
"In Russland verschwunden"? – Russland, Katar, Rotes Kreuz und UNO bringen Familien wieder zusammen

Von Maria Müller
Die Story der "20.000 aus den Kriegsgebieten entführten, gefangenen, versteckten und zwangsadoptierten Kindern, deren Identität systematisch ausgelöscht" wird, weil sie in russischen Schulen Russisch lernen und mit der russischen Kultur in Berührung kommen – Selenskij vergisst, dass ukrainische Flüchtlingskinder in jedem Aufnahmestaat die Landessprache lernen müssen. Auch in Deutschland ist das so.

Trotzdem trug der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Besuch in Washington gerade die gleiche Klage vor. Hat er keine Sekretärin, die im Internet einmal nachforschen könnte, was es damit auf sich hat? Offenbar nicht. Deshalb macht sich RT DE nun die Mühe, den Herren Merz, Macron, Starmer usw. über die bereits Jahre andauernden Tatsachen zu informieren, damit sie sich nicht länger blamieren.
Übrigens vergaß Selenskij ganz besonders, dass sein Vorgänger Poroschenko der russischsprachigen Bevölkerung der Ukraine die Muttersprache verbot. Offenbar ein Programm zum "Auslöschen der Identität"; weswegen der Donbass eine rote Linie zog und seine Unabhängigkeit proklamierte. Alles vergessen?
Nun zu den Fakten:
Im Kriegsjahr 2022 flüchteten rund 4,3 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine in die Staaten der Europäischen Union. Im gleichen Zeitraum flüchteten etwa 4 Millionen Einwohner der Ukraine nach Russland, darunter 730.000 Kinder. Sie wurden in den russischen Datenbanken registriert. Die überwiegende Mehrheit dieser Minderjährigen kam mit einem gesetzlichen Vertreter nach Russland: mit Eltern, Erziehungsberechtigten, Tutoren.
Kinder aus ukrainischen Heimen werden in Russland betreut
Ein Teil der Kleinen kam aus Heimen (Waisen, Behinderte), auch aus staatlichen Sozialheimen. Sie wurden aufgrund ihrer Gefährdung inmitten von Kriegshandlungen im Jahr 2022 von Hilfskräften aus dem Donbass und von russischen Militärs nach Russland evakuiert – etwa 2.000 Kinder – und fanden dort eine Aufnahme in Kinderheimen. Verletzte und traumatisierte Kinder wurden in russischen Pflegeeinrichtungen oder in Reha-Kliniken behandelt. Andererseits kamen 380 Kinder in russische Pflegefamilien (keine Adoption), bis ihre Familiensituation geklärt war.
Von dieser Gruppe fanden später wiederum 125 Kinder Adoptivfamilien in Russland. Es handelte sich vor allem um Waisenkinder, die jahrelang in Waisenhäusern unter ukrainischer Verwaltung im Donbass gelebt hatten. Gerade Kleinkinder benötigen für ihre psychische Entwicklung eine stabile Familiensituation. Das entspricht internationalen Standards. Die Kinder konnten über Videokonferenzen ihre möglichen Adoptions- oder Pflegefamilien kennenlernen und auswählen.
Die Arbeit des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes
Seit den ersten Tagen der Eskalation des Krieges im Frühjahr 2022 arbeitete das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) mit seinem Regionalbüro in Moskau aktiv in den umkämpften Gebieten. Laut seinen Jahresberichten erleichterte und begleitete es die Evakuierung von Menschen, darunter auch von vielen Kindern. Dort heißt es, die Evakuierungen seien entweder von den Streitkräften oder von zivilen Einrichtungen beider Länder nach vereinbarten Modalitäten durchgeführt worden, wobei das IKRK als Vermittler fungierte. Auch die Zusammenführung von Familienangehörigen auf beiden Seiten der Grenze mithilfe der Register in den Datenbanken der Organisation gehört zu ihren Aufgaben. Dieses System macht den angeblichen "Raub" oder das "erzwungene Verschwinden" von tausenden Flüchtlingskindern, wie die Ukraine fälschlicherweise behauptet, unmöglich. Die Jahresberichte und Pressemitteilungen des IKRK verdeutlichen diese Aktivitäten bis zum heutigen Tag. Das IKRK koordiniert mit dem russischen Büro für Kinderrechte und mit der Regierung von Katar bei der Familienzusammenführung.
Mithilfe und Kontrolle durch internationale Kinderhilfsorganisationen
Die russische Beauftragte für Kinderrechte, Maria Wlowa-Belowa, suchte im Jahr 2022 die Zusammenarbeit mit internationalen Kinderhilfsorganisationen. Im Oktober 2022 fand der erste Austausch mit Karim Atassi, dem Leiter der Vertretung des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR-UN), in der Russischen Föderation statt.
Im Mittelpunkt des Treffens stand die Situation von unbegleiteten und von ihren Familien getrennten Kindern sowie von Kindern aus Kinderheimen in der Ostukraine, die sich nun auf dem Gebiet der Russischen Föderation befinden. Man besprach internationale Standards zur Wahrung der Interessen dieser Kinder. Maria Wlowa-Belowa überreichte Namenslisten von betroffenen Kindern, und Karim Assim schlug vor, einige der Kinder und ihre Pflegefamilien zu besuchen. Beide Institutionen einigten sich darauf, in Zusammenarbeit mit weiteren internationalen Organisationen zu prüfen, wie diesen Kindern am besten geholfen werden kann.
Laut einem Bericht der russischen Kinderschutzbehörde (Bulletin 3) fand im Januar 2023 ein Treffen mit Afshan Khan, der Regionaldirektorin des UNICEF-Büros für Europa und Zentralasien, statt. Maria Wlowa-Belowa informierte sie über die Evakuierung von Kindern aus Bezirken unter Beschuss, über deren Unterbringung, die Suche nach Angehörigen und den Familiennachzug, sowie über die Familienzusammenführung in Drittländern. Auch hier fand das Gespräch auf der Grundlage von konkreten Daten der Kinder statt.
Ferienlager abseits der Kriegsfront
Im Jahr 2022 organisierte das russische Büro für Kinderrechte Erholungsreisen für Kinder aus den Kampfgebieten des Donbass. Sie konnten einige Wochen in Ferienlagern auf der Krim oder in Krasnodar am Schwarzen Meer verbringen (eine Tradition in Russland). Insgesamt kamen 2.360 Kinder mit Bussen oder Flugzeugen dorthin (Zahlen nach Angaben des russischen Büros für Kinderrechte). Ihre Familien begrüßten diese Möglichkeit für ihre Kinder, fernab von Bomben, Schmetterlingsminen und Kugeln zur Ruhe zu kommen. Auf einer UNO-Veranstaltung vorgeführte Videofilme über die Freizeitaktivitäten belegen das hohe pädagogische Niveau der Ferienbetreuer.
Verspätete Rückkehr aufgrund von kriegsbedingten Problemen und begrenzten Reisemitteln
Aufgrund von territorialen Veränderungen in den Kampfgebieten, aber auch aus sozialen und familiären Gründen mussten die meisten Kinder in den Lagern Wochen und Monate warten, bis sie von Personen des Vertrauens abgeholt wurden. In der Zwischenzeit waren einige Familienmitglieder in EU-Länder geflohen.
Das Büro für Kinderrechte organisierte unter Maria Lwowa-Belowa freiwillige Helfer in der Ukraine und in Russland, die Kontakt zu den betroffenen Familien aufnahmen. Mit ihrer Hilfe konnten die meisten Kinder bis Ende des Jahres wieder mit ihren Verwandten oder Erziehungsberechtigten zusammengeführt werden. Ende 2022 warteten noch etwa 400 Kinder in den Ferienheimen. Am 3. April 2023 waren es noch 38 Kinder. Bis Ende 2023 waren schließlich alle Kinder zurückgekehrt. Das Bulletin Nr. 1 des Büros für Kinderrechte enthält eine Statistik über die monatliche Rückkehr der Kinder (S. 6).
Einige der jungen Menschen wollen nach Russland zurückkehren
Am 11. März 2024 sprach der Exekutivdirektor der "Ukrainischen Helsinki-Union für Menschenrechte", Alexander Pawlitschenko, im ukrainischen Fernsehsender Kiew 24 über die Tatsache, dass einige Kinder nach Russland zurückkehren wollen. Pawlitschenko sagte: "Sie sehen dort bessere Bedingungen für sich, bessere Möglichkeiten der Selbstverwirklichung."
Katar und das Internationale Komitee des Roten Kreuzes
Seit Mai 2023 organisieren das Internationale Rote Kreuz(IKRK) und das russische Kinderschutzbüro gemeinsam Familienzusammenführungen. Lwowa-Belowa veröffentlicht dabei regelmäßig die Daten von Minderjährigen, deren Familien sich jetzt in EU-Ländern befinden.
Seit Oktober 2023 hat sich die Regierung des arabischen Staates Katar den humanitären Aktionen angeschlossen. Bei monatlichen Zusammenkünften in der Hauptstadt Doha werden stets konkrete Fälle bearbeitet und Familien wieder zusammengebracht, wobei Katar die Flüge finanziert.
Bei einem Besuch vom 23. bis 26. April 2024 besprach die Chefin der russischen Kinderschutzbehörde mit der Ministerin für internationale Kooperation, Lolwah Al-Khater, die Ergebnisse der Zusammenarbeit und neue Schritte. So konnten dort zum ersten Mal direkte Gespräche über Familienzusammenführungen mit Vertretern der Ukraine stattfinden.
Die großzügige Unterstützung des Landes ermöglichte es bis Jahresende 2024 rund 100 Kindern, ihre fernen und/ oder vermissten Familien wiederzutreffen. Katar bietet auch Rehabilitierungsbehandlungen in medizinischen Einrichtungen für körperlich und seelisch verletzte Kinder aus den Kriegsgebieten an. Die Fälle sind im Anhang des Bulletins 3 dokumentiert. (Letzter Bericht: 14.02.2025)
Flüchtlinge kommen "mithilfe privater Initiative" in der Türkei an
Am 18. Juni 2022 kamen laut Presseberichten 50.000 Flüchtlinge aus der Ukraine in der Türkei an. Sie brachten etwa 1.000 Waisenkinder und Pflegekinder mit. Es ist unklar, ob diese auf der Liste der gesuchten Kinder der ukrainischen Regierung stehen. Von einer Kontrolle durch das Internationale Komitee des Roten Kreuzes war in der Presse nicht die Rede. Auch nicht, ob der ukrainische Staat involviert ist. Die türkische Regierung sagte, sie sei "beteiligt". In diesem Fall sprach die internationale Presse nicht von der Entführung ukrainischer Kinder, sondern von Dankbarkeit gegenüber einer Gruppe ukrainischer Geschäftsleute. Diese hätten diese Transporte organisiert und finanziert und damit das Leben der Kinder gerettet. Eine völlig entgegengesetzte Bewertung.
Ukrainische Hilfsorganisation "Save Ukraine"
Auch die ukrainische Hilfsorganisation "Save Ukraine" hat nach eigenen Angaben zwischen 2022 und 2024 ungefähr 663 ukrainische Kinder wieder mit ihren Familien zusammengeführt. Dies geschah in Zusammenarbeit mit dem russischen Büro für Kinderrechte und den russischen Behörden. Die NGO verschweigt allerdings auf ihrer Webseite diesen Teil ihrer Arbeit. Sie passt sich stattdessen dem Diskurs der westlichen Medien an: "Gestohlene Kinder … Tausende ukrainischer Kinder gefangen … dem Menschenhandel unterworfen … entführt … Identität ausgelöscht" und so weiter. Die NGO spricht von ihren "Rettungsaktionen", als ob sie Hunderte Kinder heimlich aus Russland in die Ukraine gebracht hätte – das ist genauso wenig wie in umgekehrter Richtung möglich.
Als Fazit der hier übermittelten Informationen – besonders im Hinblick auf die professionelle Zusammenarbeit mit internationalen humanitären Organisationen und mit der Regierung des Landes Katar – wird deutlich, dass die Behauptung von tausenden nach Russland verschleppten Kindern ein beschämendes Propagandagespenst ist.
Zum Schluss seien noch einmal die Links zu den drei bereits erwähnten Bulletins für die bessere Übersicht und Auffindbarkeit angeführt: Bulletin 1, Bulletin 2 und Bulletin 3.
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