesseln abzufallen schienen, eines Künstlers, der die Welt ohne die für ihn erfundenen Schönheitsformeln sah, der erkannte, dass es endlich möglich war, frei zu schaffen. Und das ist es, was die Ausstellung in der Tretjakow-Galerie, die den Weg des komplizierten Schicksals von Brjullow erforscht, uns spüren lässt."

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