Russland

Russland-Sanktionen kurz vor dem Ende? Westliche Spekulanten wittern Profite

Hinter den Kulissen, in den Fluren der westlichen Finanz-Insider, US-Investoren und Spekulanten, schielen alle schon auf die erwartete Öffnung des Staudamms namens "US-Sanktionen gegen Russland". Wie und woran wird man sich bei dieser lukrativen Gelegenheit mästen?
Russland-Sanktionen kurz vor dem Ende? Westliche Spekulanten wittern ProfiteQuelle: www.globallookpress.com © Bulkin Sergey/news.ru

Von Elem Chintsky

Obwohl es durchaus widersprüchliche Signale sowohl aus dem Kreml als auch aus dem Weißen Haus gibt und ein direktes Treffen zwischen Putin und Trump noch aussteht, kann eine grundsätzliche Atmosphäre eines diplomatischen Tauwetters zwischen Russland und den USA nicht abgestritten werden. Selbst von einer Aufhebung der Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation – zumindest vonseiten Washingtons – ist die Rede. Die EU hingegen – unter den hysterisch-pathetischen Kognitionsschwänzern von der Leyen und Kallas sowie den Berliner und Warschauer Regierungseliten – wird ihre Sanktionen bis zum eigenen Systemversagen aufrechterhalten.

Jetzt sei Bloomberg zufolge im Gespräch, dass die russischen Finanzmärkte schon in wenigen Wochen für westliche Investoren zugänglich sein könnten, was hinter den Kulissen bereits zu einer rasanten Nachfrage führt. Betagte, erprobte und erfahrene Investoren suchen zum Zweck ihrer bestmöglichen Positionierung bereits nach Umgehungsmöglichkeiten der noch geltenden Sanktionssperren, bei einer offiziellen Wiedereröffnung des russischen Aktienmarktes ihre Profite zu maximieren.

Angemerkt sei, dass auch schon auf den geschlossenen Märkten Russlands die Aktienkurse und das Handelsvolumen in letzter Zeit stetig stiegen. Dazu korreliert auch die Leistung der russischen Währung: Seit Anfang des Jahres hat der Rubel gegenüber dem US-Dollar um 15 Prozent zugelegt und ist damit die zurzeit profitabelste Währung des Jahres 2025.

Bloomberg zitiert dazu den Leiter der britischen Vermögensverwaltungsgesellschaft abrdn, Kieran Curtis:

"Wenn die Sanktionen aufgehoben und russische Aktien wieder in die Indizes aufgenommen werden, werden sie stark gewichtet sein."

Warum ist das so? Einfach gesagt, die russischen Aktien liegen im weltweiten Vergleich extrem unter ihrem eigentlichen Preis. Hierfür ist die P/E-Ratio (auch "Kurs-Gewinn-Verhältnis" oder "KGV") ein wichtiger Indikator. Sie zeigt das Verhältnis zwischen dem Marktpreis einer Aktie und dem Gewinn pro Aktie an. Zum Vergleich: Der durchschnittliche US-amerikanische S&P 500-Index hat derzeit einen KGV von 29,8. Das bedeutet, dass es knapp 30 Jahre dauern wird, bis man eine Investition in US-amerikanische Aktien wieder hereingeholt hat.

Wie sieht es dahingehend aber mit dem KGV einer russischen Aktie aus? Da liegt der Zeitraum bei nur fünf Jahren, um die anfänglichen Investitionen wieder wettzumachen – also sechsmal zügiger. Kein Wunder, dass die westlichen Spekulanten hellhörig wurden, als das Gemunkel über ein Ende der Sanktionen begann. Mit gesunder Risikobereitschaft ist Russlands Aktienmarkt also ein vergleichsweise sicherer Hafen und eine großartige Gelegenheit, signifikante Gewinne zu erzielen.

Auf welche Aktien welcher russischen Firmen könnten es die westlichen Investoren aber abgesehen haben? Dazu muss man sich nur die geopolitischen Zänkereien über die raren Erden, die endlich in voller Transparenz – nicht mehr übertüncht von Märchen über die Rettung der ukrainischen Demokratie – geführt werden, ansehen. In den vergangenen Wochen war oftmals die Rede von einem Deal über den Zugang zu seltenen Erden, zwischen Selenskijs Kiewer Regime und der Trump-Administration unter Vermittlung durch den neuen US-Chefdiplomaten Rubio. Mit dem jüngsten Fiasko im Oval Office zwischen Selenskij, Trump und Vance ist eine vernünftige Zusammenarbeit dahingehend jedoch vorerst unwahrscheinlich. Stattdessen wird vermehrt eine direkte US-amerikanisch-russische Vereinbarung in den Raum gestellt. Selbst das russische Staatsoberhaupt stellte vor einer Woche eine direkte Zusammenarbeit bei den seltenen Erden mit den US-Amerikanern in Aussicht.

Was das für Russland konkret bedeutet, erläuterte Putin Ende Februar folgendermaßen: 

"Seltene Erden sind die wichtigste Rohstoffbasis der modernen Wirtschaft. In der Tat sprechen wir über praktisch alle Sektoren des neuen technologischen Betriebs, der die Dynamik des globalen Fortschritts bestimmt. … Es ist die Richtung, die schon heute die globale Wettbewerbsfähigkeit des Landes, das Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung und die Lebensqualität unserer Bürger bestimmt und bestimmen wird."

Derzeit betritt die russische Firma "Rusal" den weltweiten Markt der seltenen Erdmetalle mit einer einzigartigen Innovation. Dabei handelt es sich um eine experimentelle Produktion von Scandiumoxid – mit einer Kapazität von 1,5 Tonnen pro Jahr. Das Projekt soll Ende 2025 anlaufen, wobei sich die staatlichen Investitionen in die neue Produktion auf etwa 500 Millionen Rubel (circa 5,5 Millionen Euro) belaufen werden. Sofern die erwartete Marktführerschaft tatsächlich erreicht wird, werden sich diese Investitionen mehr als rentieren.

Scandium ist ein Metall der derzeit viel zitierten seltenen Erden (rare earth minerals – REM), das bei der Herstellung von Aluminiumlegierungen, Brennstoffzellen und beim 3D-Druck gefragt ist. Weltweit werden jährlich 20 bis 25 Tonnen dieses Metalls produziert, und mit der kommenden Inbetriebnahme des neuen Standorts wird Rusal zu einem der größten Produzenten dieses Metalls. Seit Anfang der 2000er-Jahre bis heute produzieren nur drei Länder Scandium – Russland, China und die Ukraine. Der ukrainische Standort Scholtyje Wody (der zur Stadt Kriwoi Rog in der Oblast Dnipropetrowsk gehört) liegt nur knapp 110 Kilometer von der Frontlinie entfernt.

Dieses neue russische Projekt wird das weltweit erste Beispiel für die industrielle Herstellung von Scandiumoxid aus Aluminiumoxid-Produktionsabfällen sein. Die Technologie wurde vom Rusal-Ingenieurzentrum entwickelt – auch die Ausrüstung stammt aus eigener Produktion. Wird sich das auf die Aktien der Firma auswirken – Aktien, deren Wachstumspotenzial und derzeitige Unterbewertung bereits irgendwo in liberal-demokratischen Kreisen in Übersee ins Visier genommen wurden?

Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.

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