Das zerstörte Internat in Sudscha: Neueste ukrainische Provokation?
Von Alexej Danckwardt
Am 1. Februar hat sich in der seit August 2024 von den ukrainischen Truppen besetzten russischen Kreisstadt Sudscha ein mutmaßliches Kriegsverbrechen ereignet. Ein Geschoss traf ein früher als Kinderheim genutztes Gebäude, in dem nach ukrainischen Angaben Zivilisten – russische Einwohner der Stadt – untergebracht waren. Vier Personen wurden – ebenfalls nach ukrainischen Angaben – dabei getötet, bis zu hundert weitere verletzt.
Wenig überraschend beschuldigte die ukrainische Seite sofort die russische Armee, das Gebäude bombardiert zu haben. Die Reaktion der russischen Seite folgte in der Nacht zum Sonntag: Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, es habe Erkenntnisse dazu, dass es eine durch die 19. Raketenbrigade der ukrainischen Streitkräfte aus dem Gebiet Sumy abgefeuerte Rakete war, die das Internat traf. Das russische Luftabwehrsystem hat offenbar den Abschuss der Rakete festgehalten.
Das Ermittlungskomitee der Russischen Föderation leitete daraufhin ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes und Kriegsverbrechen gegen den Kommandierenden der Brigade, Stanislaw Karpuscha, ein. Auch die Sprecherin des Außenministeriums Russlands, Maria Sacharowa, hat sich bereits geäußert.
Vieles spricht dafür, dass es tatsächlich eine ukrainische Provokation war, die sich am Sonnabend ereignet hat. Die Umstände passen sehr in die bisherigen Muster wahrscheinlicher ukrainischer Provokationen und False-Flag-Aktionen. Sie alle – Butscha, Kramatorsk, Mariupol, Konstantinowka – traten immer dann auf, wenn im Westen Entscheidungen über die weitere militärische und finanzielle Unterstützung des Kiewer Regimes bevorstanden. Die Organisatoren, die immer auf eine kritiklose Verbreitung ihres Narratives durch die westlichen Medien zählen können, machten wie auf Bestellung mit den pünktlich auftretenden grausamen Folgen erfolgreich Stimmung in ihrem Sinne. Mit Butscha und Kramatorsk wurden die Friedensverhandlungen in Istanbul erfolgreich torpediert, die übrigen mutmaßlichen Provokationen sorgten dafür, dass der Strom westlicher Hilfen nie versiegte und sich die Qualität der gelieferten Waffen von Runde zu Runde steigerte.
Auch dieses Mal fürchtet die Ukraine schicksalhafte Entscheidungen in westlichen Hauptstädten. Der neue US-Präsident Donald Trump hat bereits Finanzhilfen für die Kiewer Marionetten ausgesetzt, mit der Folge, dass 90 Prozent der "freien" ukrainischen Presse die Finanzierung ausgegangen ist. Auch militärische Hilfen aus Washington kommen zumindest unter dem Aspekt der Korruptionsanfälligkeit auf den Prüfstand. Der Kiewer Machthaber mit der abgelaufenen Amtszeit, Wladimir Selenskij, hat sich ja selbst beschwert, dass nur die Hälfte der von Biden und seinen US-Demokraten bewilligten militärischen Hilfe in der Ukraine angekommen sei. Interessante Offenbarungen, nach denen es niemanden wundern muss, dass der neue Hausherr im Weißen Haus etwas genauer hinsehen will.
Dem Kiewer Regime weht plötzlich ein harter Gegenwind ins Gesicht und da käme ein erschütterndes "russisches Kriegsverbrechen" doch sehr gelegen, um die Gemüter in Washington und in den verunsicherten Hauptstädten Europas wieder auf bedingungslose Unterstützung der Ukraine einzuschwören. Zahlreiche Analysten haben vor diesem Hintergrund eine spektakuläre ukrainische False-Flag-Aktion erwartet, Sudscha könnte sie gewesen sein.
Hinzu kommt, dass Kiew auch das Motiv hat, die Weltöffentlichkeit von unbestreitbar ukrainischen, bereits entdeckten Kriegsverbrechen abzulenken und vielleicht auch ein weiteres, noch unentdecktes zu vertuschen. Vor einigen Tagen haben russische Soldaten nach der Befreiung des Dorfes Russkoje Poretschnoje in derselben Oblast Kursk in Kellern mehrere halb verweste Leichen von Zivilisten – älteren Männern und Frauen – entdeckt, die Folterspuren trugen, denen die Hände gefesselt waren und die durch Granatenexplosionen entstellt wurden. Acht Frauen sollen vergewaltigt und dann erschossen worden sein, 14 weitere Bewohner kamen in den Kellern um. Nach dem Verwesungsgrad zu urteilen, kamen diese Männer und Frauen unter ukrainischer Besatzung ums Leben: Sie wurden in dem Keller zusammengepfercht, gefoltert und anschließend umgebracht. Ein ukrainischer Kriegsgefangener hat seine Beteiligung an den Taten in Russkoje Poretschnoje inzwischen gestanden. Die Kunde von alldem machte trotz allen Schweigens in westlichen Mainstream-Medien bereits weltweit die Runde.
Auch damit weist Sudscha Parallelen zu Butscha auf. Damals, Ende März 2022, sorgten Videoaufnahmen weltweit für Aufsehen. Darin ist zu sehen, wie die ukrainische Soldateska russische Kriegsgefangene foltert, ihnen in die Knie schießt und sie anschließend tötet. Mit den Bildern von Leichen aus Butscha, zu denen bis heute keine Namen und keine rechtsmedizinischen Gutachten zu Todeszeitpunkt und Todesursache öffentlich wurden, wurden diese von den ukrainischen Nationalisten selbst gefertigten Mord- und Foltervideos aus dem Bewusstsein der Weltöffentlichkeit verdrängt – von ihnen sprach danach niemand mehr. Das Motiv Kiews, ein "russisches Kriegsverbrechen" zu inszenieren, liegt auch insoweit auf der Hand: Von den unbestreitbar und bewiesen durch die ukrainischen Nationalisten getöteten russischen Zivilisten soll niemand mehr reden, nur von den Toten des angeblichen "russischen Selbstbeschusses".
Die Befürchtung russischer Kriegsberichterstatter geht noch weiter: Was, wenn das Internat in Sudscha selbst ein Folterort war? Wieso waren die Zivilisten, die doch eigene Häuser und Wohnungen in der Stadt haben dürften, in dem leer stehenden Heim zusammengepfercht? Wurden sie dort gegen ihren Willen gefangen gehalten und werden russische Soldaten dort ähnliche Bilder wie in dem Keller in Russkoje Poretschnoe erwarten, sobald die Stadt befreit ist?
Durch den Beschuss, den Kiew nun Russland in die Schuhe zu schieben versucht, würden die Spuren des Foltergefängnisses beseitigt werden, die Beweise ukrainischer Kriegsverbrechen. Solange die Stadt in ukrainischer Hand ist, können die Organisatoren den Tatort und die Beweise nach Belieben manipulieren: Reste russischer Bomben verteilen und die Reste der westlichen Geschosse aus ukrainischen Beständen wegschaffen. Ideale Bedingungen für eine False-Flag-Aktion.
Welches Motiv dagegen die russische Armee haben sollte, eigene Zivilisten so kurz vor der Befreiung von Sudscha zu töten, erschließt sich nicht. Ein Fehler? Aber Kiew behauptet, der russischen Armee sei bekannt gewesen, dass es sich um eine Zivilistenunterkunft gehandelt habe. Steckt die Absicht dahinter, ein Kriegsverbrechen Kiews zu inszenieren? Aber dafür fehlt Moskau die strukturelle Herrschaft über das Geschehen und seine Wahrnehmung im Westen. Die Weltmedien sind fest aufseiten Kiews und der Tatort vorerst in dessen Hand.
Der prorussische Militärblogger Roman Donezkij weist auf einen weiteren Umstand hin, der für eine geplante ukrainische Provokation spricht:
"Sofort veröffentlicht der Feind ein Video mit Opfern und Zerstörungen und gibt Russland die Schuld daran. Dabei deutet alles auf die Ukraine hin: die sofort gedrehten Aufnahmen in einer belagerten Stadt, und die Tatsache, dass wir in diesem Moment einen Raketenalarm hatten, und der fehlende militärische Wert des Objekts, und sogar die sofortige Zerstreuung des Themas durch diese Seite."
Ja, die operative Berichterstattung und die sofortigen Schuldzuweisungen sind auch ein Indiz, wenn auch ein schwaches.
Derzeit scheint das Kalkül Kiews aufzugehen: Die Tagesschau beispielsweise gibt am Sonntag ausschließlich und einseitig die ukrainische Darstellung des Vorfalls wieder, ohne die Verlautbarungen des Verteidigungs- und Außenministeriums in Moskau auch nur zu erwähnen. Auf die mediale Unterstützung im Westen kann Selenskij weiter zählen.
Mehr zum Thema – "Vergewaltigt und zu Tode geprügelt" – Evakuierte über ukrainische Verbrechen in Tschassow Jar
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.